Berlin-Brandenburg Terminal wird doppelt so teuer

Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit: Kosten- und Terminplanung kaum noch im Blick
Foto: Andreas Rentz/ Getty ImagesPotsdam - Kostenexplosion am neuen Berliner Hauptstadtflughafen: Allein das Terminal wird vermutlich mehr als doppelt so teuer wie bislang veranschlagt. Das Gebäude werde mehr als 1,22 Milliarden Euro kosten, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Montag auf einer Sondersitzung des Landtags in Potsdam. Die Erweiterung des Terminals durch Pavillons sowie Umbauten innerhalb des Gebäudes würden voraussichtlich weitere 50 Millionen Euro kosten. Ursprünglich waren für das Gebäude 620 Millionen Euro veranschlagt worden.
Platzeck gab vor dem Parlament eine Regierungserklärung zur Verschiebung der Flughafeneröffnung ab. Dabei bat der Regierungschef die Brandenburger um Entschuldigung. Der gute Ruf der Hauptstadtregion habe durch die überraschende Verschiebung erheblichen Schaden genommen. Jetzt sei alle Kraft nötig, um das Projekt bis zum neuen Eröffnungstermin im März 2013 zum Erfolg zu führen.
Die Flughafengesellschaft FBB hatte am 8. Mai bekanntgegeben, dass sie den zuletzt geplanten Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 aufgrund von Problemen unter anderem mit der Brandschutzanlage nicht halten könne. Platzeck kritisierte deutlich, dass die FBB erst vier Wochen vor dem geplanten Eröffnungstermin die Reißleine gezogen habe. Dem Aufsichtsrat sei bis zum 7. Mai stets versichert worden, dass der Airport pünktlich in Betrieb gehen werde.
Eine nicht abgenommene Brandschutzanlage sei ein entscheidendes Kriterium, da dürfe es keine Kompromisse geben, sagte Platzeck. Der Ministerpräsident sprach von einer "gravierenden Fehleinschätzung" von Flughafen-Technikchef Manfred Körtgen, der das Unternehmen deshalb verlassen müsse.
Platzeck mahnte bei der FBB mehr Transparenz an. Zugleich verteidigte er den Aufsichtsrat, dem er selbst angehört. Das Gremium sei keine Bauleitung.
Fehleranalyse noch nicht abgeschlossen
Die Analyse zur Verschiebung des Eröffnungstermins sei noch nicht abgeschlossen, ergänzte Platzeck. Die Fehler müssten aufgearbeitet und gegebenenfalls weitere Schlussfolgerungen gezogen werden.
Mit Blick auf die Kosten sagte der Ministerpräsident, die verfügbaren Mittel seien ausgegeben oder vertraglich gebunden. Das sei zum Ende eines Vorhabens auch wenig überraschend. Der Kreditrahmen für das Projekt liege bei 2,4 Milliarden Euro. Die Anteilseigner - der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin - hätten zusätzlich 430 Millionen Euro freigegeben. Zudem habe die FBB Eigenmittel in Höhe von 530 Millionen Euro für Investitionen in Schönefeld und dem bisherigen Flughafen Berlin-Tegel erwirtschaftet.
Ob dieser Finanzrahmen ausreichen werde, wisse kurz nach der Verschiebung der Eröffnung noch niemand, sagte Platzeck. Die FBB müsse zur Aufsichtsratssitzung am 22. Juni die wirtschaftliche Situation und mögliche Kostensteigerungen durch die Verzögerung darstellen. Zudem müsse die FBB künftig über jedes noch so kleine Problem in Bezug auf die Inbetriebnahme des Flughafens informieren.
Das verlorene Vertrauen könne nur durch stetiges Arbeiten zurückgewonnen werden. Der Flughafen sei weiterhin das größte Infrastrukturprojekt in Ostdeutschland. Das Vorhaben dürfe nicht schlecht geredet werden. Der Flughafen werde ein starker Jobmotor und ein Erfolg für die ganze Region sein, sagte Platzeck.