Streik an sieben Flughäfen 300.000 Flugpassagiere heute von Streiks betroffen

Rund 300.000 Passagiere werden am Freitag von Streiks der Gewerkschaft Verdi an sieben deutschen Flughäfen betroffen sein. Erst am Mittwoch hatte ein Bagger für Chaos bei der Lufthansa gesorgt.
Streik an sieben Flughäfen am Freitag: 2500 Flüge und rund 300.000 Passagiere betroffen

Streik an sieben Flughäfen am Freitag: 2500 Flüge und rund 300.000 Passagiere betroffen

Foto: Peter Kneffel / dpa

Rund 300.000 Flugpassagiere müssen am Freitag umplanen: Nach der Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi stellen mehrere große Flughäfen in Deutschland für Freitag ihren regulären Passagierbetrieb ein. Ausgenommen sind Notflüge sowie Sonderflüge.

Deutschlands größter Airport Frankfurt teilte mit, der reguläre Betrieb werde am Freitag wegen des Warnstreiks nicht möglich sein. Auch München, Hamburg und Stuttgart kündigten dies an.

Die Gewerkschaft Verdi hatte in der Nacht zu Mittwoch angekündigt, die Airports in München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen am Freitag ganztägig zu bestreiken. Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden. Hilfslieferungen für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien sollen vom Streik ausgenommen sein.

Lufthansa streicht mindestens 1200 Flüge

Für Lufthansa-Passagiere hat der Warnstreik erhebliche Folgen. Die Airline streicht Stand Donnerstagabend rund 1200 Flüge an den Flughäfen Frankfurt und München, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte. Die Zahl werde sich noch erhöhen, da nicht nur diese beiden Airports von dem Warnstreik betroffen sind. Kunden würden informiert.

Hintergrund der Warnstreiks ist die Tarifauseinandersetzung im öffentlichen Dienst. Zudem laufen bundesweit Tarifverhandlungen für die Luftsicherheit sowie an einigen Flughäfen eine Tarifrunde für die Bodenverkehrsdienste.

Allein in Frankfurt waren für Freitag 1005 Flugbewegungen geplant gewesen, teilte eine Sprecherin des Betreibers Fraport mit. Es seien 137 000 Passagiere am Standort Frankfurt betroffen.

Passagiere sollen nicht zum Flughafen kommen

Auch die Flughäfen München, Hamburg und Stuttgart hatten angekündigt, den regulären Passagierbetrieb am Freitag auszusetzen. In Stuttgart sind laut Flughafen 162 Flüge und rund 20 000 Passagiere vom Warnstreik betroffen. Der Flughafen München sprach von mehr als 700 betroffenen Starts und Landungen, in Hamburg trifft es einer Flughafensprecherin zufolge rund 32 000 Passagiere.

Sie sollen sich direkt bei den Airlines über den Status ihres Fluges informieren und nicht zum Flughafen kommen. Lediglich Sicherheitslandungen, medizinische Flüge, humanitäre Hilfsflüge und militärische Verkehre seien möglich. In München sind auch Flüge für die am Freitag beginnende Münchner Sicherheitskonferenz ausgenommen.

Knapp 2500 Flüge fallen insgesamt aus

Der Flughafenverband ADV rechnet angesichts des Warnstreiks mit 2340 Ausfällen im innerdeutschen und internationalen Flugverkehr. "Dass unter dem Konflikt am Freitag über 295 000 Flugreisende zu leiden haben, ist nicht zumutbar. Lösungen müssen am Verhandlungstisch gefunden werden und nicht auf dem Rücken der Passagiere", sagte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des ADV, Die Passagiere würden zum Spielball der Verdi-Streiktaktik.

Verdi und der Beamtenbund dbb fordern im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen zurückgewiesen. Die zweite Verhandlungsrunde ist für den 22. und 23. Februar in Potsdam geplant.

Kabelschaden setzte Lufthansa bereits am Mittwoch zu

Schon am Mittwoch hatte es Verspätungen und Ausfälle für Zehntausende Passagiere mit Verbindungen über das Drehkreuz Frankfurt gegeben. Ein Kabelschaden auf einer Frankfurter S-Bahnstrecke hatte zu einem Ausfall der Computersysteme bei Lufthansa geführt. Am Drehkreuz Frankfurt fielen bis zum frühen Abend 242 von rund 1000 geplanten Flügen aus. Fluggäste wurden gebeten, auf die Bahn umzusteigen.

Verdi fordert für Beschäftigte mindestens 500 Euro mehr im Monat

In den laufenden Tarifverhandlungen fordern Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber haben die Forderungen bislang zurückgewiesen.

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle (54) sagte, bei den Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste herrsche nach wie vor ein katastrophaler Arbeitskräftemangel. Um diese Situation zu ändern, müsse für sie eine attraktive Lohnerhöhung erfolgen. Die Beschäftigten der Luftsicherheit hätten Anspruch auf eine Erhöhung der Zuschläge in den Manteltarifverträgen. Im "Handelsblatt" (Mittwoch) warnte sie: "Wir brauchen dringend bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Luftverkehr, sonst droht der nächste Chaossommer."

"Inflation, hohe Energie- und Lebensmittelpreise treiben die meisten Beschäftigten in eine unsichere Situation", sagte Behle laut Verdi-Mitteilung und fügte hinzu: "Viele wissen nicht mehr, wie sie ihre Mieten bezahlen und den Kühlschrank füllen sollen. Sie brauchen deutlich mehr Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten." Das müssten die Arbeitgeber einsehen und dementsprechend reagieren.

rei/dpa-afx
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren