Neue Abgabe geplant Kreml schröpft Russlands Konzerne

Russland verkaufte bereits Gold und Devisen, um sein riesiges Haushaltsloch zu stopfen. Jetzt will der Kreml russische Unternehmen zusätzlich zur Kasse bitten.
Sonderabgabe für russische Konzerne: Russlands Finanzminister Anton Siluanov bereitet "spezielle Änderungen der Steuergesetzgebung" vor, um von russischen Unternehmen zusätzliche Milliarden einzutreiben – ausgenommen Unternehmen der Gas- und Ölindustrie

Sonderabgabe für russische Konzerne: Russlands Finanzminister Anton Siluanov bereitet "spezielle Änderungen der Steuergesetzgebung" vor, um von russischen Unternehmen zusätzliche Milliarden einzutreiben – ausgenommen Unternehmen der Gas- und Ölindustrie

Foto: IMAGO/Valery Sharifulin / IMAGO/ITAR-TASS

Unter dem Druck westlicher Sanktionen konkretisiert Russlands Regierung Pläne, das eigene Haushaltsloch durch Abgaben von Großunternehmen zumindest teilweise zu stopfen. Insgesamt sollen so 300 Milliarden Rubel (rund 3,8 Milliarden Euro) zusammenkommen, wie Russlands Finanzminister Anton Siluanov (59) in einem am Freitag im Staatsfernsehen ausgestrahlten Interview sagte. Verwirrung gab es zunächst allerdings über die Art der Abgabe.

"Es werden spezielle Änderungen der Steuergesetzgebung vorbereitet", meinte Siluanow. Wahrscheinlich werde von den Unternehmen eine Abgabe auf die gestiegenen Gewinne der vergangenen Jahre erhoben, so der Minister. Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche sollten von diesen zusätzlichen Zahlungen allerdings ausgenommen werden.

Kremlsprecher Dmitri Peskow (55) versicherte später auf Nachfrage von Journalisten zwar, dass die Abgabe auf freiwilliger Basis erfolgen solle, "aber natürlich ist das Zusammenspiel zwischen der Führung des Landes und der Wirtschaft, zwischen Regierung und Wirtschaft keine Einbahnstraße". In der vergangenen Woche hatte bereits Vize-Regierungschef Andrej Beloussow (63) erklärt, man sei angesichts des tiefen Etatlochs im Gespräch mit Großunternehmen. Er stellte damals eine einmalige – und freiwillige – Sondersteuer in Aussicht.

Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und wurde daher von westlichen Staaten mit weitreichenden Wirtschaftssanktionen belegt. Trotz hoher Öl- und Gaseinnahmen wies das flächenmäßig größte Land der Erde im vergangenen Jahr ein Haushaltsdefizit von 3,3 Billionen Rubel (41,3 Milliarden Euro) auf.

Dieses Jahr drohen angesichts eines mittlerweile eingeführten Ölpreisdeckels noch deutlich stärkere Einbußen. Allein im Januar betrug das Minus 1,76 Billionen Rubel (23 Milliarden Euro). Das entspricht bereits 60 Prozent des für das Gesamtjahr veranschlagten Fehlbetrages.

Um die Lücken im Staatshaushalt zu stopfen, hatte Russland kürzlich nach Angaben des Finanzministeriums unter anderem 3,6 Tonnen Gold sowie Devisen verkauft. Zu diesem Zeitpunkt lag der Goldpreis bei 1864 Dollar je Feinunze (rund 31,1 Gramm). Die dadurch erzielten Einnahmen seien zur Deckung des Defizits auf das Konto des Staatshaushalts überwiesen worden, hieß es in einer offiziellen Mitteilung.

rei/DPA

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