Letzte Weihnachtseinkäufe: Die Löhne in Deutschland steigen schneller als die Verbraucherpreise, den Menschen bleibt mehr Geld für Konsum
Foto: Bernd Von Jutrczenka/ picture alliance / dpaBerlin - Ein Mix aus steigenden Löhnen und niedriger Inflation lässt die Kaufkraft der Deutschen so kräftig steigen wie seit über drei Jahren nicht mehr. Die Reallöhne legten von Juli bis September um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.
Hauptgrund dafür ist die geringe Teuerung: Die Verbraucherpreise erhöhten sich in dieser Zeit mit 0,8 Prozent nur etwa halb so stark wie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre, die Nominallöhne mit 2,6 Prozent nur einen Tick stärker. Dadurch blieb den Beschäftigten nach Abzug der Inflation deutlich mehr Geld in der Tasche.
Auch für das Gesamtjahr 2014 zeichnet sich ein deutlicher Reallohnzuwachs ab. Die Löhne legten in den ersten neun Monaten um durchschnittlich 2,7 Prozent zu und damit fast dreimal so stark wie die Verbraucherpreise mit 1,0 Prozent. Wegen stark fallender Ölpreise ist die Inflation am Jahresende noch weiter gesunken und lag zuletzt bei nur noch 0,6 Prozent.
Schon jetzt nehmen Verbraucher die Teuerungsrate nicht mehr wahr. "Gefühlt" liegt sie nach einer Studie der Unicredit bei Null. Der Unterschied zwischen gefühlter Inflation und amtlicher Teuerungsrate kommt dann zustande, wenn Waren und Dienstleistungen nach Kaufhäufigkeit gewichtet werden.
Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer verdiente im dritten Quartal ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3541 Euro brutto im Monat. Die höchsten Verdienste erhielten die Vollzeitbeschäftigten bei Banken und Versicherungen (4723 Euro), im Bereich Information und Kommunikation (4675 Euro) sowie in der Energieversorgung (4601 Euro). Am wenigsten bekamen die Beschäftigten im Gastgewerbe mit 2119 Euro.
Auf gerade noch 0,3 Prozent Inflation kam die Euro-Zone im November, in manchen Mitgliedstaaten wie Griechenland (Bild), Spanien oder Belgien fallen die Verbraucherpreise. Das liegt zum Teil an billigerem Öl, ist aber auch Ausdruck der Wirtschaftsflaute in Europa. Abnehmende Inflation ist ein Zeichen schwacher Dynamik - und kann diese weiter lähmen. Die Europäische Zentralbank kämpft verzweifelt gegen die Gefahr einer Deflation ...
Auch in Großbritannien lässt die Teuerung deutlich nach, obwohl sich die Wirtschaft auf der Insel deutlich lebhafter entwickelt als auf dem Kontinent. Die November-Rate beläuft sich auf 1,3 Prozent. Nicht weit darüber ...
... ist die Preissteigerung neuerdings sogar in China. Das Statistikamt meldete am Mittwoch für November nur noch 1,4 Prozent Inflation, den niedrigsten Wert seit fünf Jahren - ein deutliches Zeichen, dass der gewaltige Boom Chinas, der in den vergangenen Jahren die Weltwirtschaft antrieb, vorbei ist. Die Produzentenpreise fallen bereits seit mehr als zwei Jahren. Vielen Firmen droht die Überschuldung.
Vergleichsweise komfortabel ist es in den USA. Die von Janet Yellen geführte Zentralbank Federal Reserve hat ihre Geldspritzen für die Wirtschaft gestoppt und überlegt nun, ob der Aufschwung stabil genug ist, um bald auch die Zinsen erhöhen zu können. Die zuletzt für Oktober gemeldeten Verbraucherpreise verharren mit einer Jahresrate von plus 1,7 Prozent unter dem Inflationsziel der Fed von 2 Prozent. Mit den vier bisher genannten Währungsräumen sind bereits 50 Prozent der Weltwirtschaft in der Zone zu niedriger Inflation ...
Nicht mehr dazu zählt zumindest vorübergehend Japan - das Land, das 20 Jahre lang überwiegend in der Deflationsfalle verbrachte und damit dem Rest der Welt als Schreckgespenst dient. Die für Oktober registrierte Inflationsrate von 2,9 Prozent ist allerdings eine Folge der von 5 auf 8 Prozent erhöhten Mehrwertsteuer, was zugleich den Konsum abwürgte. Premier Shinzo Abe will diesen Fehler nicht wiederholen und sucht in Neuwahlen ein Mandat für "eine positive inflationäre Ära", wobei die Sanierung der Staatsfinanzen nicht mehr so wichtig sein soll. Dauerhaft peilt Abe eine Inflation von 1 Prozent an. Andere in Asien sind weit darüber hinaus ...
