Die Geduld mit Griechenland geht zu Ende: EZB-Chef Mario Draghi und Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem
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Griechenland-Endspiel: Bankrun, Geuro, Grexit
18.00 Uhr: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Kreisen zufolge die Notkredite für griechische Banken merklich erhöht. Die sogenannten Ela-Kredite ("Emergency Liquidity Assistance") seien um 1,1 Milliarden auf 84,1 Milliarden Euro angehoben worden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. In der Vorwoche waren die Kredite bereits um 2,3 Milliarden Euro ausgeweitet worden. Die griechischen Banken leiden wegen des Schuldenstreits zwischen Athen und seinen Geldgebern seit Monaten unter erheblichen Mittelabflüssen. Bürger und Unternehmen räumen wegen der ungewissen Zukunft des von der Pleite bedrohten Landes ihre Konten leer und transferieren das Geld zum Teil ins Ausland.
17 Uhr: Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann hat eine bahnbrechende Idee, um die griechischen Geldprobleme zu lösen. Nach einem Vier-Augen-Gespräch mit Alexis Tsipras sagte Faymann, reiche Griechen müssten ihre Steuern zahlen und dürften ihr Geld nicht ins Ausland schaffen. "Ich halte es aber für sinnvoll, insbesondere kleinere Pensionen keiner weiteren Kürzung zuzuführen", ergänzte Faymann. Nach Expertenschätzungen liegen auf griechischen Konten in der Schweiz rund 80 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon sollen unversteuertes Schwarzgeld sein. Tsipras hatte griechischen Steuersündern eine Amnestie angeboten, um zumindest einen Teil der Schwarzgeld-Milliarden besteuern zu können.
Tsipras sagte nach dem Gespräch mit Faymann, Griechenland habe den Gläubigern einen umfassenden Vorschlag vorgelegt. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuern für Medikamente und Strom könne es aber nicht geben, auch keine weiteren Kürzungen der Rentenausgaben. Die griechischen Rentner hätten bereits viele Verluste gehabt. "Wenn Europa darauf besteht, muss es auch die Konsequenzen bedenken", sagte Tsipras.
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Griechenland vor der Pleite: Diese Akteure entscheiden über den Grexit
16.00 Uhr: Der drohende Ausstieg Griechenlands aus dem Euro, der sogenannte "Grexit", findet sich beim Deutschen Patent- und Markenamt unter dem Aktenzeichen 3020150043184. Bereits Ende Januar hat hier der Unternehmer Uwe Dahlhoff den Schutz der Wortmarke "Grexit" angemeldet - und zwar für die Nizza-Klassifikationen 33, 9, 32. Dahinter stecken: Spirituosen, Elektrische Apparate und Instrumente und alkoholfreie Getränke. Wie die "Wirtschaftswoche" berichtet, will Dahlhoff unter der Marke einen Lemon-Wodka-Likör verkaufen. Mit ungewöhnlichen Scherznamen hat Dahlhoff Erfahrung - und auch Ärger gehabt. So gab es Streit mit Altkanzler Helmut Kohl um einen Schnaps mit den Namen Helmuts Birne, auch Guildo Horn ging gegen eine Spirituose seines Namens vor.
Griechisches Militär: Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Hellas noch immer die zweithöchsten Verteidigungsausgaben in der EU
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15.30 Uhr: Griechenland gibt traditionell viel Geld für Verteidigung aus. Deshalb hat EU-Kommissionschef Juncker zur Abwendung der Staatspleite einen "maßvollenEinschnitt" bei den griechischen Verteidigungsausgaben vorgeschlagen. Tatsächlich hat Athen die Verteidigungsausgaben bereits reduziert: Von 5,97 Milliarden Euro in 2010 auf 4,27 Milliarden Euro in 2013. Besagte knapp 4,3 Milliarden Euro machten 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Athen damit gleichwohl den zweithöchsten Anteil an Verteidigungsausgaben in der EU. Deutschland kam auf 1,3 Prozent.
