Fünf Euro Werbungskosten pro Tag Hessen schlägt Steuerpauschale fürs Homeoffice vor

Arbeit von zu Hause während der Corona-Krise in Bonn, April 2020
Foto: ute grabowsky/ imago images/photothekHessens Finanzminister Michael Boddenberg (60, CDU) hat vorgeschlagen, Beschäftigte im Homeoffice steuerlich zu entlasten. Arbeitnehmer sollten ihre Kosten über eine einfache Pauschale steuerlich geltend machen können, regte Boddenberg am Montag in Wiesbaden an. Für jeden vollen Arbeitstag in den heimischen vier Wänden sollten fünf Euro als Werbungskosten absetzbar sein, mit einer Jahresobergrenze von 600 Euro. Steuergesetze liegen in der Zuständigkeit des Bundes - dort ist eine solche Entlastung für Beschäftigte im Homeoffice bislang nicht geplant.
Bislang ist es für Arbeitnehmer schwierig, beim Finanzamt ein Arbeitszimmer anerkannt zu bekommen. Es gelten enge Voraussetzungen. Der hessische Minister Boddenberg sieht seinen Vorschlag als Ergänzung zu den bestehenden Regelungen. Arbeitnehmer, die sowohl die neue Pauschale als auch den hergebrachten Abzug für ein Arbeitszimmer erfüllten, sollten letztlich ein Wahlrecht erhalten. Bei einem Tag im Homeoffice können auf der anderen Seite auch keine Fahrtkosten ins Büro geltend gemacht werden.
Es ist nicht der erste Vorstoß der CDU, Homeoffice-Mitarbeitern einen finanziellen Ausgleich zukommen zu lassen, die kein Arbeitszimmer im strengen steuerrechtlichen Sinne haben, aber trotzdem in den eigenen vier Wänden arbeiten müssen, wie dies Millionen Menschen wegen der Corona-Beschränkungen in Großraumbüros immer noch tun. So schlug der einflussreiche CDU-Finanzpolitiker Fritz Güntzler einen Bonus von 200 bis 300 Euro für jeden Monat Homeoffice als Ausgleich vor.
Firmen planen mit Homeoffice auch nach Corona
Das Homeoffice dürfte in vielen Firmen die Corona-Krise überdauern. 54 Prozent der Betriebe erwarten, dass diese Arbeitsform dauerhaft zunimmt, wie eine am Montag veröffentlichte Befragung des Münchner Ifo-Instituts bei rund 7300 Unternehmen ergab. "Die Corona-Krise könnte einen dauerhaften Schub fürs Homeoffice bedeuten", sagt Oliver Falck vom Ifo. "Für viele Unternehmen ging die Umstellung mit beträchtlichen Investitionen in digitale Infrastruktur und neue Kommunikationstechnologie einher. Diese Neuorganisation der Arbeit wird aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vollständig rückgängig gemacht werden."
Für eine Studie haben Falck und seine Kollegen Befragungen des Ifo und eine Mitgliederbefragung des Netzwerks LinkedIn ausgewertet. Drei Viertel der Unternehmen haben dem Ifo zufolge zur Bewältigung der Krise Teile der Belegschaft ins Homeoffice geschickt. Zeitweise konnten demnach 56 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zeitweise von zu Hause arbeiten.
"Dass Jobs in Zukunft vollständig ins Homeoffice verlagert werden, dürfte dennoch die Ausnahme bleiben", sagt Co-Autor Jean-Victor Alipour. "Zum einen wissen wir, dass der Mangel an sozialen Kontakten im Homeoffice dauerhaft eine Belastung sein kann, zum anderen lässt sich kreativer Austausch und der Transfer von Ideen und Wissen nicht vollständig ins Digitale verlagern." Wahrscheinlicher sei, dass sich "hybride Arbeitsmodelle zwischen Präsenzarbeit und Homeoffice durchsetzen werden".