Arbeitsministerin von der Leyen
Mit Positivliste gegen Fachkräftemangel
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen will die Zuwanderung für Arbeitnehmer aus bestimmten Berufen erleichtern und so den Fachkräftemangel eindämmen. Arbeitgeber sollen künftig beispielsweise bei Ärzten oder Ingenieuren nicht zwangsläufig den inländischen Bewerber dem ausländischen vorziehen müssen.
Bundesarbeitsministerin von der Leyen: Bei Berufen, die auf der Positivliste stehen, soll die Einstellung von ausländischen Bewerbern erleichtert werden
Foto: Hannibal Hanschke/ dpa
Berlin - "Ich lasse in meinem Ministerium zurzeit eine Positivliste von Berufen erstellen, bei denen erwogen wird, die sogenannte Vorrangprüfung befristet auszusetzen", kündigte Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) im "Handelsblatt" an. Eine Lockerung sei vor allem für Elektro-, Maschinenbau- und Fahrzeugingenieure sowie Ärzte nötig.
Dabei zielt die Ministerin auf Ausnahmen von der bisherigen Vorrangprüfung ab, nach der Arbeitgeber prinzipiell nur dann eine ausländische Fachkraft einstellen dürfen, wenn die Arbeitsagentur nachweislich keinen inländischen Bewerber findet.
Für die Positivliste spreche vor allem die größere Transparenz. "Die Unternehmen und ihre ausländischen Bewerber wissen dann direkt, woran sie sind." Sie werde ihr Konzept noch im Dezember der Regierungskoalition zur Beratung vorlegen. Die konkrete Umsetzung könne im ersten Quartal 2011 beginnen, kündigte von der Leyen an.
Ihre Initiative ist auch ein Signal an die CSU und die Innenpolitiker der Union, die bei den koalitionsinternen Überlegungen zu Lockerungen im Zuwanderungsrecht bisher bremsen. "Wir alle sollten uns die Brisanz von Fachkräftemangel klar machen", mahnte von der Leyen. "Er verursacht enorme Kosten durch Produktionsausfälle und dadurch steigende Arbeitslosigkeit." In einigen Industriezweigen müsse man bereits "aufpassen, dass nicht deswegen ganze Abteilungen ins Ausland verlegt werden".
Vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag erhielt von der Leyen umgehend Zuspruch. "Die Ministerin setzt an der richtigen Stelle an", sagte DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann dem "Handelsblatt".
Bundesarbeitsministerin von der Leyen: Bei Berufen, die auf der Positivliste stehen, soll die Einstellung von ausländischen Bewerbern erleichtert werden