IG-Metall-Boss und die Stahlindustrie Vier-Tage-Woche? "Niemand soll mir sagen, das geht nicht"

Die Transformation zum grünen Stahl kostet die Industrie Milliarden. In dieser Phase will die IG Metall die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich durchsetzen. NRW-Chef Knut Giesler erklärt den Plan – und würde dafür viel riskieren.
Das Interview führte Lutz Reiche
Bereit, alle Schritte zu gehen: In der deutschen Stahlindustrie schlägt die IG Metall schon Monate vor der nächsten Tarifrunde ein dicken Pflock ein

Bereit, alle Schritte zu gehen: In der deutschen Stahlindustrie schlägt die IG Metall schon Monate vor der nächsten Tarifrunde ein dicken Pflock ein

Foto: Christoph Reichwein/ dpa

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Viel Zeit hat Knut Giesler eigentlich nicht, es ist gerade Vorstandssitzung der IG Metall in Frankfurt am Main – und die Gewerkschaft hat noch viel vor in diesem Jahr. Für das Interview via Teams opfert der Manager in Sachen Mitbestimmung und Arbeitnehmerrechte seine Mittagspause. Doch aus der Ruhe zu bringen ist der Mann nicht. Auch als es konfrontativ zugeht im Gespräch, bleibt Giesler klar und ruhig, lässt keine Emotionen erkennen – gestählt durch viele Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Nur einmal muss der Mann lächeln.

Herr Giesler, für die Stahlindustrie wollen Sie in der kommenden Tarifrunde die Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich fordern – als kollektiven Anspruch, tariflich abgesichert. Der aktuelle Tarifvertrag läuft noch bis November, warum jetzt dieser Vorstoß?

Knut Giesler: Ende April werde ich der Tarifkommission Stahl vorschlagen, dass wir über die Viertagewoche mit den Arbeitgebern verhandeln. Das werden wir in der Kommission diskutieren, uns im Spätsommer auf eine Forderung einigen, sie beschließen und dann die Tarifrunde sowie die Verhandlungen mit den Arbeitgebern vorbereiten.

Foto: Thomas Range

Knut Giesler (59) ist gelernter Energieanlagenelektroniker und hat einen Großteil seines Berufslebens beim Wälzlagerhersteller FAG Kugelfischer gearbeitet. Giesler führt seit 2012 die IG Metall in Nordrhein-Westfalen mit rund 477.000 Mitgliedern. Zugleich ist er Verhandlungsführer der nordwestdeutschen Stahlindustrie mit den Bundesländern NRW, Niedersachsen, Hessen und Bremen. Mit rund 68.000 von bundesweit mehr als 80.000 Beschäftigten in der Stahlindustrie ist dies das mit Abstand größte Tarifgebiet. Giesler ist Mitglied in mehreren Aufsichtsräten, unter anderem stellvertretender Aufsichtsratschef bei der Thyssenkrupp Elevator AG.

Soweit das Prozedere. Aber warum jetzt? Sie haben doch noch mehr als ein halbes Jahr Zeit.

Die Stahlindustrie steht mit ihrer grünen Transformation vor mächtigen Herausforderungen, dafür brauchen wir Fachkräfte. Nun gilt diese Industrie nicht gerade als die attraktivste für Arbeitnehmer. Wir müssen uns also frühzeitig Gedanken machen, wie wir die klugen Köpfe gewinnen und die Stahlbranche attraktiver machen – dazu zählt auch die Perspektive einer Viertagewoche. Zugleich werden wir in dieser Transformation zumindest vorübergehend mehr Arbeitskräfte benötigen, als der Markt hergibt. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen auch länger in der Stahlbranche arbeiten können. Das heißt, wir müssen auch für Entlastung sorgen.

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