Frank Bourassa
Der Mann, der 250 Millionen Dollar fälschte - und damit durchkam
Zur Jagd auf Geldfälscher wurde einst der Secret Service gegründet. Doch gegen einen wie Frank Bourassa scheint er keine Mittel zu finden. Der Kanadier hat das illegale Gelddrucken mit industriellen Methoden und Hilfe aus Deutschland und der Schweiz in eine neue Dimension getrieben.
Frank Bourassa: Präsentiert sich selbst als "insane million making master earner"
Foto: Youtube; JNumba HNIC
Hamburg - Am Anfang stand eine vernünftige Planung für die Altersvorsorge. Frank Bourassa rechnete sich aus, wie viel Geld er brauchte, um sich sorgenfrei zur Ruhe zu setzen. Alle nötigen Mühen und den Aufwand berücksichtigt, um das Geschäft wirklich perfekt durchzuziehen, sollten gut 200 Millionen Dollar reichen. So schildert Frank Bourassa dem Magazin "GQ" seine Kalkulation.
So viel Geld in illegal gedruckten 20-Dollar-Noten - das sind nach Angaben der Federal Reserve immerhin 1,6 Promille aller umlaufenden Scheine mit diesem Nennwert - und das, obwohl der Zwanziger (nach dem Ein-Dollar-Schein) die zweithäufigste Banknote ist. Dieses Ausmaß, stellt "GQ"-Autor Tower Wells fest, ist nach den Maßstäben gewöhnlicher Geldfälscher "nicht großer Stil, sondern Wahnsinn".
Genau so, mit einer ordentlichen Portion Größenwahn, präsentiert sich Bourassa in dem Porträt - und glorifiziert sich als erfolgreichster Geldfälscher der Geschichte auf einer eigenen Website. Doch zugleich stellt Wells heraus, wie zutiefst rational und planmäßig Bourassa an das Vorhaben heranging - und dass, wenn auch ungeplant, gerade die schiere Menge der produzierten Blüten ihn am Ende vor dem Gefängnis bewahrte.
Der Artikel beschreibt die minutiöse Planung und den logistischen Aufwand hinter der Operation, im industriellen Maßstab Banknoten zu fälschen, die von den offiziellen mit bloßem Auge nicht zu unterscheiden sind.
Wer schert sich in Deutschland um Bilder von toten US-Präsidenten?
Bourassa besorgte sich zwei Offset-Druckmaschinen von Heidelberger
Druck und überredete mit Hilfe von Briefkastenfirmen eine Schweizer Papiermühle dazu, ihm das Dollar-typische Baumwoll-Leinen-Gemisch (angeblich für fälschungssichere Anleihen) zu fertigen. Eine Firma aus dem rheinischen Düren lieferte die Vorlage des Porträts von Präsident Andrew Jackson ("To some guy in Germany, who the fuck is it?").
Immerhin hatte der Kanadier schon Erfahrung in der Industrie gesammelt, als er eine kleine Fabrik zur Herstellung von Bremsscheiben in seiner Heimatstadt Trois-Rivières betrieb - bis dato die einzige legale Station in seinem Lebenslauf voller Autodiebstähle und Drogenschmuggel, und dem Artikel zufolge wegen des damit verbundenen Stresses "sein größter Fehler".
Die Fälschung von 250 Millionen Dollar dagegen rechnet er sich heute als "Leistung" an. Zwar flog das Unternehmen im Mai 2012 auf, ohne viel seiner Ware in Umlauf gebracht zu haben, und Secret-Service-Männer gaben Bourassa zu verstehen, er werde in US-Haft sterben.
Doch Bourassa hatte vorgesorgt. Er erkaufte sich seine Freiheit, indem er der Polizei das Versteck seiner 200 Millionen Dollar zeigte, die nur so aus dem Verkehr gezogen werden konnten - dass er wohl noch 50 Millionen mehr gedruckt hatte, wusste die Staatsanwaltschaft noch nicht, als sie die Klage offiziell einstellte. Gegen einen Geldfälscherring wird noch ermittelt, doch den gab es laut Bourassas Aussage gar nicht.
Heute macht der "Master Counterfeiter" seine Geschichte zu Geld: als Motivationsredner (wie Jordan Belfort, der "Wolf of Wall Street"), als Buchautor, als Berater in Sicherheitsfragen (denn "wer etwas über Betrug oder Geldfälschung von Gesetzestreuen lernen will, kann auch gleich medizinischen Rat von Schweißern einholen"). Sein Abenteuer wird nun von Hollywood verfilmt.