1188 Todesfälle binnen 24 Stunden
Rekord bei deutschen Corona-Toten, neue Virusmutation in Sachsen
Bittere Tagesbilanz der Coronavirus-Pandemie: Binnen 24 Stunden wurden dem RKI 1188 neue Corona-Tote gemeldet, ein neuer Höchststand. Derweil breitet sich die neue Virusmutation in Sachsen aus.
Tiefrotes Dashboard: In Deutschland stieg die Zahl der Coronatoten auf einen neuen Höchststand, wie das Covid19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts zeigt
Foto: Rüdiger Wölk / imago images/Rüdiger Wölk
Die Zahl der gemeldeten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus hat einen neuen Höchstwert erreicht. Innerhalb eines Tages übermittelten die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 1188 neue Todesfälle, wie aus den RKI-Zahlen vom Freitagmorgen hervorgeht. Außerdem wurden 31.849 Neuinfektionen gemeldet. Der bisherige Höchststand von 1129 neuen Todesfällen war am 30. Dezember erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden - darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.
In den USA - mit viermal so großer Bevölkerung wie Deutschland - ist die Zahl der täglichen Corona-Todesfälle erstmals über die Marke von 4000 gestiegen. Nach Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore von Freitagmorgen (MEZ) starben am Donnerstag 4085 mit dem Virus infizierte Menschen. Zudem wurden 274.703 Neuinfektionen verzeichnet.
Bei der Interpretation der Fallzahlen sei weiter zu beachten, dass in den Wochen um Weihnachten und den Jahreswechsel vermutlich weniger Menschen einen Arzt aufsuchten, weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt wurden, hieß es vom RKI. "Dies kann dazu geführt haben, dass weniger Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet wurden."
Auch die Angaben für die 7-Tage-Inzidenz sind mit Vorsicht zu bewerten - so lange, bis belastbare Zahlen sieben einzelner Tage vorliegen. Das RKI geht davon aus, dass die Meldedaten zum Infektionsgeschehen frühestens Ende nächster Woche/Anfang übernächster Woche wieder belastbar sind, wie es auf Anfrage hieß. Klarheit über das Infektionsgeschehen nach den Feiertagen ist nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (66) am 17. Januar zu gewinnen.
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Freitagmorgen bei 136,5. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 297,6 und Thüringen mit 256,9. Den niedrigsten Wert hatte Bremen mit 73,5.
In Sachsen wurde auch eine neue Variante des Coronavirus nachgewiesen. Das Gesundheitsministerium in Dresden teilte am Donnerstag mit, dass die Virusmutation bei einer Person aus Dresden aufgetreten sei, die aus Großbritannien zurückgekehrt sei. Erstmals war die Corona-Mutation aus England in Deutschland an Heiligabend nachgewiesen worden. Betroffen war eine Frau in Baden-Württemberg, die aus Großbritannien eingereist war. Die Variante ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern deutlich ansteckender als die bisher bekannte Version.
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
Fotostrecke
Diese Impfstoffprojekte gegen Covid-19 sind am weitesten
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (57) zeigte sich besorgt über die Mutation. Sollte es sich auch hierzulande ausbreiten, müssten sich die Deutschen auf noch mehr Einschränkungen einstellen, sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Dann sind natürlich viel drastischere Maßnahmen notwendig, um das Gleiche zu erreichen. Wir haben alle Angst vor einer dritten Welle mit der neuen Mutation", sagte Lauterbach.
Biontech liefert neuen Impfstoff an Bundesländer
Die Bundesländer sollen an diesem Freitag eine neue Lieferung des Corona-Impfstoffs von Biontech erhalten. Sie sollen insgesamt knapp 668.000 Impfdosen bekommen. Die Lieferung soll direkt vom Hersteller Biontech an die 27 Anlieferzentren der Länder gehen. Den größten Anteil erhält das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 141.375 Dosen. Den kleinsten Anteil bekommt Bremen mit 4875 Dosen. In dieser Größenordnung war die Lieferung auch angekündigt worden.