15.08 Uhr: Österreichs Bundeskanzler Faymann meldet sich aus Athen zu Wort. Der Vermittler im Schuldenstreit meint, an weitere Kredite geknüpfte Auflagen dürften die Armut in Griechenland nicht vertiefen. Das ist eine Steilvorlage für Ministerpräsident Tsipras: Der kritisiert postwendend das "Beharren" der Kreditgeber auf niedrigere Renten. Es gebe keinen Spielraum für weitere Senkungen und Europa werde für diese "nicht nachvollziehbare Festlegung" einen "Preis" zahlen müssen, warnt Griechenlands Regierungschef.
15 Uhr: Der Dax(Kurswerte anzeigen) war am Morgen mutig in den Handel gestartet. Die Verhärtung der Fronten im griechischen Schuldenstreit ließ sie sich im weiteren Verlauf aber wieder zurückziehen. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,5 Prozent auf 11.004 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 0,9 Prozent ein.
Und tschüss: Am Donnerstag beraten die Euro-Finanzminister über Wege, Griechenland doch noch vor dem Bankrott zu retten. Griechenlands Premier Alexis Tsipras bereitet sich derweil auf seine Reise nach Russland vor
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14.30 Uhr: Auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise und nach dem Spitzentreffen der Euro-Finanzminister am morgigen Donnerstag gönnt sich Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras erst mal eine kleine Auszeit für seinen russischen Freund. Wladimir Putin empfängt Tsipras am Freitag als heimlichen Stargast beim alljährlichen russischen Wirtschaftsforum - dem russischen Pendant zum winterlichen Weltwirtschaftsforum von Davos.
14.20 Uhr: Mit einer Amnestie für Steuersünder erhofft sich Griechenland zudem Einnahmen aus im Ausland deponiertem Schwarzgeld. Es solle eine "einmalige" Chance geben, diese Gelder gegen Zahlung einer "einmaligen Abgabe" in Höhe von 21 Prozent zu legalisieren, sagte der griechische Minister für Korruptionsbekämpfung, Panagiotis Nikoloudis, am Mittwoch. Nach Expertenschätzungen liegen auf griechischen Konten in der Schweiz rund 80 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon sollen unversteuertes Schwarzgeld sein.
14.10 Uhr: Eurogruppen-ChefDijsselbloem lässt die Hoffnung fahren. So sieht er gegen Mittag noch nur eine "sehr kleine" Chance auf eine Einigung im Schuldenstreit bis Donnerstag. Die Eurogruppe sei grundsätzlich dagegen, griechische Schulden abzuschreiben. Um 11 Uhr war er da noch etwas optimistischer.
Nur noch "sehr kleine" Chance auf schnelle Einigung: Griechenlands Finanzminister Varoufakis (l.) und Eurogruppen-Chef Dijsselbloem
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14 Uhr: Bundesfinanzminister Schäublehegtnichtsonderlich große Erwartungen an das Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag. Über Unterlagen oder Papiere werde nicht entschieden, heißt es. Ziel der Bundesregierung sei, bei dem Treffen in Luxemburg einen Schritt weiterzukommen. Grünen-Abgeordneter Gerhard Schick fordert indes von der Bundesregierung, Zahlen zu nennen, was eine Staatspleite Griechenlands Deutschland kosten würde.
13.50 Uhr: Weil die Verhandlungen mit den Geldgebern feststecken, will Österreichs Kanzler Werner Faymann vermitteln. In Athen mahnt er, alle Seiten müssten guten Willen zeigen. Alexis Tsipras scheint das nicht so recht zu verstehen: Er bekräftigt die Ablehnung weiterer Rentenkürzungen.
13.40: Griechenland hat sich kurzfristig frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen können. Wie die Schuldenagentur PDMA mitteilt, konnten insgesamt 1,3 Milliarden Euro für 13 Wochen in Form kurzlaufender Staatspapiere aufgenommen werden. Die Rendite der versteigerten Papiere lag bei 2,7 Prozent. Athen hat sich das Geld geliehen, weil es am 19. Juni 1,6 Milliarden Euro Schulden refinanzieren muss. Bis 30. Juni muss Athen zudem 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zahlen. Weil die EZB stillhält, ist es Athen möglich, kurzfristig Geld aufzunehmen. Für lang laufende Papiere ist der Gang an den Kapitalmarkt seit langem verwehrt. Das griechische Bankensystem überlebt derzeit nur mit Notkrediten der Zentralbank.
