Schmelzender Eisberg: Die Arktis hat sich in den letzten 50 Jahren doppelt so stark erwärmt, wie im globalen Mittel
Foto: A0009 Helfried Weyer/ dpaDie Meereisfläche in der Arktis ist in diesem Sommer weiter massiv geschrumpft. Das Eis sei bis in die Zentralarktis um den Nordpol hinein getaut, sagte der Klimaforscher Klaus Grosfeld vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI). So weit nördlich sei das Eis seit Beginn der Aufzeichnungen in den Sommermonaten noch nie geschmolzen.
"Das zeigt, wie angegriffen das System ist", betonte er. Im Winter werde der Bereich zwar wieder zufrieren. Nun bestehe aber die Gefahr, dass im nächsten Sommer das Meereis wieder so weit zurück gehe.
Der Nordpol selbst ist in diesem Jahr offenbar noch nicht betroffen. Wann es so weit sein könnte, ist umstritten. Zuletzt hat der Forscher Peter Wadhams mit der Aussage für Aufsehen gesorgt, es könne bereits im Sommer 2017 oder 2018 so weit sein.
Die Eisfläche in der Arktis reduzierte sich nach Auswertungen des AWI und der Universität Hamburg im September auf eine Größe von knapp 4,1 Millionen Quadratkilometern: Das war nach der Rekordschmelze im Jahr 2012 die zweikleinste Fläche seit Beginn der Auswertung von Satellitendaten. Die im Frühjahr zunächst erwartete erneute Rekordschmelze sei unter anderem wegen eines Tiefdruckgebietes im Sommer ausgeblieben.
Drastische Konsequenzen für die Wirtschaft
Grund für die Meereisschmelze sei die Klimaerwärmung. "Der Trend ist ungebrochen", sagte Grosfeld. Der vergangene Winter sei besonders warm gewesen. Dadurch habe sich in vielen Gebieten nur sehr langsam neues Meereis gebildet.
Der ernste Hinweis auf den fortschreitenden Klimawandel hat für die Wirtschaft zahlreiche Konsequenzen. Das schmelzende Eis ermöglicht neue Routen für die Frachtschifffahrt. Auch Kreuzfahrtreedereien entdecken die nördlichen Gefilde zunehmend für sich.
Für Öl- und Gaskonzerne ergeben sich neue Explorationsmöglichkeiten. Die Branche hat zuletzt aber zahlreiche Projekte gekippt, weil sie sich angesichts des niedrigen Ölpreises nicht mehr lohnen.
Die Energiebranche ist durch den Klimawandel vor allem aber betroffen, weil die Regierungen den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid drastisch einschränken wollen. Darauf hatten sie sich im Pariser Klimaabkommen geeinigt. Bergbaukonzerne leiden unter einer bereits rückläufigen Kohle-Nachfrage, die Erneuerbare-Energien-Branche profitiert von staatlichen Förderungen.
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Am Montag beginnt die Weltklimakonferenz in Paris: Der Klimawandel bedroht nicht nur die Lebensgrundlagen aller, sondern auch die liebgewonnen Luxusgüter derer, die auf hohem Niveau leben und auf hohem Niveau über mögliche Folgen des Klimawandels diskutieren. Da ist zum Beispiel der
Helgoländer Hummer:
Rund um das kleine Nordsee-Eiland holen die Fischer viel weniger Hummer aus dem Wasser als früher. Das liegt zum einen daran, dass Bauarbeiten das Felswatt großflächig zerstört haben. Doch auch die Wiederansiedlung der Krustentiere erweist sich als schwierig - weil das Wasser zu warm geworden ist. Die Hummerlarven schlüpfen zu früh - und werden ein gefundenes Fressen für viele Fische.
Bordeaux-Wein:
Die zunehmende Hitze setzt dem edlen Tropfen deutlich zu. Unter anderem erhöht sich der Alkoholgehalt. Auch der Geschmack des Weines verändert sich. Möglicherweise müssen Winzer andere Reben in dem Traditions-Weinbaugebiet einsetzen.
Snow Polo in St. Moritz:
Der Pferdesport auf dem gefrorenen St.-Moritz-See lockt jedes Jahr Tausende in den mondänen Wintersportort. Doch die Winter werden wärmer - das gefährdet die Austragung des Wettbewerbs. Im Jahr 2012 ist das Turnier erstmals wegen einer zu schwachen Eisdecke abgesagt worden. Nun zittern Sponsoren und Hoteliers jedes Jahr aufs Neue.
Austern:
Die Muschel ist der Inbegriff des leichten Luxuslebens. Doch die Meere werden immer sauer, weil der Gehalt von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre steigt. Darunter leiden die Tiere offenbar, ebenso wie unter dem wärmeren Wasser. Forscher machen daher auch den Klimawandel für ein Austern-Massensterben verantwortlich.
Tauchen am Great Barrier Reef:
Umweltverschmutzung, aber auch wärmere Wassertemperaturen setzen dem riesigen Korallenriff vor der australischen Küste zu. In den vergangene Jahren hat es sich flächenmäßig bereits halbiert. Von dem Verlust gehen 10 Prozent auf die Korallenbleiche aufgrund des zu warmen Wassers zurück, haben Forscher ermittelt. Bis 2030 könnte das Reef komplett verschwunden sein.
Kalifornien:
Hitzewellen und Dürreperioden machen aus dem einst vegetationsreichen "Golden State" eine Wüste. Zudem vernichten Waldbrände Millionen Bäume. Die Gartenpartys reicher Filmstarstars und IT-Unternehmer steigen inzwischen mitunter auf Kunstrasen.
Safaris am Kilimandscharo:
Nach und nach verschwindet der Schnee des höchsten Bergs Afrikas. Auf diese Weise gerät der Wasserhaushalt der Ebenen an seinem Fuße in Gefahr - und damit die Tierwelt Ostafrikas.
Macht das Luxusleben wegen des Klimawandel nun bald aber gar keinen Spaß mehr? Darauf deutet vieles hin - aber immerhin gibt es auch ein paar Trostpflaster. So berichten Trüffel-Experten, dass der edle Pilz inzwischen nicht mehr nur in südlichen Gefilden, sondern auch in Norddeutschland wächst. Ist doch ein schöner Ersatz für den Hummer.
Snow Polo in St. Moritz:
Der Pferdesport auf dem gefrorenen St.-Moritz-See lockt jedes Jahr Tausende in den mondänen Wintersportort. Doch die Winter werden wärmer - das gefährdet die Austragung des Wettbewerbs. Im Jahr 2012 ist das Turnier erstmals wegen einer zu schwachen Eisdecke abgesagt worden. Nun zittern Sponsoren und Hoteliers jedes Jahr aufs Neue.
Austern:
Die Muschel ist der Inbegriff des leichten Luxuslebens. Doch die Meere werden immer sauer, weil der Gehalt von Kohlendioxid in der Erdatmosphäre steigt. Darunter leiden die Tiere offenbar, ebenso wie unter dem wärmeren Wasser. Forscher machen daher auch den Klimawandel für ein Austern-Massensterben verantwortlich.