Großbritannien Britische Wirtschaft schrammt an Rezession vorbei

Will die Inflation 2023 halbieren: Großbritanniens Finanzminister Jeremy Hunt
Foto: DANIEL LEAL / AFPDie britische Wirtschaft hat eine Rezession vorerst vermieden. Im Schlussquartal des vergangenen Jahres 2022 stagnierte die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistikamt "Office for National Statistics" (ONS) am Freitag mitteilte. Im dritten Quartal war die Wirtschaft bereits geschrumpft, weshalb die Gefahr einer Rezession bestand. Allerdings fiel die Wirtschaftsentwicklung im Sommer mit minus 0,2 Prozent etwas günstiger aus als bisher bekannt. Man spricht von einer technischen Rezession, wenn das Bruttoinlandsprodukt eines Landes zwei Quartale in Folge zurückgeht.
Im Gesamtjahr wuchs die britische Wirtschaft um 4 Prozent. Im Vorjahr waren es aufgrund von Aufholeffekten nach dem schweren Coronajahr 2020 immerhin 7,6 Prozent Wachstum gewesen. Die Wirtschaftsleistung liegt jedoch immer noch 0,8 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau – als einzige aus dem Kreis der G7-Wirtschaftsnationen.
Die Entwicklung im Schlussquartal wurde durch die Industrie belastet, die um 0,2 Prozent schrumpfte. Dagegen wuchs der Bausektor um 0,3 Prozent, während die Dienstleistungsbranche stagnierte.
Streikwelle in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes
Die Wirtschaft sei widerstandsfähiger als viele befürchtet hätten, sagte Finanzminister Jeremy Hunt (56). Er warnte jedoch, das Land sei noch nicht aus dem Schneider, "besonders wenn es um Inflation geht". Die Preissteigerungsrate liegt bei 10,5 Prozent. Halte man den Plan ein, die Inflation in diesem Jahr zu halbieren, könne man zuversichtlich sein, "eine der besten Wachstumschancen in Europa zu haben", sagte der konservative Politiker.
Die Zentralbank geht davon aus, dass Großbritannien in diesem Jahr in eine Rezession rutschen wird – allerdings kürzer und weniger heftig als zunächst befürchtet. Das Königreich wird zudem seit Wochen von einer beispiellosen Streikwelle in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes heimgesucht.
Die finanzpolitische Sprecherin der oppositionellen Labour-Partei, Rachel Reeves (43), machte die Regierung für die schwächelnde Konjunktur verantwortlich. Sie forderte eine Verschärfung der Übergewinnsteuer für Energiekonzerne, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten der Haushalte besser abfedern zu können.