Erstes Quartal Staat macht 113 Milliarden Euro mehr Schulden

Mit 2.319 Milliarden Euro stand der Staat im ersten Quartal in der Kreide. Das ist eine Milliarde Euro weniger als Ende 2021, aber 113 Milliarden Euro mehr im Vergleich zum Vorjahr. 2023 will der Bund die Neuverschuldung senken und die Schuldenbremse knapp einhalten.
Wie schläft man eigentlich mit 1546,9 Milliarden Euro Schulden? So hoch waren allein die Schulden des Bundes im ersten Quartal. Immerhin: Im kommenden Jahr will Bundesfinanzminister Christian Lindner die Neuverschuldung deutlich senken.

Wie schläft man eigentlich mit 1546,9 Milliarden Euro Schulden? So hoch waren allein die Schulden des Bundes im ersten Quartal. Immerhin: Im kommenden Jahr will Bundesfinanzminister Christian Lindner die Neuverschuldung deutlich senken.

Foto: IMAGO/Chris Emil Janssen / IMAGO/Chris Emil Janßen

Trotz Corona-Krise und Kriegsausbruch in der Ukraine sind die Schulden des deutschen Staates im ersten Quartal gesunken. Bund, Länder, Gemeinden sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte standen mit 2.318,9 Milliarden Euro in der Kreide. Das waren 992 Millionen Euro weniger als Ende 2021, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Grund dafür sei, dass "insbesondere beim Bund, aber auch bei einigen Ländern" die Verbindlichkeiten der Extrahaushalte verringert werden konnten.

Schlechter fällt die Bilanz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus: Gemessen am ersten Quartal 2021 nahm die Verschuldung um 5,1 Prozent oder 113,4 Milliarden Euro zu.

Nicht alle Bundesländer senken ihre Schulden

Der Bund allein baute seine Schulden binnen eines Quartals um 0,1 Prozent oder 1,6 Milliarden Euro auf 1.546,9 Milliarden Euro ab. Die Länder drückt ein Schuldenberg von 636,7 Milliarden Euro. Das waren 0,2 Prozent oder 1,5 Milliarden Euro weniger als Ende 2021. Hier gibt es allerdings große regionale Unterschiede. Rheinland-Pfalz (+4,6 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (+4,0 Prozent) wiesen jeweils einen deutlichen Anstieg auf. "In beiden Ländern ergab sich der Anstieg der Schulden aus einer höheren Emission von Wertpapieren", hieß es dazu.

Die stärksten prozentualen Schuldenrückgänge verzeichneten Bremen (-17,8 Prozent) und Sachsen (-11,7 Prozent). In Bremen beruht der Rückgang vor allem auf geringeren Schuldenaufnahmen für die Bereitstellung von Barsicherheiten für Derivategeschäfte, während in Sachsen bestehende Kassenkredite getilgt wurden.

Verschuldung der Gemeinden steigt

Im Gegensatz zu Bund und Ländern nahm die Verschuldung der Gemeinden und Gemeindeverbände zu – und zwar um 1,6 Prozent oder 2,2 Milliarden Euro auf 135,3 Milliarden Euro. Besonders in Niedersachsen mit (6,3 Prozent), Bayern (+4,0 Prozent) und Baden-Württemberg (+3,1 Prozent) ging es nach oben. Die stärksten Rückgänge gab es in Schleswig-Holstein (-2,9 Prozent) und in Thüringen (-1,1 Prozent). Bei der Sozialversicherung gab es zu Jahresbeginn keine Veränderung: Die Verbindlichkeiten lagen unverändert bei 41 Millionen Euro.

2023: Bund will Neuverschuldung drastisch senken

Zumindest der Bund will im kommenden Jahr die Neuverschuldung deutlich senken – und zwar auf 17,2 Milliarden Euro. Damit würden die Vorgaben der Schuldenbremse wieder knapp eingehalten, hieß es am Mittwoch aus Regierungskreisen in Berlin. Möglich werden soll dies demnach durch das Auslaufen von Corona-bedingten Ausgaben, aber auch dank höherer Steuereinnahmen sowie durch stärkere Entnahmen aus Rücklagen.

Die Neuverschuldung liegt damit deutlich über den noch in den Haushaltseckpunkten der Regierung vom März veranschlagten 7,5 Milliarden Euro. Allerdings sind den Angaben zufolge 7,7 Milliarden Euro an neuen Krediten durch Sondereffekte verursacht, die nicht auf die Schuldenbremse angerechnet werden. Deren Kredit-Obergrenze von rechnerisch 9,6 Milliarden Euro würde damit im kommenden Jahr knapp eingehalten.

Der Haushaltsentwurf soll am Freitag vom Kabinett beschlossen werden. Er wird dann im Bundestag weiter beraten. In den Jahren 2024 bis 2026 soll die Neuverschuldung laut Finanzplan jeweils zwischen 12,3 Milliarden und 13,8 Milliarden Euro liegen. Für 2022 sind – vor allem noch wegen der Corona-Pandemie, aber auch wegen des Ukraine-Krieges - 138,9 Milliarden Euro neue Schulden eingeplant.

rei/Reuters, AFP
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