"Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren": Clemens Tönnies hat sich für diese Aussage entschuldigt - und kann damit weiter Aufsichtsratschef
Foto: Tim Rehbein/ DPATrotz seiner harsch kritisierten Aussagen über Afrikaner und des daraus resultierenden Rassismus-Vorwurfs darf der Schalker Aufsichtsratschef Clemens Tönnies weitermachen. Der 63 Jahre alte Unternehmer werde sein Amt für drei Monate ruhen lassen und danach seine Tätigkeit im Aufsichtsrat wieder aufnehmen, teilte der Fußball-Bundesligist aus Gelsenkirchen am Dienstag kurz vor Mitternacht mit.
Zuvor hatte der Ehrenrat stundenlang beraten. Spekulationen über einen möglichen Rücktritt oder auch eine Amtsenthebung bewahrheiteten sich damit nicht.
Vorzuwerfen sei Tönnies, "gegen das in der Vereinssatzung und im Leitbild verankerte Diskriminierungsverbot verstoßen zu haben". Tönnies habe diese Pflichtverletzung "eingeräumt und ein weiteres Mal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht."
Das Gremium kam gleichwohl zu dem Ergebnis, "dass der gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden des S04, Clemens Tönnies, erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet ist", wie es in der Mitteilung hieß.
Tönnies hatte beim Tag des Handwerks in Paderborn in der Vorwoche Steuererhöhungen im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies.
Auf Schalke ist Diskriminierung von Afrikanern kein Rassismus
Tönnies habe den Verstoß eingeräumt "und ein weiteres Mal sein Bedauern zum Ausdruck gebracht". Der Ehrenrat begrüße die Haltung und nehme "beide Erklärungen zustimmend zur Kenntnis", hieß es in der Mitteilung des Clubs weiter.
Schon vor der Entscheidung hatte der Persönliche Afrikabeauftragte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Günter Nooke (CDU), eine ehrliche Debatte zu dem Thema gefordert. "Die von Tönnies angesprochenen Probleme wie das Verschwinden des Regenwalds und das Bevölkerungswachstum auf dem afrikanischen Kontinent sind real und darüber muss gesprochen und gegebenenfalls kontrovers diskutiert werden", sagte Nooke dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch).
Zugleich betonte er: "Leider erschweren Sätze wie die von Herrn Tönnies jede konstruktive Diskussion. Wir müssen uns alle um eine angemessene Sprache bemühen. Jeder sollte sich mit Respekt behandelt fühlen."
Tönnies ist seit 2001 Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 und war erst vor wenigen Wochen von den Mitgliedern wiedergewählt worden. Zahlreiche Prominente aus Politik und Sport hatten Tönnies' verbalen Fehltritt kritisiert, andere wie Ex-Trainer Huub Stevens oder der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel dagegen nahmen Tönnies in Schutz.
Der neue Daimler-Chef Ola Källenius hat rechte Hetze im Stuttgarter Stammwerk deutlich kritisiert. "Daimler ist nicht nur ein Innovations- und Jobmotor, sondern auch ein Motor für Integration", betonte Källenius in einer Erklärung. Seine Worte richteten sich ...
... gegen ein Video einer Gruppierung "Zentrum Automobil", das die Entlassung zweier Daimler-Beschäftigter wegen rassistischer Hetze gegen einen Kollegen kritisierte. Källenius erklärte weiter, der Autobauer sei so divers wie seine Kunden. "Deshalb haben Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bei uns keinen Platz." Eine ähnlich klare politische Position, die in Deutschland für Manager jahrzehntelang unüblich war, hatte auch schon sein Vorgänger öffentlich vertreten.
Im Spätsommer 2018 kam es in Chemnitz zu gewalttätigen, rassistisch motivierten Ausschreitungen, nachdem bei einer Messerstecherei nach dem Chemnitzer Stadtfest ein Mann getötet und zwei verletzt worden waren. Als mutmaßliche Täter wurden ein syrischer und ein irakischer Asylbewerber festgenommen. Gegenüber dem "Spiegel" erklärte Dieter Zetsche damals, dass Rassismus und Diskriminierung bei Daimler keinen Platz hätten. Toleranz sei ein "elementares Grundprinzip von uns". Man beobachte die Ausschreitungen mit Sorge. "Jeder ist aufgerufen, der Radikalisierung entgegenzutreten", so Zetsche. Denn diese habe "noch nie zu tragfähigen Lösungen geführt".
Eine früheren Version dieses Textes erweckte fälschlicherweise den Eindruck, dass in Chemnitz erst im Zuge der Ausschreitungen ein Mann getötet und zwei verletzt wurden. Wir haben die Passage korrigiert.
