"Beige Book" der US-Notenbank Fed sieht dauerhaften Aufschwung trotz Marktturbulenzen

Fed-Chefin Yellen: Die weltgrößte Volkswirtschaft wächst "verhalten bis moderat"
Foto: REUTERSWashington - US-Notenbank-Präsidentin Janet Yellen hat sich laut Kreisen zuversichtlich zur konjunkturellen Entwicklung in den USA geäußert. Trotz jüngster Turbulenzen an den Finanzmärkten - hierzulande gab der Dax binnen weniger Wochen um mehr als 10 Prozent nach - rechne Yellen nach wie vor mit einem dauerhaften Wirtschaftswachstum, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf zwei namentlich nicht genannte Teilnehmer eines privaten Treffens mit der Notenbankerin. Die Veranstaltung habe bereits am vergangenen Wochenende in Washington stattgefunden.
Yellen gehe davon aus, dass sich die Konjunktur auf einem stabilen Wachstumspfad befinde. Bei weiter schwindender Arbeitslosigkeit könnte sich die Inflation in den USA wieder dem von der Fed anvisierten Ziel von 2 Prozent annähern. Ein Sprecher der Fed habe den Bericht nicht kommentieren wollen.
In dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbericht der Notenbank ("Beige Book") hieß es, die größte Volkswirtschaft der Welt wachse nach wie vor mit einem "verhaltenen bis moderatem" Tempo. Bei der Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung gab es nur wenig Veränderung im Vergleich zum September-Bericht. Allerdings schrumpfte die Zahl der Distrikte der US-Notenbank, die das Wachstum als moderat einstuften, um einen auf nur noch fünf.
Dagegen wurde aus allen zwölf Distrikten der Notenbank eine anziehende Beschäftigung gemeldet. Dabei habe sich das Tempo der Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt im Vergleich zum letzten Konjunkturbericht nicht verändert. Während alle Distrikte von einem gedämpften Preisdruck berichten, hätten einige Fed-Bezirke ein "verhaltenes Lohnwachstum" gemeldet.
Mögliche Gefahr für die Weltwirtschaft
An den Finanzmärkten verstärkt sich derzeit die Sorge, dass die flaue Weltwirtschaft in Verbindung mit dem starken US-Dollar auf die Konjunktur in den USA übergreifen könnte. Seit geraumer Zeit ist die größte Volkswirtschaft der Welt zwar stärker in Schwung gekommen. Die Anleger spekulieren daher auf eine vergleichsweise schnelle Zinswende und erwarten eine erste Zinserhöhung Mitte 2015.
Sollte sich die konjunkturelle Lage aber eintrüben, könnte die Zinswende länger auf sich warten lassen. Aber damit nicht genug: Experten des Bankhauses Metzler verwiesen auf Aussagen des Chefs der Notenbank von San Francisco, John Williams, vom Vortag. Demnach könnte im Fall einer sich abflauenden Konjunktur in den USA wieder über ein neues Kaufprogramm für Anleihen nachgedacht werden.
An den Kapitalmärkten sorgte der Bericht für unterschiedliche Reaktionen. Die Wall Street konnte ihre Verluste etwas eindämmen. Der Euroreagierte hingegen kaum. Die US-Anleihen gaben einen kleinen Teil ihrer Gewinne ab
In ihren Berichten vermerkten die Notenbank-Distrikte zudem einen Rückgang der Rohstoffpreise. In allen Bezirken sei ein Anstieg der Konsumausgaben festgestellt worden, wobei der Anstieg von "gering" bis "moderat" beschrieben worden sei, hieß es weiter. Der Konjunkturbericht der Fed berücksichtigt Informationen, die bis zum 6. Oktober erfasst wurden.
Zuletzt hatte vor allem der US-Arbeitsmarkt positiv überrascht und den Aufschwung in den USA eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Allerdings gab es auch enttäuschende Konjunkturdaten. So hatte sich laut jüngsten Daten vom Mittwoch der am Markt stark beachtete Umsatz im Einzelhandel im September überraschend schwach entwickelt. Außerdem hatte sich die Stimmung in der Industrie des Bundesstaates New York (Empire State-Index) unerwartet stark eingetrübt.