Auf ins Bellevue: Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht wird in der kommenden Woche ebenfalls mit Bundespräsident Steinmeier sprechen - genauso wie Vertreter der AfD
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17.00 Uhr: Nach erfolglosen Bemühungen in der großen Koalition für ein Einwanderungsgesetz hat die SPD im Bundestag erneut für ihr Konzept geworben. Die Sozialdemokraten brachten am Mittwoch ihren Entwurf für ein Einwanderungsgesetz wieder ins Parlament ein. Sie hatten diesen bereits vor einem Jahr vorgelegt. Herzstück darin ist ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild, um gut ausgebildete Fachkräfte ins Land zu holen. In der Koalition mit der Union hatte sich die SPD mit ihrem Vorhaben aber nicht durchsetzen können. "Wir hätten das vor einem Jahr beschließen können", sagte der SPD-Politiker Sebastian Hartmann und appellierte an die Union, sich dem Vorhaben nicht länger zu verweigern.
14.00 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird in der kommenden Woche auch mit den Fraktionschefs von Linkspartei und AfD zusammenkommen. Bereits in dieser Woche werde der Präsident mit Vorsitzenden der Parteien zusammentreffen, "die für eine Regierungsbildung ausreichende programmatische Schnittmengen aufweisen könnten", erklärte eine Sprecherin am Mittwoch. Darüber hinaus gebe es Gespräche mit den Vorsitzenden aller Bundestagsfraktionen, um sich einen Gesamtüberblick über die politische und parlamentarische Lage zu verschaffen, hieß es. Außerdem spreche der Steinmeier mit den Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht. Geplant seien zudem Treffen mit Verfassungsexperten. Steinmeier will nach den gescheiterten Sondierungsgesprächen ausloten, ob es noch eine Chance auf eine Regierungsbildung gibt.
SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel: "Hessen hat gute Erfahrungen mit einer Minderheitsregierung gemacht"
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12.30 Uhr: Die SPD hält an ihrem Widerstand gegen eine erneute große Koalition fest und wirbt stattdessen für eine Minderheitsregierung der Union mit wechselnden Mehrheiten. "Wir sehen im Moment keine Basis für eine große Koalition", bekräftigte Partei-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel am Mittwoch. Er verwies darauf, dass Hessen gute Erfahrungen mit einer Minderheitsregierung gemacht habe. Gleichwohl gibt es vermehrt Stimmen bei den Sozialdemokraten, die sich Gesprächen mit der Union nicht verschließen wollen. Eine wachsende Gruppe von SPD-Politikern fordert unterdessen, die Partei müsse ihr kategorisches Nein zu einer großen Koalition aufgeben. Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen stehe die Partei vor einer neuen Situation, schrieb die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulla Schmidt auf Facebook. Die SPD hatte bei der Bundestagswahl im September nach vier Jahren großer Koalition ihr schlechtestes Ergebnis eingefahren und danach erklärt, für ein solches Bündnis nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
11.30 Uhr: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hat die SPD aufgefordert, eine neue große Koalition nicht auszuschließen. "Wir müssen uns die Situation der 'Schmollenden Partei Deutschlands' (SPD) ansehen", sagte Scheuer. Es stelle sich die Frage nach der Koalitionsfähigkeit der traditionsreichen Partei. Es gebe einige "vernünftige" Kollegen, "die bei der SPD nicht vorschnell den Begriff Neuwahlen in den Mund nehmen und sich nicht 'verschulzen' lassen", sagte der CSU-Politiker mit Blick auf die Festlegung des SPD-Vorsitzenden Martin Schulz gegen eine Neuauflage des Bündnisses mit der Union.
AfD-Frontfrau Alice Weidel: Auch sie will zu Steinmeier
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10.30 Uhr: Die AfD fühlt sich in den Beratungen über eine Regierungsbildung übergangen. "Im Sinne unserer Demokratie ist es angezeigt, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch die AfD-Spitze zu Gesprächen einlädt", sagte die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, am Mittwoch.
Die AfD hatte nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen erklärt, in Deutschland gebe es seit der Bundestagswahl eine "bürgerliche Mehrheit" von Union, FDP und AfD.
FDP-Chef Christian Lindner: "Haben von Merkel so gut wie keine Unterstützung für unsere Kompromissvorschläge erhalten"
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9.00 Uhr: Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat mangelnde Unterstützung durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in den Jamaika-Sondierungen beklagt. Während die Grünen Geschäfte zu Lasten der FDP gemacht hätten, habe die FDP von Merkel "so gut wie keine Unterstützung für unsere Kompromissvorschläge erhalten", sagte Lindner der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Die Sondierungen waren in der Nacht zu Montag geplatzt. Die FDP brach die Gespräche mit CDU, CSU und Grünen unter Verweis auf eine fehlende Vertrauensbasis überraschend ab und stürzte Merkel damit in die schwerste Krise ihrer zwölfjährigen Amtszeit.
8.30 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bemüht sich, einen Ausweg aus der politischen Sackgasse zu finden. Er trifft dazu am Mittwoch (14.00 Uhr) unter anderem mit dem CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zusammen. Einzelheiten dazu wurden nicht bekannt. Nach dem Gespräch mit Seehofer will Steinmeier am Mittwoch auch mit dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, zusammenkommen.
