Mehr als 27.000 Neuinfektionen
RKI meldet fast 1000 Tote binnen 24 Stunden
Mit Beginn des harten Lockdowns in Deutschland steigt die Zahl der Corona-Toten dramatisch an. Laut Regierung sollen noch in diesem Jahr die Impfungen beginnen. Der Bevölkerung stehen aber gleichwohl harte Monate bevor.
Intensivstationen vor Überlastung: Die Zahl der an oder mit dem Coronavirus Verstorbenen steigt immer weiter
Foto: Fabian Strauch / dpa
Die Zahl der verzeichneten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus ist sprunghaft gestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwochmorgen 952 neue Todesfälle binnen 24 Stunden. Außerdem verzeichneten die Gesundheitsämter 27.728 Neuinfektionen.
Allerdings waren in den Daten von Dienstag keine Zahlen aus Sachsen enthalten gewesen, weswegen in den neuen Zahlen auch Nachmeldungen enthalten sein könnten, wie es hieß. Vergangenen Mittwoch (9.12.) waren 20 .815 Neuinfektionen und 590 Todesfälle gemeldet worden. Die bisherigen Höchstwerte von 29.875 gemeldeten Fällen und 598 Toten waren am Freitag erreicht worden.
In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde. Am Dienstag lag die Zahl der neu gemeldeten Todesfälle bei 500 und somit auch ohne die fehlenden sächsischen Daten beim bis dahin dritthöchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg bis Mittwoch auf 23.427.
Bundesweiter Inzidenzwert steigt auf rund 180 im Schnitt
Die zur Lagebeurteilung entscheidende Sieben-Tage-Inzidenz - die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - erreichte mit 179,8 ebenfalls einen neuen Höchststand. Am Dienstag lag dieser Wert bei 173,7. Die fehlenden Daten aus Sachsen beeinflussten den Wert nur geringfügig, hieß es vom RKI. Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie rund 1,38 Millionen nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 16.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 1,02 Menschen inzwischen genesen.
Aufgrund der hohen Infektionszahlen hat in Deutschland am Mittwoch der zweite harte Lockdown begonnen. Abgesehen von Lebensmittelläden und anderen Geschäften für den täglichen Bedarf ist der Einzelhandel nun vorerst bis zum 10. Januar geschlossen, auch Schulen und Kitas bleiben weitgehend zu. Mitten in der Krise gibt es aber einen Lichtblick: Laut Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) könnte es auch in Deutschland nächste Woche mit den Impfungen losgehen.
Spahn: Impfungen sollen noch im laufenden Jahr beginnen
Spahn bezeichnete es als sehr gutes Signal, dass nach heutigem Stand noch vor Heiligabend der erste Impfstoff in der EU zugelassen werden dürfte. Danach könne man innerhalb von zwei bis vier Tagen mit dem Impfen beginnen, sagte er am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen". In Deutschland seien die Impfzentren und Impfstrukturen nun einsatzbereit. In einem ersten Schritt könnten nach der Zulassung "um die 400.000 Dosen ausgeliefert werden". Pro Person werden zwei Dosen benötigt. Geimpfte sollen laut Spahn die Möglichkeit bekommen, Wirkungen und Nebenwirkungen per App zu melden.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Dienstag angekündigt, dass sie schon am 21. Dezember ihr Gutachten über den Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer vorlegen will - also acht Tage früher als bisher in Aussicht gestellt. Formell muss dann noch die EU-Kommission zustimmen. Das gilt als Formsache und könnte auch innerhalb eines Tages erfolgen. Damit wäre der Weg frei für den Beginn von Massenimpfungen in allen EU-Mitgliedsstaaten.
Zunächst werde Deutschland den Impfstoff wie vereinbart aus den europäischen Verträgen bekommen, sagte Spahn. Dies seien bis Ende des ersten Quartals elf bis 13 Millionen Impfdosen. Später kämen dann die Lieferungen hinzu, die man bilateral mit den Herstellern vereinbart habe. Dies seien allein von Biontech 20 Millionen Dosen zusätzlich. Spahn geht davon aus, dass bis Ende des nächsten Sommers rund 60 Prozent der Bürger in Deutschland geimpft sein könnten. Laut Experten ist eine Rate von 60 bis 70 Prozent für eine wirkungsvolle Bekämpfung der Pandemie nötig.
Merkel rechnet mit hartem Januar und Februar
Mit einer schnellen Entspannung der Lage rechnet die Bundesregierung nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) warnte am Dienstag in einer Sitzung der Unionsfraktion, Januar und Februar würden nochmals richtig harte pandemische Monate werden. "Da dürfen wir uns keine Illusionen machen", wurde sie von Teilnehmern zitiert. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler (59), hält die Lage für so ernst wie noch nie in dieser Pandemie.
Mit den nun geltenden harten Einschränkungen wollen Bund und Länder erreichen, dass die starke Welle der Neuansteckungen gebrochen wird. Ziel ist es, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf maximal 50 zu bringen, um die Kontaktnachverfolgung wieder möglich zu machen. Damit soll auch verhindert werden, dass die Kliniken überlastet werden, insbesondere die Intensivstationen.