Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hat Griechenland dringend gemahnt, endlich seriöse Vorschläge zur Lösung der Schuldenkrise vorzulegen. "Wenn die griechische Regierung nicht bereit ist, schwierige Maßnahmen zu ergreifen, dann kommen sie nie aus der Misere", sagte er am Freitag.
Ohne seriöse Vorschläge Athens hätten die Verhandlungen wenig Sinn, so Dijsselbloem. Die Euro-Finanzminister wollen am kommenden Donnerstag erneut über die griechische Finanzkrise beraten. Die griechische Regierung hält ihre europäischen Geldgeber seit Wochen hin - auf die Zusage der Syriza-Regierung, zum Beispiel Steuern von wohlhabenden Griechen einzutreiben, sind noch keine Taten gefolgt.
Es liege noch immer kein inhaltlich guter Plan aus Athen vor, so der niederländische Finanzminister. "Ein Deal ist nur möglich, wenn der inhaltlich gut ist, und den Deal gibt es noch nicht."
Der Chef der Eurogruppe betonte, dass ein Abkommen ohne den Internationalen Währungsfonds (IWF) "nicht vorstellbar" sei. Das IWF-Team ist nach den Worten des Sozialdemokraten am Donnerstag nicht "von den Verhandlungen weggelaufen", sondern stehe noch immer bereit.
Juncker bemüht sich um Schadensbegrenzung - "IWF ist noch dabei"
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ist Befürchtungen entgegengetreten, der Internationale Währungsfonds (IWF) wolle aus der Griechenland-Rettung aussteigen. "Ich glaube nicht, dass der Schritt des IWF als Absicht interpretiert werden kann, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen", sagte Juncker am Freitag vor Journalisten in Brüssel.
IWF-Sprecher Gerry Rice hatte am Donnerstag in Washington verkündet, die Delegation des Fonds habe Brüssel in Richtung Washington verlassen. Es habe in den zurückliegenden Tagen in den Verhandlungen keine Fortschritte gegeben, erklärte er. Der Ball liege "im Feld der Griechen".
Juncker kündigte am Freitag an, er werde mit IWF-Chefin Christine Lagarde sprechen. Er habe am Donnerstag abermals ausführlich mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras geredet und werde dies wahrscheinlich auch in den kommenden Tagen tun. "Ich glaube, eine Lösung ist notwendig", fügte Juncker hinzu.
Im Radiosender France Culture hatte Juncker am Freitagmorgen trotz der Abreise der IWF-Delegation eine Fortsetzung der Verhandlungen der Gläubigerinstitutionen mit Athen angekündigt. "Da eine Einigung unter den drei Institutionen IWF, Europäische Zentralbank (EZB) und EU-Kommission notwendig ist, um voranzukommen, werden die Verhandlungen wieder aufgenommen. Zunächst auf technischer Ebene, anschließend politisch."