Seit dem Beginn der Impfkampagne Ende Dezember ist das Mittel mindestens 417.060 Menschen gespritzt worden, wie das Robert Koch-Institut am Donnerstag (Stand 11.00 Uhr) mitgeteilt hatte. 201.000 Menschen erhielten den Impfstoff aus beruflichen Gründen. Es kann sich dabei zum Beispiel um Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte mit sehr hohem Ansteckungsrisiko und um Personal in der Altenpflege handeln. Zudem wurde das Präparat inzwischen mehr als 168.000 Bewohnern von Pflegeheimen verabreicht.
Gestiegen ist die Bereitschaft zur Impfung, wie aus einer Umfrage von infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend hervorgeht. Demnach gaben Anfang der Woche 54 Prozent an, sich auf jeden Fall gegen das Coronavirus impfen lassen zu wollen - das waren 17 Prozentpunkte mehr als im November 2020. Weitere 21 Prozent sagten, sie wollten sich wahrscheinlich impfen lassen (minus 13 Prozentpunkte). Die Impfbereitschaft sei in allen Altersgruppen gewachsen, insbesondere aber bei den Menschen unter 65 Jahren. Nach wie vor zeigten sich jüngere Menschen gegenüber einer Corona-Impfung weniger offen als ältere.
Fast 1,9 Millionen nachgewiesene Covid19-Infektionen
Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) forderte eine Änderung der Impfstrategie. "Bisher erfolgt die Verteilung des Impfstoffes nach der Einwohnerzahl der Bundesländer. Ich glaube, dass auch andere Faktoren bei neuen Lieferungen eine Rolle spielen sollten", sagte die Ministerin laut Mitteilung vom Donnerstagabend. So müsse etwas ein hoher Anteil älterer Menschen berücksichtigt werden. In Sachsen lebten eine Million Menschen, die älter als 65 Jahre seien. Das Bundesland ist besonders stark von der Pandemie betroffen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 1.866.887 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 8. Januar, 0 Uhr). Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 38.795. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 1.494.100 an.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Bericht vom Donnerstag bei 0,92 (Vortag: 0,83). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 92 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab. Das RKI betonte, dass der R-Wert wegen der Verzögerungen gegebenenfalls unterschätzt werde.
Tiefrotes Dashboard: In Deutschland stieg die Zahl der Coronatoten auf einen neuen Höchststand, wie das Covid19-Dashboard des Robert-Koch-Instituts zeigt
15 BilderDiese Impfstoffprojekte gegen Covid-19 sind am weitesten
1 / 15
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 6. Januar)
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
2 / 15
Curevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet.
Foto: Nasdaq MarketSite / dpa
3 / 15
Das erste Vakzin aus westlicher Produktion kam mit der Impfung der 90-jährigen Margaret Keenan im britischen Coventry am 8. Dezember zum Einsatz. Der unter dem Produktnamen Comirnaty vermarktete Impfstoff BNT162b2 wurde nach beeindruckenden Daten aus den klinischen Studien - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - von Großbritannien zugelassen, gefolgt von den USA, Europa, vielen weiteren Ländern und schließlich auch der Weltgesundheitsorganisation.
Foto: JONNY WEEKS / AFP
4 / 15
Mit dem schützenden Stoff gegen die Pandemie bekommt die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech eine globale Führungsrolle. Gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer verspricht das Unternehmen 1,3 Milliarden Dosen für 2021 - genug für ein Zwölftel der Menschheit und komplett ausgebucht. Es ist die erste Zulassung eines Impfstoffs der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Foto: FABIAN BIMMER / REUTERS
5 / 15
Die US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Inzwischen konnte auch die Moderna-Studie eine Wirksamkeit über 90 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie, die noch nie in einem zugelassenen Impfstoff zum Einsatz kam - bis Dezember 2020. In den USA gab die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin schon frei, die EU-Behörde EMA folgte nach Kanada und Israel am 6. Januar.
Foto: Bill Sikes / AP Photo
6 / 15
Solange nur die Vakzine von Biontech und Moderna zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das im September in die abschließende klinische Studie gestartete Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson mit 60.000 Studienteilnehmern in acht Ländern. Das Mittel basiert auf einer bereits im Juli zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Ende Januar wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.
Am 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Das Projekt bekam ein frühes Lob der Weltgesundheitsorganisation und milliardenschwere Großaufträge von EU und USA. Der Vektorimpfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit. Doch Zweifel lasten auf dem Hoffnungsträger ...
Foto: WPA Pool / Getty Images
8 / 15
Im November präsentierte Astrazeneca zwar positive Zwischenergebnisse aus den klinischen Studien in Brasilien und Großbritannien, allerdings mit verwirrenden Daten zur Wirksamkeit bei unterschiedlicher Dosierung. Zur Klärung versprach der Konzern eine weitere Studie. Sicherheit vor Schnelligkeit, wie bis zum Herbst von allen Seiten gepredigt - doch das kostet Zeit. Dann gerieten auch noch die Projektpartner in Streit - und nun versucht der britische Konzern die Flucht nach vorn durch eine Allianz mit Russland. Trotz aller Wirren setzen auch Argentinien und Indien auf das Astrazeneca-Mittel. Viele europäische Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) wünschen sich den schnellen Einsatz auch hier.
Foto: Ben Birchall / dpa
9 / 15
Dem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das russische Vakzin in Phase 3, inzwischen in mehreren Ländern. Immerhin bestätigten die Ergebnisse, dass auch das russische Vakzin extrem gut wirkt. Und Astrazeneca will nun sogar prüfen, ob eine Kombination beider Wirkstoffe die beste Lösung sein könnte. Mit einem zweiten Impfstoff des Vektor-Instituts wiederholte Moskau das Prozedere.
Foto: RDIF HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock
10 / 15
In China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent.
Foto: Zhang Yuwei / dpa
11 / 15
Die Privatfirma Sinovac hat nach eigenen Angaben vom 20. Oktober schon mehr als eine Million Menschen geimpft. Testen lässt sie ihren Impfstoff seit Juli in Brasilien und Indonesien - in China selbst gibt es längst nicht mehr genügend Infizierte für die Kontrollgruppe. In Brasilien ist die Kooperation mit China heftig umstritten, Präsident Jair Bolsonaro will sie stoppen. Die Behörden unterbrachen die Studie im November wegen eines Todesfalls - der sich als Selbstmord herausstellte. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse wurde mehrfach verschoben, nun soll sie Anfang Januar folgen.
Ein Impfstoff der chinesischen Biotech-Firma Cansino Bio und ein weiteres Sinopharm-Produkt aus den Laboren des Wuhan-Instituts - am Ursprungsort der Krise - sind in China und einigen weiteren Ländern ebenfalls vorläufig zugelassen.
Foto: Nicolas Asfouri / AFP
12 / 15
Aus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Foto: Stringer . / REUTERS
13 / 15
Der von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss.
Doch schon im November begann eine Phase 2/3-Studie, für die Glaxosmithkline ebenfalls den Wirkstoffverstärker liefert. Die kanadische Firma Medicago züchtet den neuen Impfstoff, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Auch die chinesische Firma Clover Biopharmaceuticals, die im Dezember eine Phase-3-Studie aufnahm, nutzt den GSK-Turbo.
Foto: HANDOUT / AFP
14 / 15
Auch der US-Konzern Novavax startete im September in Großbritannien in Phase 3, eine US-Studie folgte wegen Produktionsproblemen erst Ende Dezember. Der scheidende US-Präsident Donald Trump zeigte sich schon vor seiner eigenen Corona-Erkrankung als Fan der Produktion, die mit Staatsgeld gefördert wird. Mit dem Massenhersteller Serum Institute of India hat Novavax einen Deal zur Produktion von zwei Milliarden Impfstoffdosen abgeschlossen. Trump hatte lange auf eine Impfung noch vor der US-Präsidentenwahl am 3. November gedrängt.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
15 / 15
Ebenfalls in Phase 3 befindet sich ein Impfstoff, der nicht erst neu entwickelt werden musste. Das über ein Jahrhundert alte Bacillus Camille-Guérin, traditionell im Einsatz gegen Tuberkulose, wird vom australischen Murdoch Children's Research Institute auf seine Eignung gegen Corona überprüft.
Foto: RODGER BOSCH/ AFP
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 6. Januar)
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
Curevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet.
Foto: Nasdaq MarketSite / dpa
Das erste Vakzin aus westlicher Produktion kam mit der Impfung der 90-jährigen Margaret Keenan im britischen Coventry am 8. Dezember zum Einsatz. Der unter dem Produktnamen Comirnaty vermarktete Impfstoff BNT162b2 wurde nach beeindruckenden Daten aus den klinischen Studien - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - von Großbritannien zugelassen, gefolgt von den USA, Europa, vielen weiteren Ländern und schließlich auch der Weltgesundheitsorganisation.