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Die Superstars des Phrasendreschens: Politiker oder Top-Manager?: Berlin in Not - Sprechhilfe für unsere Besten
8.00 Uhr: Grünen-Chef Cem Özdemir zeigte sich erneut enttäuscht von der FDP. Diese habe nach einer Exit-Strategie gesucht, das habe man in der Schlussphase deutlich gespürt, sagte er dem Magazin "Stern". "Sie wollte den Bruch und suchte mehr oder weniger verzweifelt den Punkt, mit dem sie das gut begründen konnte. Sie hat diesen Punkt bis zuletzt nicht gefunden". Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hielt Lindner in der "Passauer Neuen Presse" (Mittwoch) eine Inszenierung vor.
7.30 Uhr: Auch der Chef des wirtschaftsnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, bemängelte das FDP-Vorgehen. Sie habe sich "durch die Art und Weise, wie sie diese Entscheidung getroffen und begründet hat, selbst aus dem Spiel genommen", sagte Hüther dem "Spiegel". Die FDP habe keine überzeugenden Sachgründe benannt, sondern ganz generell davon gesprochen, dass keine Grundlage für Vertrauen bestehe.
Minderheitsregierung oder Neuwahlen
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Reaktionen zum Jamaika-Aus: "Wir brauchen jetzt alle 'ne Therapie"
7.00 Uhr: Am Donnerstag will der Bundespräsident mit dem SPD-Vorsitzenden Martin Schulz Möglichkeiten ausloten, doch noch zu einer neuen Regierung zu kommen. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, rief seine Partei zu Gesprächsbereitschaft auf. "Man muss mit dem Bundespräsidenten offen reden, ohne gleich auf dem eigenen Standpunkt zu beharren", sagte er "Bild" (Mittwoch). "Das sehen die Spitzen der Partei und Fraktion auch so."
Neben einer großen Koalition wäre theoretisch auch eine Duldung einer Minderheitsregierung durch die SPD denkbar. Andernfalls käme es zu Neuwahlen. Die Entscheidung darüber trifft Steinmeier nach Artikel 63 des Grundgesetzes.
10 BilderDie Superstars des Phrasendreschens: Politiker oder Top-Manager?: Berlin in Not - Sprechhilfe für unsere Besten
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"Marathon": - Das Bild vom Marathon benutzen Unternehmenslenker gern, wenn sie sich Zeit verschaffen wollen, weil sie keine Ahnung haben, ob ihr Plan aufgeht. Der Klassiker: "Die Umsetzung unserer neuen Strategie ist ein Marathon, kein Sprint." Die Legende...
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...vom Marathon spielt in der Antike, ist also beruhigtes Terrain. Passt gut zu Angela Merkel (hier in der ZDF-Sendung "Was nun, Frau Merkel" am 20. November.
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"Wir wollen das Apple/Amazon/AirBnB der .... werden": Wenn es Probleme beim Verständnis des eigenen Geschäftsmodells gibt, wird einfach eine gerade erfolgreiche Tech-Größe kooptiert. AirBnB ist für die CSU vielleicht etwas zu unstet, Amazon ginge. Schließlich dockt der US-Konzern Geschäft für Geschäft an seine Plattform an - so wie eine Volkspartei...
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... sich auch jedes größeren Themas annehmen muss. "Die CSU will das Amazon der bayrischen Politik werden" - vielleicht ist das Horst Seehofers letzte Rettung.
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"PS auf die Straße bringen": Ein Unternehmenslenker hält sich und seine Organisation für großartig, aber weithin unterschätzt. Er leidet darunter, kann sich nicht so richtig durchsetzen, aber das liegt nicht an ihm. Christian Lindner hat das Sprachbild vor der Wahl hin und wieder benutzt, nach seinem Austritt aus den Jamaika-Sondierungen geht das nicht mehr. Es ist also frei für...
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... Cem Özdemir. "Deutschland muss jetzt mit Hilfe der Grünen endlich die PS auf die Straße bringen." Das könnte auch dem innerparteilichen Frieden mit Wilfried Kretschmann aus dem Auto-Land Baden-Württemberg den Boden bereiten.
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"Wer die Hitze nicht aushalten kann, soll nicht in die Küche gehen": (Original: If you can't stand the heat, get out of the kitchen"). Wird gern benutzt, um bei größeren, gefährlichen Verwerfungen den Eindruck zu erwecken, das sei so in Ordnung...
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... und man habe alles im Griff (was oft nicht stimmt). Ideal für SPD-Schattenchefin Andrea Nahles.
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"Disrupten": : Nachdem das mit den PS nicht geklappt hat, muss die FDP einen Schritt weiter gehen. "Disruption" fordern Unternehmenslenker immer dann, wenn sie sich in einer Sackgasse fürchten und mit ihrem Latein (sic!) am Ende sind. Die Generation Y...
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... kennt praktisch nur Angela Merkel als Regierungschefin. Christian Lindner schlagen wir deshalb den Satz vor: "Es wird Zeit, das Kanzleramt zu disrupten." Das wäre dann inhaltlich auch mehr als eine Phrase.