13.30 Uhr: Der
Dax baut angesichts einer nahenden Staatspleite Griechenlands seine Verluste auf 0,6 Prozent aus und fällt wieder unter die Marke von 11.000 Punkten. Anleger erwarten außerdem die Zinsentscheidung der US-Notenbank heute Abend.
Griechische Zentralbank warnt vor Ausscheiden Athens aus der Eurozone
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Griechenland-Endspiel: Bankrun, Geuro, Grexit
13.15 Uhr: Die britische Regierungverstärkt ihre Vorbereitungenfür ein etwaigesAusscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone. "Angesichts des Gesprächsverlaufs können Sie erwarten, dass wir sicherstellen, dass die richtigen Pläne bereitliegen und dass wir die Vorbreitungen beschleunigen", sagte eine Sprecherin von Premierminister David Cameron am Mittwoch. Eine Zahlungsunfähigkeit würde vermutlich ein ernstes wirtschaftliches Risiko für Großbritannien mit sich bringen.
11.45 Uhr: Beim Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag wird es nach Einschätzung eines hochrangigen EU-Vertreters nurkurze Diskussionen zum Schuldenstreit mitGriechenland geben. Der Ball liege im Feld der griechischen Regierung, neue Vorschläge für eine Lösung vorzulegen, sagte der EU-Vertreter am Mittwoch. Noch sei deshalb unklar, welche Treffen in den folgenden Tagen gebe, um doch noch eine Einigung zu erreichen. Der EU-Vertreter wies zudem darauf hin, dass das Beispiel Zypern zeige, dass ein Euro-Mitglied Kapitalverkehrskontrollen einführen könne.
11.45 Uhr: Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) trifft an diesem Mittwoch in Athen in einem Vermittlungsversuch den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras. Er habe sich zuvor ausführlich mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker abgestimmt und wolle ihn dabei unterstützen, zu einem Ergebnis zu kommen, sagte Faymann am Dienstag in Wien. Allerdings sehe er die Gefahr, dass man sich an die Idee eines "Grexit" gewöhne. An einem solchen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro sei niemand interessiert, versicherte der SPÖ-Politiker.
11.15 Uhr: Die griechische Zentralbank hat angesichts der stockenden Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern vor einem Ausscheiden Athens aus der Eurozone gewarnt. Sollte keine Einigung erzielt werden, stehe Athen vor einem "schmerzhaften Weg, der zu einem Bankrott und schließlich zum Ausscheiden des Landes aus der Eurozone und höchstwahrscheinlich auch aus der EU führen würde", erklärte die Notenbank.
Ohne weitere Finanzhilfen der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) droht Athen schon Ende des Monats seine Schulden bei IWF nicht mehr begleichen zu können. Die EZB hat bislang 118 Milliarden Euro Liquidität allein in das griechische Bankensystem gepumpt.
11.00 Uhr: Eurogruppen-Chef Dijsselbloem sieht die Griechen am Zug, um alternative Lösungsvorschläge vorzulegen. Zwar sei die Zeit knapp, aber noch sei eine Einigung möglich.
10.50 Uhr: Griechenland kann sich ein Beispiel an Argentinien nehmen. Auch Argentinien hatte 2002 die Eins-zu-eins-Bindung seiner Währung Peso an den US-Dollar, eine ähnlich untragbare Währungsunion, aufgegeben. Die anschließende massive Abwertung der eigenen Währung half dem Land, nach Jahren der Krise wieder auf die Beine zu kommen. Selbst Griechenlands Finanzminister Varoufakis sieht die Vorteile einer solchen Abwertung.
10.45 Uhr: Der ehemalige EZB-Präsident Jean-Claude Trichet warnt vor einem Ausschluss Griechenlands aus dem Euroraum. Er fände es "historisch unverantwortlich von anderen Ländern, die Situation auszunutzen, um die Griechen hinauszuwerfen", sagte der Franzose dem Wirtschaftsmagazin "Capital". Ein sogenannter Grexit "wäre die allerschlechteste Lösung für die Griechen", sagte Trichet, der bis Ende Oktober 2011 an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) stand.
