Nachfolge für Jörg Hofmann Roman Zitzelsberger will nicht mehr IG-Metall-Chef werden

"Einfach die Füße weggezogen": Gewerkschaftsboss Roman Zitzelsberger
Foto: Christoph Schmidt / dpa / picture allianceBaden-Württembergs IG-Metall-Chef Roman Zitzelsberger (56) strebt nicht länger die Nachfolge des scheidenden Gewerkschaftsvorsitzenden Jörg Hofmann (67) an. "Ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, nicht für eine Führungsrolle im geschäftsführenden Vorstand der IG Metall zur Verfügung zu stehen", sagte Zitzelsberger nach einer Vorabmitteilung der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten".
Er habe Hofmann, von dem bald ein Vorschlag für seine Nachfolgerwahl im Oktober erwartet wird, am Wochenende darüber informiert. Zitzelsberger begründete das gegenüber den Zeitungen mit persönlichen, gesundheitlichen Gründen. "Mir hat es auf der Wegstrecke einfach die Füße weggezogen, sodass ich vor einigen Wochen plötzlich die Grenzen der Belastungsfähigkeit festgestellt habe", sagte der 56-Jährige.
Doppelspitze traf auf Skepsis
Zitzelsberger hatte zusammen mit Hofmanns Vizechefin Christiane Benner (55) und Hauptkassierer Jürgen Kerner (53) dafür geworben , die wichtigste deutsche Industriegewerkschaft künftig mit einem gleichberechtigten Duo zu führen. "Wir wollten den geschäftsführenden Vorstand eher als Team aufstellen und die Aktivitäten weniger auf Einzelpersonen ausrichten – da waren wir auf einem guten Weg", sagte Zitzelsberger, der sich zu der Frage bisher öffentlich bedeckt gehalten hatte. Doch das Modell Doppelspitze, für das die Satzung geändert werden müsste, war im Gewerkschaftsvorstand auf Skepsis gestoßen.
Üblich ist in der IG Metall, dass die Nummer zwei beim Ausscheiden des ersten Vorsitzenden aufrückt. Ein Vorbehalt in den Reihen der Gewerkschaft war, das nicht ausgerechnet dann zu ändern, wenn erstmals eine Frau an die Spitze der mächtigen Gewerkschaft aufrücken soll. Nach Zitzelsbergers Auffassung wäre ein Führungsduo ein Signal für "einen Aufbruch in neue Zeiten" gewesen. Seinen Posten als Gewerkschaftschef in Baden-Württemberg will der erfahrene Tarifverhandler behalten.
An der bundesweiten Spitze der Gewerkschaft sollen künftig nach dem bisherigen Schema des oder der ersten und zweiten Vorsitzenden mindestens ein Posten mit einer Frau besetzt werden. Benner hatte sich bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen.