Streit um Corona-Testpflicht Luftfahrt gegen Labore, Söder gegen Spahn

Corona-Test am Kölner Hauptbahnhof
Foto: Oliver Berg / dpaBayerns Ministerpräsident Markus Söder (53) will an umfangreichen Corona-Tests für Reiserückkehrer festhalten. Vier Bundesländer seien strikt gegen Pläne, die kostenlosen Tests für Reiserückkehrer wieder zu streichen, sagt der CSU-Chef. Man könne nicht zwei Wochen nach Einführung der Testmöglichkeiten diese wieder abschaffen wollen, widerspricht Söder zudem Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU), der für eine Korrektur der Regelung plädiert. Die deutlich höhere Anzahl an Positivfällen unter den Rückreisenden zeigten, dass es nicht um "Massentests", sondern eine gezielte Teststrategie gehe, betonte der CSU-Chef.
Söder widersprach auch der Einschätzung des Bundesgesundheitsministeriums, das vor einer Überforderung der Testkapazitäten gewarnt hatte. Statt die Tests zurückzufahren, solle man lieber die Kapazitäten weiter ausbauen. Er gehe davon aus, dass sich nach Ende der Sommerferien die Zahl der Reiserückkehrer ohnehin reduzieren werde.
Scharfe Kritik an den Plänen kam auch aus der Luftverkehrsbranche. "Das Vorhaben der Gesundheitsminister, Tests an den Flughäfen jetzt wieder einzustellen, ist ein alarmierendes Zeichen dafür, dass die Testkapazitäten in einigen Bundesländern offenbar von den Behörden nicht hinreichend ausgebaut wurden", sagte Peter Gerber, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Er äußerte sich vor allem zu der als Ersatz für Pflichttests vorgesehenen Quarantäneregel negativ. "Eine pauschale Quarantänepflicht ist de facto eine Reisebeschränkung, die den Verkehr zum Erliegen kommen lässt." Dies sei ein "bitterer Rückschritt" für die Reisebranche. "Damit werden erneut rund 80 Prozent der Flugziele im Luftverkehr mit Deutschland durch pauschale Quarantänebestimmungen blockiert."
Spahn verteidigt Kehrtwende
Spahn verteidigte die Kehrtwende. "Die Strategie beinhaltet es in einer solchen dynamischen Großlage immer, auch lageangepasst die konkreten Maßnahmen weiterzuentwickeln", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Daran werde man sich gemeinsam gewöhnen müssen.
Spahn zufolge soll nach den "zusätzlichen Testanstrengungen in der Reisezeit" nun wieder zu einem "Langzeitansatz" zurückgekehrt werden. Es gehe darum, zielgerichtet Menschen mit Symptomen und mit Kontakt zu Covid-19-Patienten, Pflegekräfte, Ärzte und Pflegebedürftige zu testen. Der Minister verwies erneut darauf, dass auch die Laborkapazitäten endlich seien. Die Testzahlen hätten sich innerhalb von nur zwei, drei Wochen verdoppelt.
Labore warnen vor "Druck aufs System"
Die Labore in Deutschland fordern wegen zunehmender Belastung durch Corona-Tests schnellstmögliche Neuregelungen bei Tests für Reiserückkehrer. Eine Anpassung der Teststrategie für Rückkehrer, wie in der Schaltkonferenz der Landesgesundheitsminister mit Spahn angekündigt, sei dringend erforderlich, teilte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) am Dienstag mit. Es reiche nicht, das Ende der Sommerferien abzuwarten, sagte der Verbandsvorsitzende Michael Müller.
Nach ALM-Angaben gab es in der vergangenen Woche erneut einen "drastischen Anstieg" bei den Tests. Es seien 17 Prozent mehr Tests durchgeführt worden als in der Vorwoche - insgesamt 889.815. Die "maximale kurzfristig verfügbare Testkapazität" für die laufende Woche wird mit knapp 1,1 Millionen angegeben.
"Wir können diesen Druck aufs System nicht länger aushalten und unsere engagierten und seit Monaten an der Leistungsgrenze arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht weiter überlasten", sagte Jan Kramer, Vorstand im ALM. Die Testanforderungen überstiegen in vielen Laboren bereits die rationierten Liefermengen an Reagenz- und Verbrauchsmaterialien. "Sollten jetzt noch weitere regionale Ausbrüche hinzukommen, wird uns das in die Knie zwingen."