Neue Fed-Chefin: Janet Yellen folgt Ben Bernanke nach
Foto: ? Joshua Roberts / Reuters/ REUTERSWashington - Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der mächtigen US-Notenbank. Der Senat in Washington stimmte am frühen Montagabend (Ortszeit) für die Berufung der 67-jährigen Janet Yellen als neue Vorsitzende der Federal Reserve (Fed). Die Entscheidung fiel mit 56 zu 26 Stimmen zu ihren Gunsten aus.
Yellen wird damit Nachfolgerin von Ben Bernanke, der Ende Januar ausscheidet. Sie war von US-Präsident Barack Obama für das Amt vorgeschlagen worden. Dieser würdigte sie nach der Bestätigung durch den Senat als eine der angesehensten Wirtschaftswissenschaftlerinnen des Landes.
Yellens erste Hauptaufgabe wird es sein, die bereits eingeleitete Abkehr von der Politik des billigen Geldes behutsam fortzusetzen - ohne dabei den gegenwärtigen Aufwärtstrend der US-Konjunktur zu gefährden. Die Fed hatte im Dezember beschlossen, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe, die langfristige Zinsen drücken und Investitionen befeuern sollen, langsam zurückzufahren.
Yellen gilt als ausgesprochene Verfechterin der Stützungsmaßnahmen und einer vorsichtigen Drosselung. Sie ist bereits seit vier Jahren Stellvertreterin von Bernanke und im Hintergrund daher bereits eine Mitarchitektin dieses geldpolitischen Kurses.
Yellen blickt auf eine Spitzenkarriere zurück. So berief sie der damalige Präsident Bill Clinton 1994 als Notenbankgouverneurin, um sie dann 1996 zu seiner Top-Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus zu machen. 2004 wurde Yellen Präsidentin der Zentralbank in San Francisco. 2010 nominierte sie Obama als Fed-Vizechefin.
In diesen Hallen tagt die mächtigste Institution der Weltwirtschaft: Die Federal Reserve in Washington entscheidet über Leitzinsen und andere geldpolitische Maßnahmen - und beeinflusst damit nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die weltweiten Finanzmärkte.
2014 beginnt für die Fed eine neue Ära. Markant zeigte das ein Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Zentralbank. Der scheidende Fed-Präsident Ben Bernanke (r.) saß neben seinen Vorgängern: Alan Greenspan (Präsident von 1987 bis 2006), der mit seiner betont unverständlichen Sprache während seiner Amtszeit als Orakel der "Great Moderation" verehrt wurde, heute aber für die Spekulationsexzesse der 2000er Jahre mitverantwortlich gemacht wird; und Paul Volcker (1979 bis 1987), der mit drastischen Zinserhöhungen die Inflation der 70er Jahre beendete. Links daneben die designierte Nachfolgerin ...
Janet Yellen gilt in der Fed, die geldpolitisch zwischen inflationsbesorgten "Falken" und stärker an Vollbeschäftigung interessierten "Tauben" zerstritten ist, als Oberhaupt der Tauben. Konservative Anhänger einer harten Geldpolitik haben ihrem akademischen Ruf und ihrer Erfahrung in der Fed aber wenig entgegenzusetzen. Ihr Ehemann George Akerlof trägt als Vordenker der Theorie unvollkommener Märkte den Wirtschaftsnobelpreis. Ebenfalls ein unorthodoxer Ökonom, aber politisch moderater ...
... ist der im Januar scheidende Fed-Präsident Ben Bernanke. 2006 noch vom republikanischen US-Präsidenten George Bush berufen, brachte er der Fed angesichts von Finanzkrise und Großer Rezession mehrere radikale Neuerungen: Bernanke senkte den Leitzins erstmals auf null, führte mit Anleihenkäufen die "quantitative Lockerung" ein, vervierfachte so die Fed-Bilanszumme und damit die Geldbasis, knüpfte die Geldpolitik erstmals an ein konkretes Ziel der Arbeitslosenquote - und sorgte mit "Forward Guidance" für klare Sprache. Zuletzt brachte er den Märkten aber auch Verwirrung. Mit dem Wort "Tapering" kündigte er im Sommer 2013 ein Auslaufen der unkonventionellen Maßnahmen an, nahm die Aussagen dann zurück - und begann das Tapering doch auf der letzten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses unter seiner Leitung im Dezember 2013.
Bernanke hat den geldpolitischen Kurs zwar auch für "absehbare Zeit" abgesteckt, fortführen müssen ihn aber andere. Wenn Yellen Präsidentin wird, ist ihr Stellvertreterposten frei. Als wahrscheinlicher Kandidat gilt Stanley Fischer. Bis Juni führte er die israelische Zentralbank und ist damit den israelfreundlichen Republikanern vermittelbar. Zugleich hat der Ökonom, der mit seinen Lehrbüchern Generationen von Volkswirtschaftsstudenten prägte - als Lehrer auch direkt seinen Doktorsohn Bernanke und EZB-Präsident Mario Draghi -, ein klares keynesianisches Profil. In Israel stärkte er die Wirtschaft, indem er die Landeswährung Schekel stark abwerten ließ. Fischer würde also trotz mancher kritischer Äußerung ebenfalls die "Tauben" stärken.
Neben Präsident, Vize und den vier Mitgliedern des Zentralbankrats (mehrheitlich "Tauben") bestimmen aber auch die zwölf regionalen Fed-Gouverneure mit. Von denen ist nur der bankennahe New Yorker Vertreter, derzeit William Dudley, permanent stimmberechtigt. Die anderen rotieren im Offenmarktausschuss. 2013 hatten die Tauben eine Übermacht, doch ihre Vertreter Charles Evans aus Chicago, Eric Rosengren aus Boston und James Bullard aus St. Louis verlieren 2014 ihr Stimmrecht, während von den "Falken" nur Esther George ausscheidet, und zugleich ...
... die bekanntesten Hardliner wieder mitstimmen dürfen. Richard Fisher aus Dallas hat sich bisher verlässlich gegen jede Lockerung der Geldpolitik gewandt und fordert ein möglichst rasches Schmelzen der Fed-Bilanz, ebenso wie Charles Plosser aus Philadelphia. Die ebenfalls 2014 stimmberechtigte Sandra Pianalto aus Cleveland gilt derzeit als einzige Mittlerin zwischen Falken und Tauben. Das geldpolitische Spektrum überbrückt ...
... hat auch Narayana Kocherlakota. Der Fed-Gouverneur von Minneapolis, der 2014 Stimmrecht erhält, ist zwischenzeitlich vom Falken zur Taube mutiert. Nach jahrelangen Warnungen, die Aufblähung der Geldmenge werde hohe Inflation provizieren, stellt er nun fest, sich damit geirrt zu haben. Kocherlakota hat einen Großteil seiner konservativen Mitarbeiter entlassen und ruft jetzt zu besonders weicher Geldpolitik auf: Nullzinsen mindestens, bis die Arbeitslosenrate auf 5,5 Prozent gesunken ist.
Allzu große Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende macht sich die Hartgeldfraktion angesichts der Mehrheitsverhältnisse und weiter sinkender Inflationsraten nicht. Die "Falken" seien "nichts als Zählkandidaten", urteilt das ultrakonservative Wirtschaftsblog Zerohedge. Im Fahrwasser der "Tea Party" machen sich radikale Visionen bis hin zu einer Rückkehr zur Goldbindung des Dollars oder gar einer Abschaffung der Fed breit.
... ist der im Januar scheidende Fed-Präsident Ben Bernanke. 2006 noch vom republikanischen US-Präsidenten George Bush berufen, brachte er der Fed angesichts von Finanzkrise und Großer Rezession mehrere radikale Neuerungen: Bernanke senkte den Leitzins erstmals auf null, führte mit Anleihenkäufen die "quantitative Lockerung" ein, vervierfachte so die Fed-Bilanszumme und damit die Geldbasis, knüpfte die Geldpolitik erstmals an ein konkretes Ziel der Arbeitslosenquote - und sorgte mit "Forward Guidance" für klare Sprache. Zuletzt brachte er den Märkten aber auch Verwirrung. Mit dem Wort "Tapering" kündigte er im Sommer 2013 ein Auslaufen der unkonventionellen Maßnahmen an, nahm die Aussagen dann zurück - und begann das Tapering doch auf der letzten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses unter seiner Leitung im Dezember 2013.
Foto: JAMES LAWLER DUGGAN/ REUTERSBernanke hat den geldpolitischen Kurs zwar auch für "absehbare Zeit" abgesteckt, fortführen müssen ihn aber andere. Wenn Yellen Präsidentin wird, ist ihr Stellvertreterposten frei. Als wahrscheinlicher Kandidat gilt Stanley Fischer. Bis Juni führte er die israelische Zentralbank und ist damit den israelfreundlichen Republikanern vermittelbar. Zugleich hat der Ökonom, der mit seinen Lehrbüchern Generationen von Volkswirtschaftsstudenten prägte - als Lehrer auch direkt seinen Doktorsohn Bernanke und EZB-Präsident Mario Draghi -, ein klares keynesianisches Profil. In Israel stärkte er die Wirtschaft, indem er die Landeswährung Schekel stark abwerten ließ. Fischer würde also trotz mancher kritischer Äußerung ebenfalls die "Tauben" stärken.
Foto: GIL COHEN MAGEN/ REUTERSAllzu große Hoffnungen auf eine geldpolitische Wende macht sich die Hartgeldfraktion angesichts der Mehrheitsverhältnisse und weiter sinkender Inflationsraten nicht. Die "Falken" seien "nichts als Zählkandidaten", urteilt das ultrakonservative Wirtschaftsblog Zerohedge. Im Fahrwasser der "Tea Party" machen sich radikale Visionen bis hin zu einer Rückkehr zur Goldbindung des Dollars oder gar einer Abschaffung der Fed breit.
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