10.00 Uhr: Zwischen Griechenland und seinen europäischen Partnern hatte sich der Ton zuletzt massiv verschärft. "Ich werfe ihnen vor, der griechischen Bevölkerung Dinge gesagt zu haben, die nicht mit dem übereinstimmen, was ich dem griechischen Ministerpräsidenten gesagt habe", kritisierte EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker die griechische Regierung. Regierungschef AlexisTsipras hatte seinerseits von Demütigungen und Machtspielen der Geldgeber gesprochen.
Griechenland, das seit Jahren mit Geld der EU-Partner und der EZB überschüttet und auf diese Weise am Leben gehalten wird, werde durch die Geldgeber "ausgeplündert", so Tsipras. Zudem warf der griechische Regierungschef dem IWF eine "kriminelle Verantwortung" für die Finanzkrise vor. Das Vorgehen der Geldgeber sei "Teil eines politischen Plans", ein gesamtes Volk zu demütigen.
Tsipras erhob seine Vorwürfe an die Geldgeber am selben Tag, an dem der EuGH die umstrittenen Anleihekäufe der EZB für rechtens erklärte, mit deren Hilfe die Zentralbank die Euro-Krise bekämpft, Griechenland über Wasser hält und Teile europäischen Vermögens nach Griechenland verschiebt.
BANKENRUN: Aus Angst vor der Staatspleite haben die Griechen längst Milliarden Euro von ihren Konten geholt oder ins Ausland geschafft. Nun könnte es zum akuten Bankenrun kommen: Die Kunden versuchen massenweise, ihre Konten leer zu räumen. Die Banken würden ausbluten, sie könnten den Firmen kein Geld mehr leihen, die Wirtschaftsaktivität erliegt.
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GREXIT: Eine Pleite Athens hätte nicht automatisch das Euro-Aus für Griechenland - also den Grexit - zur Folge. Tatsächlich ist ein Rauswurf aus dem Euro-Club durch die übrigen Mitglieder nur möglich, wenn die griechische Regierung (im Bild Finanzminister Varoufakis) selbst zustimmt: Es müsste ein neuer Vertrag geschlossen werden - mit der Unterschrift Athens. Eine große Mehrheit der Griechen will den Euro aber behalten. Bei einem Verbleib im Euro ohne weiteren finanziellen Beistand von EZB und Euro-Ländern trocknen Banken und Wirtschaft aber aus. Die Regierung wäre also zum Grexit und der Rückkehr zur Drachme gezwungen. Eine chaotische Übergangsphase von mindestens einem halben Jahr wäre die Folge, schätzt Ökonom Carsten Hefeker von der Universität Siegen.
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KAPITALVERKEHRSKONTROLLEN: Um den Bankenrun zu verhindern, müssten die Banken vorübergehend geschlossen und Onlinetransfers unterbrochen werden - ein Horrorszenario für Regierungschef Tsipras (im Bild). Wenn die Geldhäuser wieder aufmachen, würden Auslandsüberweisungen verhindert und Abhebungen an den Automaten auf kleinere Beträge begrenzt werden. So wurde es vor drei Jahren in Zypern gemacht. Die letzten Kapitalverkehrskontrollen wurden dort erst in diesem Frühjahr wieder aufgehoben. Den massiven Eingriff müsste die Regierung in Athen praktisch über Nacht mit einem Dringlichkeitsgesetz beschließen - gezwungen werden kann sie von den Euro-Partnerländern nicht.
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PRIMÄRÜBERSCHUSS: Die Erwirtschaftung eines Primärüberschusses - also ein Plus im Haushalt vor Abzug der Schuldentilgung - ist der entscheidende Faktor für die Gesundung der Staatsfinanzen: Wenn Athen durch Steuern und Privatisierungen mehr einnimmt als es ausgibt, kann es seine Schulden schrittweise abtragen. Die Vorgängerregierung hat durch drastische Kürzungen einen Überschuss erreicht. Stattdessen durch höhere Staatseinnahmen ein Plus zu erzielen, kann nur gelingen, wenn das Vertrauen zurückkehrt. "Dafür gibt es keinen Hinweis", sagt ING-Experte Brzeski.
