Umfrage Hälfte der Deutschen hält Benachteiligung von Frauen für kein Problem
Laut einer repräsentativen Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung sieht knapp die Hälfte der Deutschen die Benachteiligung von Frauen als kleines oder als gar kein Problem. Studien allerdings zeigen das Gegenteil. Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil dringt weiter auf eine gerechtere Bezahlung von Frauen.

Teilnehmerinnen einer Demonstration zum Internationalen Frauentag in Berlin, 2019
Foto: Christian Spicker / IMAGOAm heutigen 7. März ist "Equal Pay Day", an diesem Tag wird besonders auf die Ungleichheiten bei der Bezahlung von Männern und Frauen hingewiesen und die Dringlichkeit betont, solche Zustände zu überwinden. So dringt auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD; 50) weiter auf eine bessere und gerechtere Bezahlung von Frauen. "Der Lohnunterschied bei Männern und Frauen liegt nach wie vor bei 18 Prozent", beschrieb der SPD-Politiker am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin" den finanziellen Nachteil der Frauen. Heil verweist hier auf den unbereinigten "Gender Pay Gap", den durchschnittlichen Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Dieser lag 2022 bei 18 Prozent. Hiervon können Statistiker elf Prozentpunkte erklären. Denn Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und oft in Branchen oder Berufen, wo schlechter bezahlt wird, etwa bei Dienstleistern, im Gesundheits- oder Sozialbereich. Der Rest von sieben Prozentpunkten - der bereinigte Gender Pay Gap - lässt sich hingegen dadurch allerdings nicht begründen.
Doch laut einer repräsentativen Umfrage sind die Deutschen darin gespalten, wie sie die Benachteiligung von Frauen in der Gesellschaft sehen. Fast die Hälfte der Deutschen hält diese für ein großes Problem. Allerdings: Fast genauso viele sehen das nicht so. Das ergab eine repräsentative Befragung für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung. Es zeigen sich jedoch je nach Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutliche Unterschiede.
Die Studie zur Umfrage soll anlässlich des Internationalen Frauentags an diesem Mittwoch veröffentlicht werden und lag der Deutschen Presse-Agentur vorab vor. Thematisiert wird darin unter anderem die mögliche Benachteiligung im Beruf in den Bereichen Beförderung oder Gehalt. Demnach äußerten 50 Prozent die Einschätzung, dass die Benachteiligung von Frauen ein "sehr großes" oder "großes" Problem in der deutschen Gesellschaft sei. 47 Prozent sagten, es handele sich um "ein kleines" oder "gar kein Problem", 3 Prozent antworteten mit "weiß nicht".
Einschätzung ist auch eine Generationenfrage
Die Einschätzung darüber, ob und wie stark Frauen in der Gesellschaft benachteiligt werden, ist offensichtlich auch eine Generationenfrage: Jüngere Menschen zwischen 18 und 35 Jahren sehen mehrheitlich ein Diskriminierungsproblem (59 Prozent), 37 Prozent der Jüngeren sind anderer Meinung. Bei den Älteren ab 65 ist das Verhältnis umgekehrt, hier sind diejenigen, die ein Diskriminierungsproblem sehen, in der Minderheit (39 zu 59 Prozent).
Für politische Maßnahmen zur Förderung von Geschlechtergerechtigkeit gibt es in der Bevölkerung der Umfrage zufolge eine knappe Mehrheit. So würden es 51 Prozent befürworten, wenn in großen Unternehmen Aufsichtsratsposten zur Hälfte mit Männern und Frauen besetzt werden müssten. Ein Viertel sei dagegen, etwa genauso viele unentschieden.
Die Befragung zeigt, dass in bestimmten Bereichen alte Rollenbilder kaum noch bestehen, in anderen Bereichen schon. So halten fast 90 Prozent Frauen und Männer gleich gut geeignet für den Chefposten einer Firma oder einer Regierung. Beim Thema Kinderbetreuung sind es im Vergleich dazu lediglich 76 Prozent. 24 Prozent sprechen hier Frauen eine bessere Eignung zu. Dagegen werden hohe militärische Positionen eher Männern zugetraut: 37 Prozent sind der Ansicht für einen Generalsposten in der Armee eignet sich ein Mann eher, 59 Prozent finden, Frauen und Männer seien dafür gleich gut geeignet.
Noch lange keine Geschlechtergleichheit in Führungsetagen
Doch auch wenn die Hälfte der Befragten, die Benachteiligung von Frauen als kein großes Problem erachten, auch eine Untersuchung der Auskunftei Schufa zeigt: Für Frauen in Deutschland ist es immer noch einfacher ihre eigene Chefin zu werden, als eine Topposition in einem Unternehmen zu erreichen. Nach Schufa-Daten sind rund 30,8 Prozent aller Gewerbetreibenden und freiberuflich tätigen Personen weiblich. Dagegen sitzt nur in rund 20 Prozent der untersuchten Personen- und Kapitalgesellschaften mindestens eine Managerin in der Führungsetage (Stand: Februar 2023).
"Bei dem jetzigen Tempo müssten wir bis 2070 warten, bis in der Hälfte aller deutschen Unternehmen eine Frau in der ersten Führungsebene sitzt", sagte Schufa-Chefin Tanja Birkholz (49).
Am besten kommen weibliche Führungskräfte den Angaben zufolge im Veterinärwesen voran. Dort liegt der Anteil der Unternehmen mit mindestens einer Managerin in der Topetage bei 66,1 Prozent, gefolgt von der Herstellung von Bekleidung (rund 62,7 Prozent), dem Sozialwesen (59,8 Prozent) und dem Gesundheitswesen (57,8 Prozent). Am geringsten ist der Anteil an Unternehmen mit mindestens einer Frau in der Topetage in Teilen des Baubereichs (rund 6,5 Prozent).
Die Schufa wertete 4,5 Millionen Firmen aus ihrem Datenbestand aus, davon 1,7 Millionen Personen- und Kapitalgesellschaften und 2,8 Millionen Einzelunternehmen, zum Beispiel Gewerbetreibende und Freiberufler. Insgesamt sitzt demnach in 26,9 Prozent der 4,5 Millionen Unternehmen mindestens eine Frau in der Geschäftsführung, im Vorstand oder ist Inhaberin (2022: 26,4 Prozent).