Teuerungsrate Bundesregierung erwartet 6,1 Prozent Inflation in diesem Jahr

Die Teuerungsrate wird im laufenden Jahr sprunghaft steigen, schätzt die Bundesregierung. Mit mehr als 6 Prozent im Jahresschnitt läge sie dann fast doppelt so hoch wie 2021. Die gute Nachricht: Die Arbeitslosenquote soll in diesem Jahr leicht sinken.
Auch die Lebensmittelpreise zogen im laufenden Jahr bereits kräftig an

Auch die Lebensmittelpreise zogen im laufenden Jahr bereits kräftig an

Foto: Wolfgang Maria Weber / IMAGO

Die Bundesregierung rechnet auch in diesem Jahr mit einer sprunghaft steigenden Inflation. Wie aus einem Reuters am Montag vorliegenden Dokument zur Frühjahresprognose hervorgeht, dürfte die Teuerungsrate bei 6,1 Prozent liegen. 2023 dürften es dann 2,8 Prozent sein. Die Schätzung der Regierung von Ende Januar wird damit um satte 2,8 Prozentpunkte erhöht, die Prognose für 2023 noch um 0,8 Punkte angehoben. Zum Vergleich: 2021 hatte die Inflation bei 3,1 Prozent gelegen - und war damals ebenfalls deutlich gestiegen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne) will die Details am Mittwoch in Berlin vorstellen. Reuters hatte am Freitag bereits berichtet, dass er beim Wirtschaftswachstum 2022 nur noch mit 2,2 Prozent rechnet, das sind 1,4 Prozentpunkte weniger als bisher. Grund dafür sind die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der deswegen gegen Russland verhängten Sanktionen. Im Zuge des Krieges wurden die ohnehin schon hohen Energiepreise noch einmal angeheizt.

Mit einer Entspannung bei den Preisen rechnen Volkswirte vorerst nicht. Nach Einschätzung der "Wirtschaftsweisen" könnte die Inflationsrate bei weiter steigenden Öl- und Gaspreisen sogar auf 9 Prozent klettern, warnte Volker Wieland, Mitglied des Sachverständigenrats am Mittwoch. Im Interview mit der "FAZ"  sagte der Ökonom Ende März: "Jetzt kann man auch zweistellige Inflationsraten nicht ausschließen", sagte der Professor für monetäre Ökonomie an der Goethe-Universität Frankfurt. 2023 solle die Inflationsrate nach Schätzung der Wirtschaftsweisen dann auf 3,4 Prozent zurückgehen, aber weit entfernt vom Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent bleiben.

Regierung rechnet mit konstanter Arbeitslosenquote

Auf dem Jobmarkt rechnet die Bundesregierung zunächst nicht mit negativen Auswirkungen. Die Arbeitslosenquote dürfte 2022 und 2023 bei jeweils 5,0 Prozent liegen, nachdem es 2021 noch 5,7 Prozent waren.

Die Sparquote dürfte den Prognosen zufolge von 15 Prozent im Jahr 2021 auf 10,9 und 10,5 Prozent in den Jahren 2022 und 2023 fallen. Das entspricht einer Normalisierung gegenüber der Pandemie, in der viele Konsummöglichkeiten eingeschränkt worden waren. Es könnte aber auch ein Hinweis darauf sein, dass die Haushalte ihr Erspartes für höhere Kosten nutzen.

Die Konsumausgaben privater Haushalte dürften 2022 nominal um 9,7 Prozent und 2023 um 4,8 Prozent nach oben gehen, wie aus den Schätzungen der Regierung weiter hervorgeht. Bei den Konsumausgaben des Staates wird mit einem Plus von 5,1 und dann 0,5 Prozent gerechnet.

Die Exportindustrie war im ersten Corona-Jahr 2020 eingebrochen und hatte sich 2021 mit einem Plus von 9,9 Prozent deutlich erholt. Für die Jahre 2022 und 2023 rechnet die Regierung nun mit wieder normaleren Wachstumsraten von 4,2 und 5,9 Prozent.

rei/Reuters

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