In Indien scheint der Aufschwung noch einigermaßen intakt zu sein. Die Inflationsrate von 5,5 Prozent für Oktober ist allerdings die niedrigste seit Anfang 2008, vor einem Jahr wuchsen die Preise noch mit zweistelligen Raten.
Ein echtes Problem ist die Inflationsrate von 6,6 Prozent im November in Brasilien - zumindest aus Sicht der Zentralbank, die sich eine Obergrenze von 6,5 Prozent gesetzt hat. Deshalb erhöht sie die Zinsen, die ohnehin schon zweistellig sind, und verschärft damit die Rezession. Brasilien steckt in der seltenen Zwickmühle namens Stagflation: Die Wirtschaft wächst nicht, die Preise vor allem für Nahrungsmittel steigen trotzdem.
Noch etwas dramatischer ist die gleiche Situation in Russland, verschärft durch den rapiden Wertverfall des Rubel, der importierte Waren verteuert. Die Inflationsrate steigt steil an, zuletzt wurde sie im November mit 9,1 Prozent gemessen. Noch rapider steigen die Preise im Nachbarland ...
Die Verheerungen des Krieges haben die Inflationsrate in der Ukraine innerhalb eines Jahres von null auf 21,8 Prozent im November gebracht - und das, obwohl die Wirtschaftsleistung des ohnehin bitterarmen Landes zuletzt um 5 Prozent schrumpfte. Mit Gütern des täglichen Bedarfs müssen sich viele Bürger auf dem Schwarzmarkt versorgen. Im Winter spüren sie auch die von den internationalen Kreditgebern verlangte Anhebung der subventionierten Gaspreise um 50 Prozent.
Unter Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hat sich Argentinien mit allerlei Mächten des internationalen Kapitalmarkts angelegt. Auch im Inland umstritten - und vom Internationalen Währungsfonds gerügt - ist die offizielle Inflationsstatistik. Nach einigen Reformen gibt es nun neue Zahlen. Die für Oktober beträgt 21,4 Prozent - allerdings im Vergleich zu Dezember 2013, also eine Zehn-Monats- statt der üblichen Jahresrate, die demnach noch höher liegen muss. Die Opposition beruft sich auf private Schätzungen von 41,1 Prozent.
Einsame Spitze in der weltweiten Inflationsstatistik ist Venezuela, für dessen weitgehend von staatlichen Subventionen und Sozialprogrammen geprägte Wirtschaft der Ölpreisverfall eine katastrophale Nachricht darstellt, weil er die Haupteinnahmenquelle schmälert. Die zuletzt im August erhobene Inflationsrate ist mit 63,4 Prozent so hoch wie seit 1997 nicht mehr - vor dem Antritt der sozialistischen Regierung. Eine Inflationsrate unter 100 Prozent als Weltrekord ist aber schon eine historische Ausnahme. Echte Hyperinflation wie 2008 in Zimbabwe mit 98 Prozent am Tag gibt es nicht mehr. Selbst dort beträgt die Teuerung aktuell null.
Vergleichsweise komfortabel ist es in den USA. Die von Janet Yellen geführte Zentralbank Federal Reserve hat ihre Geldspritzen für die Wirtschaft gestoppt und überlegt nun, ob der Aufschwung stabil genug ist, um bald auch die Zinsen erhöhen zu können. Die zuletzt für Oktober gemeldeten Verbraucherpreise verharren mit einer Jahresrate von plus 1,7 Prozent unter dem Inflationsziel der Fed von 2 Prozent. Mit den vier bisher genannten Währungsräumen sind bereits 50 Prozent der Weltwirtschaft in der Zone zu niedriger Inflation ...
Foto: JONATHAN ERNST/ REUTERSNicht mehr dazu zählt zumindest vorübergehend Japan - das Land, das 20 Jahre lang überwiegend in der Deflationsfalle verbrachte und damit dem Rest der Welt als Schreckgespenst dient. Die für Oktober registrierte Inflationsrate von 2,9 Prozent ist allerdings eine Folge der von 5 auf 8 Prozent erhöhten Mehrwertsteuer, was zugleich den Konsum abwürgte. Premier Shinzo Abe will diesen Fehler nicht wiederholen und sucht in Neuwahlen ein Mandat für "eine positive inflationäre Ära", wobei die Sanierung der Staatsfinanzen nicht mehr so wichtig sein soll. Dauerhaft peilt Abe eine Inflation von 1 Prozent an. Andere in Asien sind weit darüber hinaus ...
Foto: Toru Hanai/ REUTERS