Aufschwung abgeschwächt
Deutsche Industrie drosselt Produktion
Die deutsche Industrie hat ihre Produktion im Juni überraschend gedrosselt. Dies liege auch an einer hohen Zahl arbeitsfreier "Brückentage", heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Volkswerte sehen steigende Risiken für die deutsche Konjunktur: Das Umfeld für die Industrie werde schwieriger.
Berlin - In Deutschland ist die Gesamtproduktion im Juni überraschend gesunken. Die Firmen stellten 0,9 Prozent weniger her als im Mai, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Der Ausstoß des gesamten Produzierenden Gewerbes - also Industrie, Energie und Bau - sank um 1,1 Prozent. Experten hatten hier mit einem Anstieg um 0,1 Prozent gerechnet.
Das Ministerium betonte aber, überdurchschnittlich viele Brückentage hätten das Ergebnis im Juni merklich gedämpft. Dennoch bleibe die Tendenz aufwärts gerichtet. Ein hoher Auftragsbestand und die weitere Zunahme der Auftragseingänge sprächen für ein solides Expansionstempo in den kommenden Monaten. Im Bauhauptgewerbe dürfte nach der starken Frühjahrsbelebung eine gewisse Normalisierung eingetreten sein, so das Ministerium.
Am Donnerstag hatte das Ministerium hingegen einen deutlichen Zuwachs bei den Industrieaufträgen im Juni gemeldet. Die Aufträge waren bereinigt um 1,8 Prozent zum Vormonat gestiegen.
"Der Aufschwung hat sich abgeschwächt. Diesen Monats-Rückgang sollten wir aber nicht überbewerten", sagte Analyst Heinrich Bayer von der Postbank. Die Verlangsamung hänge vor allem mit der Baubranche zusammen, ergänzte Christian Schulz von der Berenberg Bank. Das Umfeld der Industrie werde "immer schwieriger": Viele Exportmärkte in Europa, in den USA oder Asien würden nachlassen.
"In den nächsten Quartalen dürfte sich das Wachstum der Industrie abschwächen. Insgesamt haben die Risiken für die deutsche Konjunktur zugenommen", ergänzte Analystin Ulrike Rondorf von der Commerzbank.