Ex-Verteidigungsminister Peter Struck ist tot

Tod nach Herzinfarkt: Ex-Verteidigungsminister Peter Struck
Foto: ? Reuters Photographer / Reuters/ REUTERSBerlin - Der frühere Verteidigungsminister und SPD-Politiker Peter Struck ist tot. Er starb nach Angaben eines Sprechers der Familie am Mittwoch im Alter von 69 Jahren im Berliner Krankenhaus Charite. Dort war er am Vortag mit einem schweren Herzinfarkt eingeliefert worden.
Der gebürtige Göttinger war seit 1964 Mitglied der SPD und saß von 1980 bis 2009 für die Sozialdemokraten im Bundestag. Von 2002 bis 2005 war er Verteidigungsminister in der rot-grünen Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Unter seiner Führung erhielt die Bundeswehr 2003 neue "Verteidigungspolitische Richtlinien". Strucks Kernaussage dazu wurde inzwischen zum geflügelten Wort: "Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wird am Hindukusch verteidigt."
Von 1998 bis 2002 sowie von 2005 bis 2009 leitete Struck die Bundestagsfraktion seiner Partei. Bis zuletzt fungierte er an der Spitze der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, als deren Vorsitzender er erst in der vergangenen Woche wiedergewählt worden war.
Struck erhielt einige Auszeichnungen, darunter 1989 das "Bundesverdienstkreuz am Bande" und 2004 das "Große Bundesverdienstkreuz". 1995 ehrte ihn die Tabaklobby als "Pfeifenraucher des Jahres".
Trauer in Berlin
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den verstorbenen SPD-Politiker Peter Struck als bedeutenden Parlamentarier und großen Sozialdemokraten gewürdigt. "Die Nachricht vom Tode Peter Strucks erfüllt mich mit großer Trauer", erklärte die CDU-Vorsitzende am Mittwoch in Berlin. "Peter Struck hat unserer Demokratie 29 Jahre lang als Abgeordneter gedient, er war ein bedeutender Parlamentarier und großer Sozialdemokrat", sagte die Kanzlerin.
Sie habe Struck in der großen Koalition von 2005 bis 2009 "als einen hart argumentierenden, dabei jedoch stets verlässlichen Partner kennen- und schätzen gelernt", würdigte die Kanzlerin. Als Verteidigungsminister habe sich Struck hohe fachliche Anerkennung und vor allem die Wertschätzung der Soldatinnen und Soldaten erworben. "Mein Mitgefühl gilt Peter Strucks Familie, seiner Frau, seinen Kindern und Enkeln, denen ich mein tiefes Beileid übermittle."
Der heutige SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier sagte zu Strucks Tod: "Wir verlieren nicht nur einen großen Politiker, einen der für viele Menschen im Land ein Vorbild war. Wir verlieren einen Freund, einen engen Weggefährten, einen Mann voller Herzenswärme, Humor und Lebensklugheit". Zweimal sei Peter Struck an die Spitze der Fraktion gewählt worden, als einziger Fraktionsvorsitzender seit Gründung der Bundesrepublik.
"Er genoss von Anfang an hohe Anerkennung in der Fraktion. Und über die Jahre wurde aus Anerkennung tiefe Zuneigung. Die Menschen mochten ihn für seine Offenheit, Geradlinigkeit und für seine klaren Ansagen", betonte Steinmeier.
"Eine Rarität in der Politik"
Struck habe auch als Verteidigungsminister bleibende Spuren hinterlassen. "Unter Soldatinnen und Soldaten wird bis heute nur voller Respekt von ihm gesprochen. Er stand auch ohne Bundestagsmandat noch mitten im politischen Leben. Umso fassungsloser macht uns sein plötzlicher und völlig unerwarteter Tod. Wir werden ihn vermissen."
Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte, die Nachricht vom Tode Strucks erfülle ihn mit tiefster Trauer. "Mit ihm verliert Deutschland einen aufrechten und authentischen Charakter, der wie kaum ein anderer die Verteidigungspolitik des Landes verkörpert hat. Er hat die Soldaten gemocht und sie ihn."
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte: "Der überraschende Tod von Peter Struck hat mich tief getroffen." Im Namen seiner Fraktion sprach Kauder Strucks Familie sein Beileid aus.
"Peter Struck ist in der Zeit der großen Koalition zu einem verlässlichen Freund und Wegbegleiter geworden", erinnerte Kauder an die Zusammenarbeit mit dem Duzfreund in der Zeit von 2005 bis 2009. Struck habe sich um das Land als aufrechter Demokrat verdient gemacht. Als Verteidigungsminister habe Struck die Bundeswehr in schwierigen Zeiten sicher geführt, hob Kauder hervor.
"Sozialdemokrat mit Ecken und Kanten"
Der SPD-Landeschef von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, würdigte den verstorbenen früheren Verteidigungsminister als "aufrechten Sozialdemokraten mit Ecken und Kanten", dem die SPD vieles zu verdanken habe. Aber nicht nur um die SPD, sondern um die gesamte sozialdemokratische Familie habe sich Struck große Verdienste erworben. "Unser Beileid und Mitgefühl gilt den Angehörigen von Peter Struck", erklärte Stegner.
Linke-Fraktionschef Gregor Gysi sagte zu Strucks Tod: "Über viele Jahre konnte und durfte ich mit Peter Struck zusammenarbeiten. Er war fleißig, engagiert und verlor nie das Gefühl für die Situation der Bevölkerung, für Menschen in Armut." Er habe sich freundschaftlich, kollegial und solidarisch verhalten. Dies sei inzwischen eher eine Rarität in der Politik. "Wir sollten versuchen, ihn mit seiner Lebenslust in Erinnerung zu behalten", sagte Gysi.
Die Grünen-Fraktionschefs Jürgen Trittin und Renate Künast teilten mit, die Nachricht von Peter Strucks Tod erfülle sie mit großer Trauer und Betroffenheit. "In Peter Struck verliert unser Land einen großen Sozialdemokraten und leidenschaftlichen Parlamentarier. Sein Spruch, dass kein Gesetz den Bundestag so verlasse wie es hineingekommen sei, wurde als "Strucksches Gesetz" zum geflügelten Wort."
Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn schrieb auf Twitter, wo sich viele Kollegen bestürzt über den überraschenden Tod Strucks äußerten: "Das war viel zu früh."
Das SPD-Urgestein Struck hatte schon vor einigen Jahren einen Herzinfarkt sowie einen Schlaganfall erlitten. Davon hatte er sich weitgehend wieder erholt.
Zu Strucks großen Leidenschaften außerhalb der Politik gehörte das Motorradfahren. Er hinterlässt seine Frau Barbara, die er 1965 geheiratet hatte, drei Kinder und zahlreiche Enkel. Am 24. Januar kommenden Jahres wäre Struck 70 Jahre alt geworden.