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PARALLELWÄHRUNG: Eine Art Mittelweg zwischen Euro und Grexit wäre die Einführung einer Parallelwährung: Weil dem Staat Barmittel fehlen, zahlt er Beamte und Rentner zumindest zum Teil mit Schuldscheinen aus. Um überhaupt noch Geschäfte zu machen, würden Händler und Dienstleister die Schuldscheine als Zahlungsmittel akzeptieren, erläutert der französische Finanzwissenschaftler Eric Dor. Wegen des Risikos wären die Schuldscheine allerdings weniger Wert als Euro. Die Schuldscheine werden in der Finanzwelt "IOU" genannt, nach dem Englischen "I Owe You" (Ich schulde Dir). Kalifornien griff im Sommer 2009 erfolgreich auf das Hilfsmittel zurück, um eine Pleitephase zu überbrücken.
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GEURO: Den Begriff hat Ex-Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer erfunden, im Mai erläuterte er sein Konzept Griechenlands Finanzminister Giannis Varoufakis. "Geuro"-Schuldscheine würden Athen finanziellen Spielraum verschaffen und durch die Abwertung die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stärken, so seine Theorie. Die Rechnung ginge aber nur auf, wenn die internationalen Gläubiger ihre Forderungen zurückstellen und das griechische Bankensystem weiter durch den Euro-Rettungsschirm gestützt würde, was unter Experten als ausgeschlossen gilt. Ein Rückweg vom Geuro zur Euro-Vollmitgliedschaft gelänge nur, wenn Athen durch Wirtschaftsreformen ein Haushaltsplus erwirtschaftet und die Schuldscheine allmählich auslösen kann.
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SCHULDENSCHNITT: Sowohl Athen als auch der IWF wollten die Euroländer bewegen, zumindest auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten, um dem überschuldeten Land einen Neustart zu ermöglichen. Die griechische Regierung hatte signalisiert, bei einem Schuldenschnitt die verlangten Reformen umsetzen zu wollen. Neben dem IWF halten auch weiterhin viele Experten einen Verzicht für den einzigen gangbaren Weg. Allerdings liefe das auf ein drittes Rettungspaket hinaus - und das ist nun vom Tisch.
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ZAHLUNGSUNFÄHIGKEIT: Ob ein Staat pleite ist, bestimmen üblicherweise Ratingagenturen, indem sie einen sogenannten Credit Event feststellen. Dazu müsse es aber selbst dann noch nicht kommen, wenn Athen seine beim Internationalen Währungsfonds (IWF) fällige Rate am 30. Juni nicht begleicht, meint ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Denn dabei gehe es nicht um Marktpapiere. Entscheidend sei nicht der Markt, heißt es hingegen in Euro-Kreisen: Zahlt Athen nicht an den IWF zurück, könnte die EZB griechische Anleihen eigentlich nicht länger als Pfand akzeptieren und müsste den Tropf für das griechische Finanzsystem zudrehen. Die Banken müssten praktisch über Nacht abgewickelt werden.
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PARALLELWÄHRUNG: Eine Art Mittelweg zwischen Euro und Grexit wäre die Einführung einer Parallelwährung: Weil dem Staat Barmittel fehlen, zahlt er Beamte und Rentner zumindest zum Teil mit Schuldscheinen aus. Um überhaupt noch Geschäfte zu machen, würden Händler und Dienstleister die Schuldscheine als Zahlungsmittel akzeptieren, erläutert der französische Finanzwissenschaftler Eric Dor. Wegen des Risikos wären die Schuldscheine allerdings weniger Wert als Euro. Die Schuldscheine werden in der Finanzwelt "IOU" genannt, nach dem Englischen "I Owe You" (Ich schulde Dir). Kalifornien griff im Sommer 2009 erfolgreich auf das Hilfsmittel zurück, um eine Pleitephase zu überbrücken.
