Computergenerierte Kunstwerke
Foto: R.Kräussl, Luxembourg School of FinanceDie Arbeiten von Frauen sind am internationalen Auktionsmarkt halb so viel Wert wie die von Männern. Die Analyse von 1,5 Millionen Auktionsdaten aus den Jahren 1970 bis 2013 durch ein Team um Ökonom Roman Kräussl von der Luxembourg School of Finance ergab, dass Werke von Künstlerinnen im statistischen Mittel 25.262 Dollar erzielten, die von Künstlern dagegen 48.212 Dollar. Künstlerinnen müssen also mit einem Geschlechts-Rabatt von 47,6 Prozent leben. Auch wenn die Erlöse bei Auktionen nicht den Künstlern selbst zukommen, dürfte der Discount dort Folgen haben für die Preise, die Künstlerinnen mit ihren Werken bei Sammlern und in Galerien erzielen.
"Das Ergebnis der Studie beweist die Nachteile, die Frauen in der Kunstwelt haben, nur weil sie Frauen sind", sagt Kräussl. Das liege daran, dass Männer als Käufer die treibende Kraft am Auktionsmarkt seien. Die Studie zeige, dass wohlhabende Männer noch stärker als andere Befragte dazu neigten, Werke von Künstlerinnen geringer einzuschätzen. "Unsere Forschung ist ein weiterer empirischer Beleg für die Diskriminierung von Frauen, die in so vielen Branchen systemisch angelegt ist."
Teil der Studie waren Experimente: Im ersten sollten 1000 Teilnehmer das Geschlecht des Künstlers erraten, nachdem ihnen Bilder gezeigt wurden, und diese Bilder dann bewerten. Frauen zugeschriebene Bilder erzielten dabei deutlich niedrigere Bewertungen. Im zweiten Experiment sollten 2000 Teilnehmer Bilder bewerten, die vom Computer aus einem Fotomotiv und dem Stil eines gemalten Bildes geschaffen worden waren. Die Bilder wurden teils als Werke von Künstlern und als Werke von Künstlerinnen ausgegeben. Wenn die Computerbilder Frauen zugeschrieben wurden, schätzten die Versuchsteilnehmer sie geringer ein.
"Diese Experimente bestätigen die Annahme, dass Künstlerinnen weniger Geld für Ihre Werke bekommen", sagt Kräussl, "und zwar nur weil sie Frauen sind".
Roman Kräussl ist Autor des mm-Kunstindex, der seit 2015 in der Mai-Ausgabe von manager magazin erscheint. Es ist die umfassendste Analyse des internationalen Kunstmarkts, basierend auf mehr als 5 Millionen Auktionsdaten von mehr als 700 Auktionshäusern. Außerdem schreibt er mehrmals im Jahr eine Kolumne zu Markttrends und aussichtsreichen Art Investments für die Print-Ausgabe. Der Ökonom und Kunstmarktkenner forscht über Alternative Investments an der Luxembourg School of Finance und in Stanford. An der internationalen Studie "Art and Gender" mitgearbeitet haben Renée Adams von der University of New South Wales, Marco Navone von der University of Technology in Sydney und Patrick Verwijmeren von der Erasmus School of Economics and University of Melbourne.
Versteigert im November 2017 in New York: Leonardo da Vincis "Salvator Mundi" kam für 450,3 Millionen Dollar unter den Hammer - Weltrekord.
In Gedenken an seinen Freund Henri Matisse: 179 Millionen Dollar brachte Pablo Picassos 1954 entstandenes Werk "Les femmes d'Alger".
"Woman III" (1953) von Willem de Kooning. Ebenfalls aus dem Besitz von David Geffen. 2006 verkauft für 137,5 Millionen Dollar an den Hedgefonds-Manager Steven A. Cohen.
"Der Schrei" (1895) von Edvard Munch. Bis zur Versteigerung des Bacon-Triptychons war der berühmte "Schrei" von Edvard Munch das Gemälde, das am teuersten bei einer Auktion versteigert wurde. Im Mai 2012 kam es für 119,9 Millionen Dollar bei Sotheby's unter den Hammer. Verkäufer war der norwegische Unternehmer Petter Olsen, Käufer der Investmentunternehmer und Kunstsammler Leon Black.
"Der Schrei" (1895) von Edvard Munch. Bis zur Versteigerung des Bacon-Triptychons war der berühmte "Schrei" von Edvard Munch das Gemälde, das am teuersten bei einer Auktion versteigert wurde. Im Mai 2012 kam es für 119,9 Millionen Dollar bei Sotheby's unter den Hammer. Verkäufer war der norwegische Unternehmer Petter Olsen, Käufer der Investmentunternehmer und Kunstsammler Leon Black.
Foto: Jason Szenes/ picture alliance / dpa