Bahnverkehr Der "Deutschlandtakt" kommt erst 2070

Dass Züge nicht immer pünktlich sind, ist bekannt. Nun bahnt sich jedoch eine Rekordverspätung an: Der ursprünglich für das Jahr 2030 geplante "Deutschlandtakt" im Bahnverkehr soll erst 2070 vollständig umgesetzt sein.
"Völlig klar, dass das Jahrzehnte dauert": Ein ICE verlässt den Frankfurter Hauptbahnhof

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Foto: Arne Dedert / dpa

Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Michael Theurer (FDP) aus dem Bundesverkehrsministerium, sieht den für die Verkehrswende wichtigen Deutschlandtakt erst 2070 vollständig umgesetzt. Der Deutschlandtakt werde "in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt" umgesetzt, sagte Theurer dem ZDF laut einem Bericht vom Donnerstag. Es sei "immer völlig klar gewesen, dass das Jahrzehnte dauert".

Theurer erklärte am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, der Deutschlandtakt komme "wie von Anfang an geplant in Etappen". Das Projekt "wird nicht verschoben". Das Bundesverkehrsministerium arbeite vielmehr an einer Beschleunigung des Projekts.

Für den Deutschlandtakt soll der Bahnverkehr auf einen bundesweiten Taktfahrplan umgestellt werden, der für Fahrgäste die Abfahrtszeiten zuverlässiger und planbarer macht und außerdem den Umstieg erleichtert. Die Züge sollen dafür jede Stunde in jede Richtung zur selben Minute fahren – Fernzüge in einem Takt von 60 Minuten und auf Hauptachsen im 30-Minuten-Takt. Fern- und Regionalverkehr sollen außerdem optimal miteinander vernetzt werden.

In ihrem Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien unter anderem das Ziel definiert, den Schienengüterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern und die Verkehrsleistung im Personenverkehr zu verdoppeln. Außerdem soll "erheblich mehr in die Schiene als in die Straße" investiert werden, "um prioritär Projekte eines Deutschlandtaktes umzusetzen".

"Eingestehen des Scheiterns"

Das Verkehrsministerium betonte am Donnerstag, der Deutschlandtakt sei ein "fortlaufendes Projekt, das stetig weiterentwickelt und an die Modernisierung des Schienennetzes angepasst wird". Jede Etappe bringe "neue Angebotssprünge und deutliche Verbesserungen für Reisende und Logistiker".

Die nächste große Etappe werde mit der Fertigstellung der Strecke Wendlingen-Ulm, Stuttgart 21 und der Generalsanierung der Riedbahn 2025/2026 abgeschlossen. Sie werde etwa den 30-Minuten-Takt zwischen den großen Metropolen Köln, Frankfurt, Mannheim, München, Nürnberg bringen. Die nächste Etappe 2030 werde bereits vorbereitet.

Der verkehrspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Bareiß (CDU), erklärte, die Union habe zusammen mit der Schienenbranche schon früh den Grundstein für den Deutschlandtakt gelegt – nun werde dieser von 2030 auf 2070 verschoben. Das sei "das Eingestehen des Scheiterns der Ampel". Der Berichterstatter der Unionsfraktion für die Schiene, Michael Donth (CDU), zeigte sich "fassungslos". Eine Verschiebung des Deutschlandtakts auf 2070 "wäre ein Desaster für die Zukunft des deutschen Schienenverkehrs".

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) müsse, statt sich mit den Grünen über Autobahnen zu streiten, die Probleme bei der Schiene lösen: deutlich mehr Investitionen, ein effizienterer Konzern, Planungsbeschleunigung bei Schienenprojekten und die Umsetzung der Ergebnisse der Beschleunigungskommission Schiene, forderte Donth.

hr/afp
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