Foto: JONNY WEEKS / AFP
Mit dem schützenden Stoff gegen die Pandemie bekommt die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech eine globale Führungsrolle. Gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer verspricht das Unternehmen 1,3 Milliarden Dosen für 2021 - genug für ein Zwölftel der Menschheit und komplett ausgebucht. Es ist die erste Zulassung eines Impfstoffs der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Foto: FABIAN BIMMER / REUTERS
Die US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Inzwischen konnte auch die Moderna-Studie eine Wirksamkeit über 90 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie, die noch nie in einem zugelassenen Impfstoff zum Einsatz kam - bis Dezember 2020. In den USA gab die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin schon frei, die EU-Behörde EMA folgte nach Kanada und Israel am 6. Januar.
Foto: Bill Sikes / AP Photo
Solange nur die Vakzine von Biontech und Moderna zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das im September in die abschließende klinische Studie gestartete Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson mit 60.000 Studienteilnehmern in acht Ländern. Das Mittel basiert auf einer bereits im Juli zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Ende Januar wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.
Am 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Das Projekt bekam ein frühes Lob der Weltgesundheitsorganisation und milliardenschwere Großaufträge von EU und USA. Der Vektorimpfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit. Doch Zweifel lasten auf dem Hoffnungsträger ...
Foto: WPA Pool / Getty Images
Im November präsentierte Astrazeneca zwar positive Zwischenergebnisse aus den klinischen Studien in Brasilien und Großbritannien, allerdings mit verwirrenden Daten zur Wirksamkeit bei unterschiedlicher Dosierung. Zur Klärung versprach der Konzern eine weitere Studie. Sicherheit vor Schnelligkeit, wie bis zum Herbst von allen Seiten gepredigt - doch das kostet Zeit. Dann gerieten auch noch die Projektpartner in Streit - und nun versucht der britische Konzern die Flucht nach vorn durch eine Allianz mit Russland. Trotz aller Wirren setzen auch Argentinien und Indien auf das Astrazeneca-Mittel. Viele europäische Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) wünschen sich den schnellen Einsatz auch hier.
Foto: Ben Birchall / dpa
Dem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das russische Vakzin in Phase 3, inzwischen in mehreren Ländern. Immerhin bestätigten die Ergebnisse, dass auch das russische Vakzin extrem gut wirkt. Und Astrazeneca will nun sogar prüfen, ob eine Kombination beider Wirkstoffe die beste Lösung sein könnte. Mit einem zweiten Impfstoff des Vektor-Instituts wiederholte Moskau das Prozedere.
Foto: RDIF HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock
In China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent.
Foto: Zhang Yuwei / dpa
Aus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Foto: Stringer . / REUTERS
Der von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss.
Doch schon im November begann eine Phase 2/3-Studie, für die Glaxosmithkline ebenfalls den Wirkstoffverstärker liefert. Die kanadische Firma Medicago züchtet den neuen Impfstoff, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Auch die chinesische Firma Clover Biopharmaceuticals, die im Dezember eine Phase-3-Studie aufnahm, nutzt den GSK-Turbo.
Foto: HANDOUT / AFP
Auch der US-Konzern Novavax startete im September in Großbritannien in Phase 3, eine US-Studie folgte wegen Produktionsproblemen erst Ende Dezember. Der scheidende US-Präsident Donald Trump zeigte sich schon vor seiner eigenen Corona-Erkrankung als Fan der Produktion, die mit Staatsgeld gefördert wird. Mit dem Massenhersteller Serum Institute of India hat Novavax einen Deal zur Produktion von zwei Milliarden Impfstoffdosen abgeschlossen. Trump hatte lange auf eine Impfung noch vor der US-Präsidentenwahl am 3. November gedrängt.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
Ebenfalls in Phase 3 befindet sich ein Impfstoff, der nicht erst neu entwickelt werden musste. Das über ein Jahrhundert alte Bacillus Camille-Guérin, traditionell im Einsatz gegen Tuberkulose, wird vom australischen Murdoch Children's Research Institute auf seine Eignung gegen Corona überprüft.