An Arbeit mangelt es in Deutschland nicht: Die Erwerbstätigkeit nimmt zu, die Zahl der offenen Stellen ist konstant hoch
Foto: Julian Stratenschulte/ dpaNürnberg - Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, rechnet trotz gesenkter Wachstumsprognose der Bundesregierung weiter mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jahresschnitt.
Die Bundesagentur sehe derzeit keinen Anlass, ihre Erwartung für 2014 zu korrigieren. Er gehe weiter von 2,9 Millionen Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt aus, sagte Weise am Donnerstag in Nürnberg. Das wären etwa 46.000 weniger als im vergangenen Jahr.
"Es gibt nicht immer eine direkte Korrelation zwischen der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts und der Arbeitslosigkeit", sagte Weise. So seien in einigen Dienstleistungsbereichen viele neue Arbeitsplätze entstanden, die aber nicht sehr stark zum Wirtschaftswachstum beitrügen.
"Außerdem: Mit 1,2 Prozent haben wir weiterhin Wachstum", sagt Weise. Die Bundesregierung hatte Mitte Oktober ihre Wachstumsprognose vom Frühjahr von 1,8 auf 1,2 Prozent gesenkt.
Für den Oktober wies die Agentur 2,733 Millionen Arbeitslose aus. Das sind 75.000 weniger gewesen als im September und 68.000 weniger als vor einem Jahr, Noch niedriger war die Arbeitslosenzahl zuletzt im November 2011. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 6,3 Prozent.
Auch wenn man berücksichtigt, dass sich der Arbeitsmarkt im Herbst üblicherweise belebt, sind die Daten überraschend gut: Saisonbereinigt sank die Arbeitslosenzahl um 22.000 auf 2,887 Millionen
Dabei hatte sich die wirtschaftliche Entwicklung auch in Deutschland zuletzt stark eingetrübt. Wichtige Konjunkturindikatoren wie der Ifo-Index waren fortwährend gesunken. Die Lage am Jobmarkt scheint das jedoch (noch) nicht zu beeinflussen. "Hat irgendjemand etwas von Krise erzählt?", fragt Ökonom Carsten Brzeski von der Bank ING. "Der deutsche Arbeitsmarkt bleibt der Fels in der Brandung und trotzt allen Befürchtungen um eine schwächelnde Industrie."
Mehr offene Stellen als Oktober 2013 - Erwerbstätigkeit legt zu
Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern liegt den Angaben zufolge weiter auf gutem Niveau. Die Unternehmen meldeten der BA im Oktober 517.000 offene Stellen, 1000 weniger als im September, aber 51.000 mehr als im Oktober 2013. Besonders gesucht seien nach wie vor Arbeitskräfte etwa in den Berufsfeldern Metall, Mechatronik, Energie und Elektro, im Logistikbereich, im Verkauf, im Gesundheitswesen sowie im Hotel- und Gastronomiebereich, erklärte die Behörde.
Daten des Statistischen Bundesamts zufolge hat zuletzt auch die Erwerbstätigkeit zugelegt. Im September seien 42,9 Millionen Menschen in Deutschland einer Beschäftigung nachgegangen, teilten die Statistiker am Donnerstag mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat erhöhte sich die Zahl der Erwerbstätigen damit um 387.000 oder 0,9 Prozent.
Am Ausbildungsmarkt allerdings zeigte sich der BA zufolge in diesem Jahr ein durchwachsenes Bild. Obwohl die Zahl der Bewerber gleich geblieben und die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze leicht angestiegen sei, seien zur Bilanz Ende September etwa genauso viele Bewerber ohne Ausbildungsplatz geblieben wie im Vorjahr.
Ausbildungsmarkt kann nicht zufrieden stellen
Knapp 21.000 Jugendliche hatten demnach keine Lehrstelle gefunden, lediglich 200 weniger als im vorangegangenen Ausbildungsjahr. Insgesamt seien damit 3,7 Prozent der Bewerber ohne Ausbildungsplatz geblieben.
Betriebe müssten ihrer Verantwortung zum Ausbilden gerecht werden. Klagen von Unternehmen, sie könnten Lehrstellen wegen Bewerbermangels nicht besetzen, seien hingegen nicht überzeugend, erklärte die IG Metall. Oft liege die Ursache für eine nicht zu besetzende Lehrstelle in einer überhöhten Erwartung oder einem zu unattraktiven Angebot, erklärte der Gewerkschafter.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte eine "Ausbildungsgarantie" für alle Jugendlichen in Deutschland. Immerhin hätten die Unternehmen die vergleichsweise gute konjunkturelle Lage des vergangenen Jahres nicht genutzt, um ein deutliches Plus an Ausbildungsplätzen zu schaffen, kritisierte die Gewerkschaft. Allein "auf die Kräfte des Marktes" zu setzen, reiche also nicht aus.
