Hamburg - Anders als von der Journalistin Alice Schwarzer zuletzt behauptet, ist ihr Verfahren auch nach einer Selbstanzeige und Steuernachzahlung offenbar noch nicht beendet. Die Finanzbehörden prüfen derzeit noch, ob Schwarzers Selbstanzeige vollständig ist und sie damit vor Strafverfolgung bewahrt, berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Sonntag vorab. Die Staatsanwaltschaft in Köln habe ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, ein laut Experten in solchen Fällen üblicher Schritt.
Schwarzer hatte die Selbstanzeige erst zum Jahresende bei den zuständigen Finanzbehörden eingereicht. Die Fahnder müssen sich dabei mit zwei Konten bei zwei Banken befassen, weil Schwarzer einmal das Geldinstitut in der Schweiz gewechselt hatte. Demnach hatte sich Schwarzer noch im unverjährten Zeitraum aktiv um ihre Geldanlage gekümmert.
Die Journalistin hatte zugegeben, Geld in der Schweiz angelegt zu haben. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins lag dort zuletzt eine Millionensumme. Vergangenes Jahr hatte sie nach eigenen Angaben rund 200.000 Euro Steuern auf Zinserträge nachgezahlt. Auf ihrer Website hatte sie vor einer Woche behauptet, dass ihr Fall durch ihre Selbstanzeige "aus Sicht der Steuerbehörden bereinigt" sei.
Steuerfahndung in NRW will neue Steuer-CDs auswerten
Schwarzers Anwalt wollte sich auf Anfrage nicht zum Stand des Verfahrens äußern.
Unterdessen liegt den Finanzbehörden in NRW eine weitere Kontenliste aus der Schweiz vor. Sie betrifft die Zürcher Tochter der Frankfurter BHF-Bank. Die Probe listet 46 Konten auf. Ein Kontoinhaber ist ein früherer Profi-Fußballer und deutscher Nationalspieler. Die Steuerfahndung in NRW ist zurzeit im Besitz von mindestens zwölf neuen Steuer-CDs, die demnächst ausgewertet werden sollen.
In den Bundesländern ist die Zahl der Selbstanzeigen im neuen Jahr offenbar noch einmal sprunghaft angestiegen. Im Vergleich zum Januar 2013 bezichtigten sich in diesem Januar dreimal so viele Bürger, dem Fiskus Zinserträge verschwiegen zu haben. Allein bei den Finanzbehörden in Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gingen im Januar 3250 Selbstanzeigen ein, berichtet der "Spiegel" am Sonntag weiter vorab.