EZB-Geldpolitik Bundesbank-Chef Nagel hält weitere Zinsschritte für nötig

Der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, fordert weitere Zinserhöhungen im Euroraum. Die EZB hatte Anfang des Monats zum siebten Mal in Folge die Zinsen im Euroraum erhöht. In den USA erwarten viele eine Zinspause – doch Fed-Direktorin Michelle Bowman mag dies noch nicht bestätigen.
Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält weitere Zinserhöhungen für notwendig

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hält weitere Zinserhöhungen für notwendig

Foto: Arne Dedert / picture alliance/dpa

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel (56) hält angesichts der weiterhin hohen Inflation noch mehrere Zinsschritte im Euroraum für nötig. Weiterhin gelte, dass die Geldpolitik entschlossen handeln müsse, um Preisstabilität zu erreichen, sagte Nagel am Freitag am Rande eines Treffens der G7-Finanzminister im japanischen Niigata. Entscheidend sei, ein ausreichend hohes Zinsniveau zu erreichen und dieses dann so lange wie erforderlich zu halten. "Aus heutiger Sicht sind noch mehrere Zinsschritte nötig."

Es sei dennoch weiterhin richtig, im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) von Sitzung zu Sitzung über Zinsschritte zu entscheiden. Derzeit gebe die Datenlage keinen Grund, weitere Zinserhöhungen zu bezweifeln. "Und das gilt auch aus meiner Sicht heraus, aus heutiger Sicht über die Sommerpause hinaus."

Die EZB hatte Anfang des Monats zum siebten Mal in Folge die Zinsen im Euroraum erhöht. Allerdings fiel die Anhebung mit 0,25 Prozentpunkten geringer aus als zuvor. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, stieg auf 3,75 Prozent. Parken Banken Geld bei der EZB, erhalten sie dafür künftig 3,25 Prozent Zinsen.

Fed-Direktorin noch unentschieden

Fed-Direktorin Michelle Bowman (51) ist mit Blick auf eine mögliche Zinspause noch unentschieden. Das Zinsniveau bremse die Wirtschaft zwar, sagte sie am Freitag laut Redetext bei einem Symposium der Europäischen Zentralbank (EZB). Doch ob es in dieser Hinsicht bereits ausreichend restriktiv sei, um die Inflation zu drücken, bleibe unsicher: "Ich werde die eingehenden Daten weiterhin genau beobachten, während ich über den angemessenen geldpolitischen Kurs für unsere Juni-Sitzung nachdenke." Weder der jüngste Arbeitsmarktbericht noch die Inflationsdaten lieferten aus ihrer Sicht schlüssige Hinweise auf eine sinkende Inflation, wie sie sie sehen wolle.

Zugleich dämpfte Bowman Spekulationen auf eine Zinssenkung in absehbarer Zeit: "Ich gehe auch davon aus, dass unser Leitzins noch einige Zeit lang ausreichend restriktiv bleiben muss, um die Inflation zu senken und Bedingungen zu schaffen, die einen nachhaltig starken Arbeitsmarkt unterstützen."

Ähnlich hatte sich am Donnerstag schon der US-Währungshüter Neel Kashkari (49) geäußert. Hintergrund sind Spekulationen, wonach die Fed nach einer mehrmonatigen Zinspause bereits im September die Geldpolitik wieder lockern und den geldpolitischen Schlüsselsatz senken könnte. Bowman schloss auch weitere Zinserhöhungen nicht aus: "Sollte die Inflation hoch bleiben und der Arbeitsmarkt angespannt bleiben, dürfte eine weitere Straffung der Geldpolitik angebracht sein, um einen ausreichend restriktiven Kurs der Geldpolitik zu erreichen, um die Inflation im Laufe der Zeit zu senken."

Die Entwicklung am heiß gelaufenen Jobmarkt entscheidet neben der Inflation mit darüber, wie die Fed geldpolitisch vorgeht. Sie hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent angehoben, um den Preisauftrieb einzudämmen und den Arbeitsmarkt abzukühlen. Sie hält sich die Option einer Zinspause offen, will aber mit Blick auf die hereinkommenden Daten flexibel bleiben.

frm/dpa-AFX/Reuters

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren