Geldwäsche in Russland
Offenbar 20 Milliarden Dollar Schwarzgeld aus Russland in EU geflossen
Rolex-Uhren, getunte Autos, Designer-Mode: Mit dem Kauf von Luxusartikeln in der EU sollen russische Firmen und Privatpersonen Milliarden an Schwarzgeld gewaschen haben. Auch deutsche Firmen profitierten.
Reiche Russen lieben Luxus aus dem Westen - und zeigen das gern: Dann wird auch schon mal ein Apple-Smartphone mit einem 18-Karat-Gold-Konterfei von Staatschef Wladimir Putin plus Wappen der Russischen Föderation versehen - passend zu dem edlen Fingernagelschmuck
Foto: Getty Images
Aus Russland sollen binnen weniger Jahre mindestens 20 Milliarden Dollar Schwarzgeld in die EU geflossen sein. Das berichten unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" und der britische "Guardian". Die Zeitungen hatten gemeinsam mit Medien aus 30 weiteren Ländern Daten ausgewertet, die Einblick in das Geldwäsche-System bieten sollen.
Die Recherche geht auf eine Enthüllung aus dem Jahr 2014 zurück: Damals hatten Journalisten des internationalen Recherchenetzwerks OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) ein gigantisches Geldwäsche-System aufgedeckt, das mutmaßlich von Russland aus gesteuert wurde.
Dem OCCRP und der russischen Tageszeitung "Nowaja Gaseta" wurden seitdem Daten zugespielt. Durch die Auswertung können die Journalisten nun erstmals zeigen, wer von dem Geld profitierte.
Die "SZ" bezifferte das mutmaßliche Schwarzgeld, das zwischen 2010 und 2014 aus Russland in die EU geflossen sei, auf mindestens 20,7 Milliarden Dollar. Dies sei die Summe, die die Zeitungen anhand der Dokumente nachweisen könnten. Der tatsächliche Betrag, schreibt der "Guardian" unter Berufung auf Ermittler, liege vermutlich bei rund 80 Milliarden Dollar.
Die Medien stützen ihre Recherchen unter anderem auf Dokumente zu rund 70.000 Transaktionen. Mithilfe undurchsichtiger Briefkastenfirmen in Großbritannien und mutmaßlich korrupter Richter in der Republik Moldau sei das Geld auf legale Konten im Westen transferiert und dort zum Einkauf im großen Stil benutzt worden.
Deutsche Unternehmen hätten davon profitiert. Die "SZ" konnte demnach 662 Fälle identifizieren, in denen Geld von Konten in Lettland genutzt worden sei, um in Deutschland Rechnungen zu bezahlen. Firmen oder Menschen aus Russland, der Ukraine oder Weißrussland hätten Produkte im Einzelhandel gekauft oder sich Waren liefern lassen. Die Liste lese sich wie ein Luxus-Einkaufszettel: Rolex-Uhren für eine halbe Million, getunte Autos, teure Kleidung, schreibt die Zeitung.
Die Bezahlung hätten immer die Briefkastenfirmen übernommen, heißt es in dem Bericht. 66,5 Millionen US-Dollar seien auf diesem Weg in den Büchern deutscher Unternehmen oder bei Privatpersonen gelandet.
Über britische Banken seien nachweislich 1920 Transaktionen abgewickelt worden, berichtete der "Guardian", dabei gehe es um einen Betrag von gut 738 Millionen Dollar. Weitere 373 Überweisungen wurden demnach über US-Banken abgewickelt.
Reiche Russen lieben Luxus aus dem Westen - und zeigen das gern: Dann wird auch schon mal ein Apple-Smartphone mit einem 18-Karat-Gold-Konterfei von Staatschef Wladimir Putin plus Wappen der Russischen Föderation versehen - passend zu dem edlen Fingernagelschmuck