Deutschland steht vor einem Export-Rekordjahr. 2011 dürften erstmals Waren im Wert von mehr als einer Billion Euro ausgeführt werden, schätzt der Fachverband BGA. Das Exportwachstum werde mit 7 Prozent aber deutlich geringer ausfallen als in diesem Jahr.
Terminal Burchardkai Hamburg: Die Boomregionen für den deutschen Export waren in diesem Jahr China, Südostasien, Brasilien und die arabische Halbinsel. Hauptabnehmer der Produkte "Made in Germany" bleiben aber weiter die Länder der Europäischen Union.
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Berlin/Wiesbaden - Der Export werde im kommenden Jahr um etwa 7 Prozent zulegen, schätzt Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Nach zwei Ausnahmejahren mit einem Einbruch 2009 und einer raschen Erholung 2010 werde damit wieder der durchschnittliche Anstieg der vergangenen Jahre erreicht.
Für 2010 geht der BGA von einem Exportzuwachs von mindestens 16 Prozent auf 937 Milliarden Euro aus. Läuft es noch etwas besser, könnte auch ein Plus von 18 Prozent auf 953 Milliarden Euro herauskommen. Im Rekordjahr 2008 lag dieser Wert bei 984 Milliarden Euro. Dieser werde im neuen Jahr "bei einem Exportanstieg von 7 Prozent in jedem Fall übertroffen werden können", sagte Börner. Die Prognosespanne für 2011 liegt je nach Ausgangsniveau aus dem alten Jahr bei 1003 Milliarden bis 1020 Milliarden Euro.
"Die Boomregionen für den deutschen Export waren China, Südostasien, Brasilien und die arabische Halbinsel", zog Börner für 2010 Bilanz. Profitiert hätten vor allem der Maschinenbau, die Automobilindustrie, die Chemie und die Elektronikbranche.
Jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes untermauern den Trend: Im dritten Quartal 2010 gab es zum Vorquartal die deutlichsten Zuwächse für Deutschlands Exporteure in Russland (plus 42,4 Prozent) und China (plus 34,3 Prozent). Insgesamt wurden in die Länder außerhalb der Europäischen Union von Juli bis Ende September Waren im Wert von insgesamt 100,5 Milliarden Euro ausgeführt.
Hauptabnehmer der Produkte "Made in Germany" bleiben nach den Zahlen des Wiesbadener Amtes die Partnerländer in der EU: dorthin gingen im dritten Quartal Waren im Wert von 144,5 Milliarden Euro - und damit mehr als die Hälfte (59 Prozent) aller deutschen Ausfuhren.
EU-Schuldenkrise "kurzfristig keine Gefahr" für Außenhandel
2011 werde die Weltwirtschaft "deutlich abgebremst", sagte Börner. "Aber ich glaube nicht an eine Rezession." Für Deutschland erwarte er im kommenden Jahr einen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 1,5 bis 1,75 Prozent.
Die Schuldenkrise der finanzschwachen Euro-Länder stellt aus Sicht Börners "kurzfristig keine Gefahr" für den deutschen Außenhandel dar. "Deutschland zieht auch den EU-Binnenmarkt ganz gewaltig nach oben." Doch wenn sich das Schuldenproblem wieder verschärfen würde, "dann könnte sich das wieder umdrehen". Zum Währungsverhältnis Euro-Dollar sagte Börner: "Eigentlich steht Amerika schlechter da als Europa, die gegenwärtige Schuldendiskussion in der EU überlagert das aber." Er sei davon überzeugt, "dass der Dollar langfristig sehr schwach wird".
Als Risikofaktor für die Exportwirtschaft nannte der BGA-Präsident die Rohstoffversorgung. "Die Rohstoffpreise explodieren förmlich, das tut uns wahnsinnig weh", weil Deutschland die Rohstoffe für seine Exportprodukte importieren müsse. Hinzu komme eine Verknappung von Rohstoffen, etwa der Metalle der Seltenen Erden, die bislang fast ausschließlich von China gefördert werden. Die Kombination aus hohen Preisen und knappem Angebot sei "extrem gefährlich".
Terminal Burchardkai Hamburg: Die Boomregionen für den deutschen Export waren in diesem Jahr China, Südostasien, Brasilien und die arabische Halbinsel. Hauptabnehmer der Produkte "Made in Germany" bleiben aber weiter die Länder der Europäischen Union.