Kampf gegen Inflation EZB erhöht Leitzins – und kündigt nächste Anhebung an

EZB-Chefin Christine Lagarde
Foto: Hannes P Albert / dpaDie jüngste Zinserhöhung der EZB fußt laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde auf einem breiten Konsens. Man habe gute Diskussionen im EZB-Rat geführt, sagte die Französin am Donnerstag. Dabei habe es auch allgemeine Übereinstimmung darüber gegeben, dass angesichts des weiterhin hohen Inflationsdrucks die Absicht einer weiteren Zinserhöhung im März gerechtfertigt erscheine. Wie dies kommuniziert worden sei, habe jedoch nicht "volle Übereinstimmung" gefunden, räumte Lagarde ein und fügte an: "Jede Entscheidung ist Frucht eines Kompromisses."
Der EZB-Rat hatte beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 50 Basispunkte anzuheben. Zugleich gab der Rat den Finanzmärkten ein ungewöhnlich deutliches Signal, dass die EZB auf dem Gaspedal bleiben dürfte: "Angesichts des Drucks im Zusammenhang mit der zugrunde liegenden Inflation beabsichtigt der EZB-Rat, die Zinssätze bei seiner nächsten geldpolitischen Sitzung im März um weitere 50 Basispunkte anzuheben", heißt es in der Mitteilung zu den geldpolitischen Beschlüssen.
Diesen Kurs hatte Lagarde schon im Dezember skizziert: "Wir müssen eine längere Strecke gehen." Im Januar hatte Lagarde die Entschlossenheit der Notenbank bekräftigt: Die Zinsen müssten "noch deutlich und stetig steigen", um die Inflation ausreichend einzudämmen, sagte die Französin.
Inflation auf 8,5 Prozent zurückgegangen
Mit der fünften Zinserhöhung in Folge stemmen sich die Euro-Währungshüter gegen die nach wie vor hohe Teuerung. Die Europäische Zentralbank (EZB) hebt den Leitzins im Euroraum erneut um 0,50 Prozentpunkte auf nun 3,0 Prozent an. Das beschloss der Rat der Notenbank um EZB-Präsidentin Christine Lagarde (67) am Donnerstag in Frankfurt. Für die nächste geldpolitische Sitzung am 16. März ist bereits eine weitere Zinserhöhung in Aussicht gestellt.
Die EZB strebt mittelfristig eine Teuerungsrate von 2,0 Prozent als optimales Niveau für die Wirtschaft an. Davon ist sie immer noch meilenweit entfernt – auch wenn die Inflation zuletzt zurückging. Die Teuerungsrate in der Eurozone war im Januar auf 8,5 Prozent zurückgegangen nach 9,2 Prozent im Dezember. Der Preisschub bei Energie ließ deutlich nach.
Die Rate schwächte sich damit bereits den dritten Monat in Folge ab, seit im Oktober mit 10,6 Prozent der bisherige Höhepunkt in der aktuellen Inflationsentwicklung erreicht worden war. Doch ein Signal zur Entwarnung ist das noch nicht: Denn die Kerninflation, in der schwankungsreiche Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, verharrte zuletzt hartnäckig bei 5,2 Prozent. Das schürt die Sorge, der Preisschub könnte sich im Euro-Raum länger festsetzen. Für die Euro-Wächter wäre es dann noch viel schwieriger, mit ihren Werkzeugen die Teuerung nach unten zu drücken.
Notenbanken in USA und England haben ebenfalls Leitzinsen erhöht
Zuvor hatten bereits die Notenbanken der USA und England die Leitzinsen angehoben. Wie erwartet erhöhte die Fed ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte und stellte eine weitere geldpolitische Straffung in Aussicht. Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell hätten gleichwohl weniger "falkenhaft" gewirkt, hieß es am Morgen von der Commerzbank. Gemeint ist mit diesem Ausdruck eine etwas weniger harte geldpolitische Gangart.
Auch die britische Notenbank hob ihren Leitzins erneut deutlich an. Er steigt um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent, wie die Bank of England am Donnerstag in London nach ihrer Zinssitzung mitteilte. Bankvolkswirte hatten den Schritt überwiegend erwartet. Es ist bereits die zehnte Zinserhöhung seit Ende 2021. Seinerzeit hatte der Zins noch knapp über der Nulllinie gelegen. In die Zukunft blicken die Währungshüter dagegen vorsichtiger. Das bisherige Signal, wonach man kraftvoll gegen die hohe Inflation vorgehen werde, wurde abgeschwächt. Jetzt heißt es, dass weitere Zinsanhebungen angezeigt seien, soweit mehr anhaltender Inflationsdruck festgestellt werde. Dies könnte als Hinweis auf ein langsameres Straffungstempo oder gar eine Zinspause verstanden werden.
Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung des EZB-Rates vom Donnerstag auf 2,50 Prozent. Seit der Kursänderung der EZB im Juli profitieren Sparer von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge.