Kühlung Biontech-Impfstoff offenbar stabiler als erwartet

Impfstoff von Biontech: Es gibt Lieferprobleme, aber es gibt auch gute Nachrichten
Foto: Laci Perenyi / imago images/Laci PerenyiBei den Corona-Impfungen in Deutschland kann das Präparat der Hersteller Biontech und Pfizer künftig einfacher eingesetzt werden. Wie aus aktualisierten Handlungsempfehlungen von Biontech hervorgeht, kann der Impfstoff auch schon als fertige Dosis in der Spritze bis zu sechs Stunden bei 2 bis 8 Grad transportiert werden. Das hätten neue Daten zur Stabilität des Impfstoffes ergeben.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) sagte am Samstag der Deutschen Presse-Agentur, dies sei eine gute Nachricht besonders für Pflegebedürftige, die zu Hause auf eine Impfung warten. Die Länder könnten die Impfkampagne nun flexibler organisieren. "Dass fertige Impfdosen in Spritzen künftig bereits in den Impfzentren für den Transport vorbereitet werden können, hilft ganz praktisch beim Kampf gegen die Pandemie."
Bisher wurde empfohlen, bereits verdünnten Impfstoff nicht zwischen Einrichtungen zu transportieren - also zwischen den Impfzentren der Länder, wo das Präparat bei minus 70 Grad lagert, und Impf-Einsätzen in Pflegeheimen oder Einrichtungen des betreuten Wohnens. Nach Angaben von Biontech ist verdünnter Impfstoff maximal sechs Stunden bei 2 bis 30 Grad haltbar. Er könne also bei Bedarf schon im Impfzentrum verdünnt und dann als vorbereitete Dosis in der Spritze vorsichtig transportiert werden. Dafür sollten spezielle Kühlboxen verwendet werden. Spritzen oder Fläschchen sollten sicher verpackt sein, damit sie aufrecht stehen und nicht lose sind oder rollen.
Wieder fast 1000 Corona-Tote
Bis Freitag erhielten laut Robert Koch-Institut erst 1,16 Prozent der Bevölkerung die erste von zwei Impfdosen - das ist deutlich weniger als in anderen Ländern. Ausgerechnet eine Lieferverzögerung des Biontech-Imfstoffes durch Pfizer könnte eine schnellere Immunisierung der Bevölkerung in den nächsten Wochen bremsen. Grund für die Lieferprobleme sind Umbauten im Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Diese dienten laut Pfizer dazu, die Kapazitäten ab Mitte Februar zu erhöhen.
Biontech selbst sicherte laut Agenturbeerichten eine schnelle Normalisierung der Lieferungen zu. "Ab der Woche vom 25. Januar werden wir wieder zum ursprünglichen Zeitplan für die Lieferungen zurückkehren". Nachdem dann zunächst 100 Prozent der Europa zugesicherten Impfdosen geliefert werden könnten, würden die Auslieferungen ab dem 15. Februar sogar gesteigert.
Wie dringend eine schnellere Immunisierung der Bevölkerung ist, zeigen auch neue RKI-Zahlen. Die Gesundheitsämter in Deutschland. Wie das RKI am Samstagmorgen mitteilte, stieg die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden um 18.678 auf 2.019.636 Fälle. Die Zahl der Corona-Toten stieg um 980 auf 45.974 Fälle. Am Donnerstag war ein neuer Tageshöchstwert von 1244 Corona-Toten (Freitag 1113) gemeldet worden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz betrug 139,2 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner. Ziel der Bundesregierung ist es, die Inzidenz auf unter 50 zu drücken. Angesichts anhaltend hoher Fallzahlen und der Bedrohung durch offenbar deutlich ansteckendere Sars-CoV-2-Varianten werden die Rufe nach einer Verschärfung des Lockdowns lauter.
Kommen jetzt Ausgangssperren?
Bund und Länder zogen ihre Beratungen über weitere Restriktionen auf kommenden Dienstag vor. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (42, CDU) forderte, es müsse auch über mögliche Ausgangssperren gesprochen werden, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post". Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (57) forderte einen harten Lockdown. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder geht es mit dieser Form des Lockdowns noch mindestens sechs bis acht Wochen weiter, bei 500 bis 1000 Toten am Tag und einem hohen Risiko, dass sich die Mutation weiter verbreitet", sagte er derselben Zeitung. Oder es gebe "einen wirklich harten Lockdown, der aber nicht so lange ginge".