Vergeltung nach Terroranschlägen Frankreich bombardiert IS-Stellungen in Syrien
Frankreich hat die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" in Syrien angegriffen. Zwei Tage nach den blutigen Anschlägen in Paris hat die französische Luftwaffe zwei Stellungen der Dschihadistenmiliz in der IS-Hochburg Rakka bombardiert - zehn Kampfflugzeuge hätten 20 Bomben abgeworfen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit.
Die Ziele seien demnach ein IS-Trainingslager und ein Camp gewesen, das den Dschihadisten als Kommandozentrale und Waffenlager gedient habe. "Die beiden Ziele der Luftangriffe wurden zerstört", teilte das Ministerium mit. Der Einsatz sei mit den USA koordiniert gewesen.
Die Verteidigungsminister Frankreichs und der USA hatten am Sonntag eine stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen den IS vereinbart. Nach Pentagon-Angaben verständigten sich US-Verteidigungsminister Ashton Carter und sein Amtskollege Jean-Yves Le Drian in einem Telefonat auf "konkrete Maßnahmen", die das Militär beider Seiten "zur Intensivierung der engen Kooperation ergreifen sollte".
1200 Einsätze, 450 Ziele zerstört
Die Luftangriffe wurden rund 48 Stunden nach der Anschlagsserie geflogen, bei der Attentäter mindestens 129 Menschen getötet hatten. Frankreichs Präsident François Hollande und Ministerpräsident Manuel Valls hatten nach den Attacken eine gnadenlose Jagd auf die Hintermänner angekündigt. Zu den schwersten Anschlägen in der französischen Geschichte hat sich der IS bekannt.
Frankreich fliegt bereits seit September 2014 Luftangriffe gegen die IS-Dschihadisten im Irak und weitete den Einsatz im September 2015 auf Syrien aus. Damals hatte Hollande weitere Luftangriffe in den kommenden Wochen nicht ausgeschlossen. Seit Beginn des Militäreinsatzes haben die französischen Streitkräfte nach eigenen Angaben bei mehr als 1200 Einsätzen gut 450 IS-Ziele zerstört.
Derzeit setzt Frankreich sechs moderne Jagdbomber des Typs "Rafale" ein, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten aus starten, sowie sechs "Mirage" von Jordanien aus. Dazu kommen ein Luftraumaufklärer "Atlantique-2" und eine Fregatte, insgesamt rund 900 Mann. Im Dezember soll zudem der Flugzeugträger "Charles de Gaulle" wieder in den Persischen Golf einlaufen, der bereits von Februar bis April als Basis für Luftangriffe auf den IS im Irak diente. Dann werden 36 französische Militärflugzeuge vor Ort sein.
Stichwort: Die IS-Hochburg Al-Rakka
Bis zum Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs vor mehr als vier Jahren war Al-Rakka im Norden des Landes ein wichtiger Umschlagplatz für landwirtschaftliche Güter. Mehr als 200 000 Menschen lebten damals in dem Ort am Euphrat. Mittlerweile hat sich Al-Rakka in eine der wichtigsten IS-Hochburgen verwandelt und gilt als heimliche Hauptstadt der Extremisten in Syrien.
Möglich war das, weil die Dschihadisten in der mehrheitlich sunnitischen Bevölkerung der Stadt Rückhalt finden. Unter Syriens Sunniten ist der Rückhalt für den Aufstand gegen die Regierung groß, da sie sich von ihr benachteiligt fühlen. Das Regime wird von Alawiten getragen, einer Nebenlinie des schiitischen Islams.
Weil der IS die Kommunikation in Al-Rakka massiv überwacht, ist es schwierig, verlässliche Nachrichten über die Lage in der Stadt zu bekommen. Die Extremisten kontrollieren offenbar das gesamte öffentliche Leben. In den Straßen patrouillieren IS-Polizisten. Frauen dürfen nur verschleiert auf die Straße gehen, Rauchen soll verboten sein und mit Strafen belegt werden.
In Al-Rakka sollen sich viele ausländische Kämpfer aufhalten. Häufiger war in der Vergangenheit jedoch zu hören, die Miliz habe ihre Anhänger wegen der Luftangriffe an andere Orte verlegt. Generell versuchen die IS-Kämpfer, sich in der einheimischen Bevölkerung zu verstecken, um kein Angriffsziel zu bieten.
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