8 BilderGriechenland vor der Pleite: Diese Akteure entscheiden über den Grexit
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Bundeskanzlerin Angela Merkel: Keine Leistung ohne Gegenleistung - die Kanzlerin verspricht europäische Solidarität gegen griechische Anstrengung. Merkel betont stets, dass sie Athen im Euro halten will. Ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble bekräftigt, Europa und die Eurozone funktionieren nur, wenn Regeln eingehalten werden. Die Verhandlungen sind inzwischen Chefsache.
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Wolfgang Schäuble: In der Unions-Fraktion gilt der Bundesfinanzminister als Garant, dass es nicht zu viele Zusagen an Athen gibt. Das ist auch im Sinne vieler, vor allem kleinerer Euro-Länder, die einen harten Sparkurs gemeistert haben und anders als Griechenland nicht mit immer neuen Hilfsmilliarden gestützt wurden.
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Keine Lust zum Sparen: In Griechenland pocht Regierungschef Alexis Tsipras auf eine Lockerung der EU-Sparvorgaben. Sein Kalkül: Die Euro-Länder würden einen Rausschmiss Griechenlands aus der Euro-Zone nicht riskieren, deshalb meint Tsipras, mit der nahenden Pleite Griechenlands die Partner unter Druck setzen zu können. Der wichtigste Mann seines Syriza-Bündnisses für die Finanz-Verhandlungen dürfte Gianis Dragasakis sein. Er ist einer der wenigen Funktionäre der Linkspartei, der Regierungserfahrung hat. Er war 1989 für kurze Zeit in einer Übergangsregierung stellvertretender Wirtschaftsminister. Der aus Kreta stammende Politiker meint seit Ausbruch der Finanzkrise, der griechische Schuldenberg sei nicht tragbar. Es müsse einen Schuldenschnitt geben.
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Jean-Claude Juncker: Der EU-Kommissionspräsident übernahm in den vergangenen Monaten eine Vermittlerrolle. Ein Versuch, die Basis für eine Abmachung der Eurogruppe über das griechische Reformpaket zu legen, scheiterte am Wochenende. Als früherer Euroretter und Eurogruppenchef gilt Juncker als einer der wenigen, die bei der Griechenland-Rettung jedes Detail verstehen.
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Christine Lagarde: Die französische Politikerin steht seit Juli 2011 an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Juristin erwarb sich während der Finanzmarkt- und Euro-Turbulenzen einen Ruf als umsichtige Krisenmanagerin. Ohne den IWF geht bei der Griechenland-Rettung nichts. Allein das aktuelle Hilfsprogramm ist 28 Milliarden Euro schwer.
Mario Draghi: Der italienische Wirtschaftswissenschaftler ist als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) im Hintergrund einer der wichtigsten Akteure bei der Griechenland-Rettung. Kritiker werfen ihm vor, die Befugnisse der Notenbank überdehnt zu haben und die Geldpolitik zum Spielball der Regierungen - vor allem der Krisenstaaten - gemacht zu haben. Unter seiner Führung pumpte die Notenbank billiges Geld in das Bankensystem, schaffte die Zinsen im Euroraum quasi ab und schuf ein Kaufprogramm, um notfalls unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenstaaten zu erwerben.
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Jeroen Dijsselbloem: Der niederländische Finanzminister ist der offizielle Repräsentant der Eurogruppe - also der 19 EU-Länder, die die Gemeinschaftswährung eingeführt haben. Er übernahm den schwierigen Job mitten in der Euro-Schuldenkrise 2013 - und galt im internationalen Politikgeschäft anfangs als überfordert.
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Offiziell wurden die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern zunächst vom griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis geführt. Der stets lässig gekleidete Wirtschaftsprofessor löste aber mehrfach Eklats aus, provozierte mit markigen Sprüchen und nervte seine Kollegen in der Eurogruppe mit philosophischen Vorträgen, statt sich auf konkrete Zahlen festzulegen. Ende April zog Tsipras die Konsequenzen, Varoufakis wurde als Unterhändler aus dem Verkehr gezogen. Seine Position in der Rolle des Chefkoordinators übernahm stellvertretende Außenminister EUCLIDES TSAKALOTOS.