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"Marathon": - Das Bild vom Marathon benutzen Unternehmenslenker gern, wenn sie sich Zeit verschaffen wollen, weil sie keine Ahnung haben, ob ihr Plan aufgeht. Der Klassiker: "Die Umsetzung unserer neuen Strategie ist ein Marathon, kein Sprint." Die Legende...
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"Wir wollen das Apple/Amazon/AirBnB der .... werden": Wenn es Probleme beim Verständnis des eigenen Geschäftsmodells gibt, wird einfach eine gerade erfolgreiche Tech-Größe kooptiert. AirBnB ist für die CSU vielleicht etwas zu unstet, Amazon ginge. Schließlich dockt der US-Konzern Geschäft für Geschäft an seine Plattform an - so wie eine Volkspartei...
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... Cem Özdemir. "Deutschland muss jetzt mit Hilfe der Grünen endlich die PS auf die Straße bringen." Das könnte auch dem innerparteilichen Frieden mit Wilfried Kretschmann aus dem Auto-Land Baden-Württemberg den Boden bereiten.
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... und man habe alles im Griff (was oft nicht stimmt). Ideal für SPD-Schattenchefin Andrea Nahles.
14 BilderReaktionen zum Jamaika-Aus: "Wir brauchen jetzt alle 'ne Therapie"
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"Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren."
FDP-Chef Christian Lindner
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"Es ist ein Tag mindestens des tiefen Nachdenkens, wie es weitergeht in Deutschland."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
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"Es ist schade, dass es nicht gelungen ist, dies zum Ende zu führen - was zum Greifen nahe war."
CSU-Chef Horst Seehofer
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"Anständig wäre es gewesen, wenn alle Parteivorsitzenden gemeinsam den Abbruch hätten verkünden können."
Stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner
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"Es gibt keinen Konsens in der Bildungspolitik, es gibt keinen Konsens in der Finanzpolitik, es gibt keinen Konsens in der Migrationspolitik, es sind nahezu alle zentralen großen Punkte offen."
FDP-Politiker Volker Wissing
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"Wenn die komplette Politikverweigerung der SPD anhält, weiß ich nicht, wie eine Mehrheit zustande kommen könnte."
Grünen-Unterhändler Jürgen Trittin
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"Lindner sagt Jamaika ab. Er wählt seine Art von populistischer Agitation statt staatspolitischer Verantwortung."
Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer über den FDP-Chef
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"Ich will ausdrücklich sagen, dass ich davon ausgehe, dass dieses Bündnis hätte zustandekommen können."
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt
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"Wir waren zu dieser Verständigung bis zur letzten Sekunde bereit, auch da noch mal weiter zu gehen, wo man eigentlich nicht mehr weitergehen kann. Aber das setzt eben voraus, dass alle diese Bereitschaft haben - und ein Partner hatte sie heute Abend offensichtlich nicht."
Grünen-Parteichef Cem Özdemir
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"Das war Psychoterror ohne Ende. Wir brauchen jetzt alle 'ne Therapie, glaube ich."
Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne)
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"Tatsächlich hat die FDP 4 Wochen die Öffentlichkeit getäuscht: unverantwortlich, unseriös, berechnend. Die Grünen gehen aufrecht heraus."
Grünen-Chefin Simone Peter
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"Die Ausgangslage für die SPD hat sich nicht verändert. Wir haben kein Mandat für eine erneute Große Koalition."
SPD-Vize Ralf Stegner
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"Es ist gut, dass dieses Trauerspiel beendet ist."
Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht
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"Für die deutsche Wirtschaft ist das Scheitern der Sondierungsgespräche eine Enttäuschung. Denn damit wird eine Chance verpasst, ideologische Grenzen zu überwinden und sachgerechte Lösungen zu finden."
Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags
Foto: Sven Hoppe/ picture alliance / dpa
"Es ist ein Tag mindestens des tiefen Nachdenkens, wie es weitergeht in Deutschland."
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
Foto: ODD ANDERSEN/ AFP
"Wenn die komplette Politikverweigerung der SPD anhält, weiß ich nicht, wie eine Mehrheit zustande kommen könnte."
Grünen-Unterhändler Jürgen Trittin
Foto: Sean Gallup/ Getty Images
"Wir waren zu dieser Verständigung bis zur letzten Sekunde bereit, auch da noch mal weiter zu gehen, wo man eigentlich nicht mehr weitergehen kann. Aber das setzt eben voraus, dass alle diese Bereitschaft haben - und ein Partner hatte sie heute Abend offensichtlich nicht."
Grünen-Parteichef Cem Özdemir
Foto: Britta Pedersen/ dpa
"Es ist gut, dass dieses Trauerspiel beendet ist."
Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht
Foto: Sean Gallup/ Getty Images
"Für die deutsche Wirtschaft ist das Scheitern der Sondierungsgespräche eine Enttäuschung. Denn damit wird eine Chance verpasst, ideologische Grenzen zu überwinden und sachgerechte Lösungen zu finden."
Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags