Günther Krause
Foto: SPIEGEL TVAbstieg eines ehemaligen Polit-Überfliegers: Der ehemalige Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) hat das illegal bewohnte Haus an der Mecklenburgischen Seenplatte geräumt. Krauses Anwalt Peter-Michael Diestel übergab am Montag vor dem Grundstück die Schlüssel an den Hamburger Anwalt Arne Trimpop.
"Es ist auch alles in Ordnung", bestätigte Trimpop nach einem ersten Rundgang. Er vertritt die Unternehmerfamilie, die das Haus vor einem Jahr an Krauses Frau verkauft, aber dafür kein Geld bekommen hatte. Mit dem Auszug kam der frühere CDU-Politiker, der selbst nicht zur Übergabe kam, einer Zwangsräumung zuvor.
Krauses sollten für das mit Sauna und Pool ausgestattete Wohnhaus 459.000 Euro bezahlen, hatten die Eigentümer aber monatelang hingehalten. Ein gerichtlicher Vergleich hatte den Auszug zum 10. April festgesetzt, dies hielt das Paar aber nicht ein. "Er ist ins Brandenburgische gezogen", sagte Diestel.
Krause war einst in der DDR-CDU aktiv und nach der Wende von 1991 bis 1993 Verkehrsminister im Kabinett Helmut Kohl. Nach seinem Rücktritt trat er als Investor und Manager in Erscheinung, unter anderem hatte er einen Sitz im Aufsichtsrat der I.G. Farbenindustrie AG i.A.
Schlange stehen: Bevor die D-Mark in den Osten kam, waren es die DDR-Bürger gewohnt, für die Waren des täglichen Bedarfs lange zu warten. So wie hier auf dem Alexanderplatz in Berlin bei einem Sonderverkauf von Textilien im Juni 1990.
Abstimmung mit den Füßen: Die Währungsunion sollte DDR-Bürger auch davon abhalten, in den Westen auszuwandern. Seit dem Fall der Mauer im November 1989 hatten Hunderttausende ihr Land verlassen. Teilnehmer der Leipziger Montagsdemonstration (hier am 12. Februar 1990) machten deutlich, dass sie die DDR-Mark nicht behalten wollten.
Schwache Währung: Die DDR-Mark war extrem unbeliebt. Importprodukte ließen sich mit ihr kaum bezahlen. Aber auch manche Güter aus dem eigenen Land waren unerschwinglich. So kostete ein Farbfernseher 5000 bis 6000 Mark; ein Arbeiter verdiente etwa 1200 Mark im Monat.
Mit der D-Mark sollte auf einen Schlag alles besser werden. Für Westdeutschland saß Bundesbankdirektor Hans Tietmeyer (Foto von 2003) am Verhandlungstisch, der aber einen Wechselkurs von mindestens zwei DDR-Mark zu einer D-Mark wollte ...
... sein Gegenüber auf DDR-Seite war Staatssekretär Günther Krause (hier bei der Unterzeichnung des deutsch-deutschen Einigungsvertrags).
Sie waren dabei aber nur ausführende Organe. Vor allem die Bundesbank (hier der damilige Präsident Karl Otto Pöhl) wurde übergangen. Noch nachdem Bundeskanzler Helmut Kohl der DDR eine Währungsunion angeboten hatte, schloss der nicht informierte Pöhl selbige vor laufenden Kameras aus. "Ich stand da wie ein Dackel", sagt er heute.
Die eigentliche Entscheidung für die Währungsunion hatten die politischen Spitzen getroffen. Hier stoßen Bundeskanzler Helmut Kohl (l.), DDR-Finanzminister Walter Romberg (M.) und Bundesfinanzminister Theo Waigel am 18. Mai 1990 auf die Vetragsunterzeichnung an. Nur sechs Wochen später sollte die Union vollzogen werden.
Auf in eine neue Zeit: Die stellvertretende DDR-Regierungssprecherin Angela Merkel erklärt der Presse die Modalitäten der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Direkt neben ihr sitzen DDR-Finanzminister Romberg (l.) und Bundesfinanzminster Waigel. Mit der D-Mark musste die ostdeutsche Republik auch die komplette Wirtschafts- und Rechtsordnung des Westens übernehmen. Diskussionen in der Volkskammer und am runden Tisch über einen "Dritten Weg" waren damit beendet.
An den Hut gesteckt: Viele DDR-Bürger trauerten der Ostmark keine Sekunde nach. Auf der Straße feierten sie die D-Mark, von der sie sich neuen Wohlstand versprachen.
Warenschwemme: Kaum war die D-Mark offizielles Zahlungsmittel in der DDR, überfluteten westdeutsche Großhändler die Geschäfte im Osten mit ihren Produkten. Osterzeugnisse verschwanden zu einem großen Teil binnen Tagen aus den Regalen.
Sommer des nationalen Überschwangs: Acht Tage nach der Wirtschafts- und Währungsunion holen die (west-)deutschen Fußballer in Rom den Weltmeisterpokal.
Projekt vollendet: Knapp zwei Monate nach dem Start der deutsch-deutschen Währungsunion beschließt die DDR-Volkskammer den Beitritt zur Bundesrepublik. Doch die Euphorie währt nicht lange, ...
... weil die DDR-Wirtschaft wegen des zügigen Zusammengehens der beiden Staaten kollabiert. Die Proteste gegen die Schließung von Fabriken finden ihren Höhepunkt im Sommer 1993 im nordthüringischen Bischofferode, wo die Belegschaft eines Kaliwerks vergebens gegen die Schließung ihres Betriebs demonstrierte. Zuvor hatte es Hoffnungen gegeben, die Beschäftigten könnten manche der volkseigenen Betriebe selbst übernehmen.