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Bundeskanzlerin Angela Merkel: Keine Leistung ohne Gegenleistung - die Kanzlerin verspricht europäische Solidarität gegen griechische Anstrengung. Merkel betont stets, dass sie Athen im Euro halten will. Ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble bekräftigt, Europa und die Eurozone funktionieren nur, wenn Regeln eingehalten werden. Die Verhandlungen sind inzwischen Chefsache.
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Keine Lust zum Sparen: In Griechenland pocht Regierungschef Alexis Tsipras auf eine Lockerung der EU-Sparvorgaben. Sein Kalkül: Die Euro-Länder würden einen Rausschmiss Griechenlands aus der Euro-Zone nicht riskieren, deshalb meint Tsipras, mit der nahenden Pleite Griechenlands die Partner unter Druck setzen zu können. Der wichtigste Mann seines Syriza-Bündnisses für die Finanz-Verhandlungen dürfte Gianis Dragasakis sein. Er ist einer der wenigen Funktionäre der Linkspartei, der Regierungserfahrung hat. Er war 1989 für kurze Zeit in einer Übergangsregierung stellvertretender Wirtschaftsminister. Der aus Kreta stammende Politiker meint seit Ausbruch der Finanzkrise, der griechische Schuldenberg sei nicht tragbar. Es müsse einen Schuldenschnitt geben.
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Christine Lagarde: Die französische Politikerin steht seit Juli 2011 an der Spitze des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Juristin erwarb sich während der Finanzmarkt- und Euro-Turbulenzen einen Ruf als umsichtige Krisenmanagerin. Ohne den IWF geht bei der Griechenland-Rettung nichts. Allein das aktuelle Hilfsprogramm ist 28 Milliarden Euro schwer.
Mario Draghi: Der italienische Wirtschaftswissenschaftler ist als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) im Hintergrund einer der wichtigsten Akteure bei der Griechenland-Rettung. Kritiker werfen ihm vor, die Befugnisse der Notenbank überdehnt zu haben und die Geldpolitik zum Spielball der Regierungen - vor allem der Krisenstaaten - gemacht zu haben. Unter seiner Führung pumpte die Notenbank billiges Geld in das Bankensystem, schaffte die Zinsen im Euroraum quasi ab und schuf ein Kaufprogramm, um notfalls unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenstaaten zu erwerben.
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Offiziell wurden die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern zunächst vom griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis geführt. Der stets lässig gekleidete Wirtschaftsprofessor löste aber mehrfach Eklats aus, provozierte mit markigen Sprüchen und nervte seine Kollegen in der Eurogruppe mit philosophischen Vorträgen, statt sich auf konkrete Zahlen festzulegen. Ende April zog Tsipras die Konsequenzen, Varoufakis wurde als Unterhändler aus dem Verkehr gezogen. Seine Position in der Rolle des Chefkoordinators übernahm stellvertretende Außenminister EUCLIDES TSAKALOTOS.
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Griechisches Militär: Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat Hellas noch immer die zweithöchsten Verteidigungsausgaben in der EU
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Und tschüss: Am Donnerstag beraten die Euro-Finanzminister über Wege, Griechenland doch noch vor dem Bankrott zu retten. Griechenlands Premier Alexis Tsipras bereitet sich derweil auf seine Reise nach Russland vor
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Nur noch "sehr kleine" Chance auf schnelle Einigung: Griechenlands Finanzminister Varoufakis (l.) und Eurogruppen-Chef Dijsselbloem
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PARALLELWÄHRUNG: Eine Art Mittelweg zwischen Euro und Grexit wäre die Einführung einer Parallelwährung: Weil dem Staat Barmittel fehlen, zahlt er Beamte und Rentner zumindest zum Teil mit Schuldscheinen aus. Um überhaupt noch Geschäfte zu machen, würden Händler und Dienstleister die Schuldscheine als Zahlungsmittel akzeptieren, erläutert der französische Finanzwissenschaftler Eric Dor. Wegen des Risikos wären die Schuldscheine allerdings weniger Wert als Euro. Die Schuldscheine werden in der Finanzwelt "IOU" genannt, nach dem Englischen "I Owe You" (Ich schulde Dir). Kalifornien griff im Sommer 2009 erfolgreich auf das Hilfsmittel zurück, um eine Pleitephase zu überbrücken.