Nach dem Brexit
London schließt mit Tokio erstes Handelsabkommen
Großbritannien feiert das erste größere Freihandelsabkommen, dass das Land nach dem Austritt aus der EU geschlossen hat. An der Börse in London wurde der Schritt honoriert.
Großbritannien hat mit Japan das erste größere Freihandelsabkommen nach dem Austritt aus der Europäischen Union geschlossen. Es handele sich um das erste größere Handelsabkommen des Vereinigten Königreichs als "unabhängige Handelsnation", teilte das britische Ministerium für internationalen Handel am Freitag mit. Das Abkommen sichere ab, dass 99 Prozent der britischen Exporte in die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zollfrei seien. Zudem könne der Handel mit Japan um etwa 15,2 Milliarden Pfund (etwa 16,5 Milliarden Euro) jährlich wachsen, hieß es.
Die Digital- und Datenvereinbarungen gingen "weit" über die Bestimmungen des EU-Handelsabkommens mit Japan hinaus und unterstützten britische Fintech-Firmen, die in dem asiatischen Land tätig sind, so das Ministerium. Das Handelsabkommen zwischen der EU und Japan war im vergangenen Jahr in Kraft getreten - für Großbritannien war es nicht mehr gültig. Der Vertrag mit der EU stellt 97 Prozent der EU-Exporte nach Japan zollfrei.
Große Hoffnungen machten sich besonders Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie. Im Gegenzug fallen innerhalb von sieben Jahren aber auch die europäischen Importzölle auf japanische Autos und Bauteile von 10 Prozent auf null. Japan erhebt in diesen Bereichen keine Einfuhrzölle. Die Verhandlungen zu dem Abkommen zwischen Japan und der EU begannen bereits im Jahr 2013.
Die Börse in London reagierte mit einem leichten Kursanstieg. Das Abkommen mit Japan ist eine Grundsatzvereinbarung, abgeschlossen per Videokonferenz, und muss noch unterzeichnet werden.
Großbritannien hatte am 31. Januar seinen Austritt aus der EU erklärt; die Übergangszeit dauert bis Ende Dezember. Mit Brüssel streitet London aktuell über das gemeinsame Austrittsabkommen - die britische Regierung hatte diese Woche überraschend angekündigt, einseitig den im Januar verabschiedeten Brexit-Vertrag ändern zu wollen.