Abkühlung, doch kein Grund zur Panik
Februar 2016: Krise, welche Krise? Der mm-Indikator, der das Wachstum der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr misst, steigt kräftig an. Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics, der den Indikator erstellt, erklärt den Sprung auf 3,0 Prozent. Der schraffierte Bereich zwischen 2,6 und 3,5 Prozent zeigt das Intervall an, das mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln erreicht wird.
Dezember:Der mm-Indikator für 2016 ist da - und zeigt fortgesetzten Aufschwung an. Wächst die deutsche Wirtschaft im alten Jahr laut den Daten um satte 2,6 Prozent, dürften es im neuen sogar 2,7 Prozent werden. Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics, der den Indikator erstellt, sieht darin auch ein Zeichen der Stärke des Euro-Raums.
September:Der mm-Indikator steht im Herbst noch bei 3,0 Prozent für 2015. Die Stärke der deutschen Wirtschaft sieht Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics, der den Indikator erstellt, auch in den rasch wachsenden Steuereinnahmen reflektiert.
August: Der mm-Indikator steigt auf 3,0 Prozent. Der schraffierte Bereich zwischen 2,6 und 3,3 Prozent zeigt das Prognoseintervall an - laut den vorliegenden Daten dürfte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln eine Wachstumsrate in diesem Bereich schaffen. Der Schub von niedrigen Zinsen und billigem Euro könnte schon zu stark sein, warnt Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics, der den Indikator ermittelt, in seiner Analyse.
Juli: Der mm-Indikator steigt deutlich. 2,9 Prozent Wachstum zeigt er jetzt für dieses Jahr an - während die meisten Konjunkturforscher ihre Prognosen auf im Schnitt 1,8 Prozent senken. Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics erklärt die Kluft zwischen der berichteten Lage der Unternehmen und Daten des Statistischen Bundesamts. Der gefühlte Aufschwung kann die Realität besser wiedergeben als der gemessene.
Juni: Der mm-Indikator sinkt leicht, auf 2,5 Prozent. Die deutsche Wirtschaft hat immer noch sehr günstige Bedingungen für den Aufschwung, aber nicht mehr ganz so günstige wie zuvor. Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics sieht die Gründe an den Finanzmärkten.
Mai: 2,6 Prozent Wachstum der deutschen Wirtschaft zeigte der mm-Indikator für 2015 im Vormonat an. Die anderen Konjunkturprognosen nähern sich diesem bisher sehr optimistisch scheinenden Wert von unten an. Zu den Gründen äußert sich Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics in seiner Analyse.
April: Sämtliche Konjunkturprognosen unterschätzen den Aufschwung der deutschen Wirtschaft. Der April-Wert des mm-Indikators zeigt 2,6 Prozent Wachstum in diesem Jahr an, das Prognoseintervall reicht von 2,2 bis 3,1 Prozent. Zu den Gründen äußert sich Volkswirt Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics in seiner Analyse .
Im März zeigte der Indikator sogar 2,8 Prozent an. Das lag vor allem an einer extrem guten Lageeinschätzung der vom Ifo-Institut im Geschäftsklimaindex befragten Unternehmen. Seitdem hat sich die Stimmung wieder etwas verschlechtert.
Februar: Ein regelrechter Boom erwartet die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr, wenn der mm-Indikator Recht behält. Carsten-Patrick Meier von Kiel Economics verweist auf den billigen Euro als Stütze für den Exportüberschuss als wichtigen Wachstumstreiber. Der gefallene Ölpreis werde seine positive Wirkung erst 2016 voll entfalten. Die Prognose von 2,6 Prozent Wachstum ist nur ein Mittelwert in einem Prognoseintervall von 2,3 bis 3,4 Prozent, das mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln eintritt. Zum Vergleich: Der Internationale Währungsfonds traut der deutschen Wirtschaft nur 1,3 Prozent Wachstum zu, die Bundesbank 1,0. Meiers Index dagegen hat sich seit der jüngsten Schätzung sogar noch um 0,4 Prozentpunkte verbessert ...