Leichtes Plus
Deutsche Wirtschaft wächst im vierten Quartal - trotz Lockdowns
Corona ein Stück weit die lange Nase zeigen - geht doch: Trotz neuer Beschränkungen infolge der zweiten Corona-Welle ist die deutsche Wirtschaft Ende 2020 überraschend das zweite Quartal in Folge gewachsen.
Corona-Krise ein Stück weit entkommen: Zwar blieben viele Geschäfte seit November geschlossen, dank Warenexporten und Bauboom ist das BIP im vierten Quartal dennoch leicht gewachsen
Foto: Rüdiger Wölk / imago images/Rüdiger Wölk
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt hat von Oktober bis Dezember um 0,1 Prozent zum Vorquartal zugelegt. Das teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet. Im vorangegangenen Sommerquartal hatte es zu einem Rekordwachstum von 8,5 Prozent gereicht, das allerdings auf den nie dagewesenen Einbruch von 9,7 Prozent im Frühjahr folgte.
Die Bundesregierung hatte im November wegen steigender Infektionszahlen erneut die Schließung von Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen veranlasst, später kamen Einzelhandelsgeschäfte hinzu. "Davon war besonders der private Konsum betroffen, während die Warenexporte und die Bauinvestitionen die Wirtschaft stützten", so das Statistikamt.
2020 insgesamt schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft um 5,0 Prozent. Damit bestätigte das Statistikamt eine frühere Schätzung. Es war der größte Einbruch seit der Finanzkrise 2009, als die Wirtschaftsleistung um 5,7 Prozent schrumpfte. Die Bundesregierung rechnet damit, dass es in diesem Jahr zu einem Wachstum von 3 Prozent reichen wird. Das Vorkrisenniveau soll allerdings erst Mitte 2022 wieder erreicht werden.
Im europäischen Vergleich gut gehalten
"Die Wirtschaft hat der Corona-Pandemie ein Stück weit die lange Nase gezeigt", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger, zum Miniwachstum Ende 2020. "Der halbwegs versöhnliche Jahresabschluss ist jedoch nicht mehr als eine Momentaufnahme." Viele Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden ersten Quartal wegen der inzwischen verschärften und verlängerten Lockdown-Maßnahmen schrumpfen wird. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet mit einem Rückgang von knapp 2 Prozent.
Verglichen mit anderen europäischen Ländern kam Deutschland im vergangenen Jahr wirtschaftlich noch gut davon. Das französische Bruttoinlandsprodukt brach im Corona-Jahr 2020 um 8,3 Prozent ein (nachdem die Regierung sogar einen zweistelligen Rückgang erwartet hatte), die spanische um 11,0 Prozent. Die weltgrößte Volkswirtschaft USA meldete am Donnerstag ein Minus von 3,5 Prozent, während die Nummer zwei China dagegen ein Wachstum von 2,3 Prozent verzeichnete.
Corona-Krise ein Stück weit entkommen: Zwar blieben viele Geschäfte seit November geschlossen, dank Warenexporten und Bauboom ist das BIP im vierten Quartal dennoch leicht gewachsen