Siemens-Chef Joe Kaeser gilt als Dax-Vorstandschef, der seine Meinung besonders klar äußert. Politisch bezog er Mitte Mai 2018 via Twitter klar Stellung, als AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel die Bundesregierung kritisiert hatte, mit ihrer Einwanderungspolitik den deutschen Wohlstand zu gefährden. "Lieber "Kopftuch-Mädel" als "Bund Deutscher Mädel"", schrieb Kaeser damals. AfD-Politikerin Alice Weidel schade "mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt".
Zu den Ausschreitungen in Chemnitz äußerte sich Anfang September 2018 auch Eon-Chef Johannes Teyssen deutlich. Die Ereignisse geben "Anlass zur Sorge und fordern zum Handeln auf", erklärte Teyssen damals gegenüber der Funke Mediengruppe. "Gewalt kann und darf niemals ein Mittel der Auseinandersetzung sein. Hier muss der Staat sich angemessen durchsetzen".
Ebenso sprach sich der Chef des Dax-Konzerns Vonovia, Rolf Buch, damals klar gegen Fremdenfeindlichkeit aus. Der Immobilienkonzern Vonovia setze sich als Vermieter aktiv für Integration ein, so Buch. In Sachsen vermiete man viele Wohnungen an Flüchtlinge. "Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken", plädierte Buch gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ).
Ähnlich äußerte sich Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp. Made in Germany stehe nicht nur für Produkte, sondern auch für "unsere Werte einer offenen und toleranten Gesellschaft". Das dürfe man nicht aufs Spiel setzen. "Da sind auch wir als Unternehmen gefragt, uns klar für diese Werte einzusetzen", sagte Kerkhoff gegenüber der "WAZ".
Allianz-Chef Oliver Bäte fand für die Ereignisse in Chemnitz gegenüber dem "Spiegel" sehr deutliche Worte. Die Ausschreitungen seien "ein Fanal, das Angst machen kann und der Reputation Deutschlands schadet", erklärte Bäte Mitte September 2018. "Die Allianz verurteilt die erlebte Gewalttätigkeit gegenüber Fremden, das stumpfe Gedankengut, das damit einhergeht, und den Gebrauch nationalsozialistischer Gesten und Symbole".
Auch VW-Personalvorstand Gunnar Kilian positionierte sich gegenüber dem "Spiegel" zu den Ereignissen in Chemnitz. Volkswagen sei ein global tätiges Unternehmen und stehe für "Respekt, Toleranz und Weltoffenheit". Bei dem Autoriesen arbeiten Mitarbeiter aus 114 Nationen. "Ausgrenzung und Feindseligkeit haben da für uns keinen Platz", so Kilian.
... gegen ein Video einer Gruppierung "Zentrum Automobil", das die Entlassung zweier Daimler-Beschäftigter wegen rassistischer Hetze gegen einen Kollegen kritisierte. Källenius erklärte weiter, der Autobauer sei so divers wie seine Kunden. "Deshalb haben Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz bei uns keinen Platz." Eine ähnlich klare politische Position, die in Deutschland für Manager jahrzehntelang unüblich war, hatte auch schon sein Vorgänger öffentlich vertreten.
Foto: Kai Pfaffenbach/ REUTERSZu den Ausschreitungen in Chemnitz äußerte sich Anfang September 2018 auch Eon-Chef Johannes Teyssen deutlich. Die Ereignisse geben "Anlass zur Sorge und fordern zum Handeln auf", erklärte Teyssen damals gegenüber der Funke Mediengruppe. "Gewalt kann und darf niemals ein Mittel der Auseinandersetzung sein. Hier muss der Staat sich angemessen durchsetzen".
Foto: DPAEbenso sprach sich der Chef des Dax-Konzerns Vonovia, Rolf Buch, damals klar gegen Fremdenfeindlichkeit aus. Der Immobilienkonzern Vonovia setze sich als Vermieter aktiv für Integration ein, so Buch. In Sachsen vermiete man viele Wohnungen an Flüchtlinge. "Wir sollten alle gemeinsam daran arbeiten, Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken", plädierte Buch gegenüber der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ).
Foto: Marcel Kusch/ dpaÄhnlich äußerte sich Guido Kerkhoff, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp. Made in Germany stehe nicht nur für Produkte, sondern auch für "unsere Werte einer offenen und toleranten Gesellschaft". Das dürfe man nicht aufs Spiel setzen. "Da sind auch wir als Unternehmen gefragt, uns klar für diese Werte einzusetzen", sagte Kerkhoff gegenüber der "WAZ".
Foto: Wolfgang Rattay/REUTERS