Werbung mit Ex-Football-Rebell Kaepernick Trump attackiert Sportgiganten Nike für Werbekampagne

Mehr Werbung geht nicht: Donald Trump höchstpersönlich greift Nike für die Werbung mit dem von ihm scharf kritisierten Ex-Football-Star Colin Kaepernick an. Der Streit um die Kampagne geht im Netz mit Boykottaufrufen weiter und drückt gar den Aktienkurs. Auf Dauer aber werde Nike davon profitieren, sagen Experten voraus.
"Furchtbare Botschaft": Trump kritisiert den Sportartikel-Riesen Nike

"Furchtbare Botschaft": Trump kritisiert den Sportartikel-Riesen Nike

Foto: John Minchillo/ AP

In der Kontroverse um den ehemaligen NFL-Spieler Colin Kaepernick hat US-Präsident Donald Trump den Sportartikelhersteller Nike scharf kritisiert. Die Werbe-Zusammenarbeit Nikes mit Kaepernick sende eine "furchtbare Botschaft" aus, sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus der konservativen US-Internetseite "The Daily Caller".

"Auf der anderen Seite, darum geht es in diesem Land, dass man gewisse Freiheiten hat um Dinge zu tun, von denen andere glauben, dass man sie nicht tun sollte", ergänzte der US-Präsident. Trump verwies darauf, dass Nike in New York Mieter in einem seiner Gebäude sei. "Sie zahlen viel Miete."

Die US-Profiliga NFL lobte Kaepernick dagegen in ihrer Stellungnahme. Die sozialen Fragen, die er und andere Spieler aufgezeigt hätten, "verdienen unsere Aufmerksamkeit" und Taten, sagte ein Sprecher.

Im Video: Colin Kaepernick ist zurück - als Werbegesicht von Nike

Reuters

Berater: Nike wird langfristig von Kampagne profitieren

Mit Kaepernick begann vor gut zwei Jahren die Welle an Protesten von NFL-Profis, die sich während der amerikanischen Hymne per Kniefall oder mit erhobenen Fäusten gegen Polizeibrutalität und Rassenungleichheiten aussprechen. Trump bezeichnete seinerzeit kniende Spieler als "Hurensöhne" und hatte seitdem seine Kritik an der Liga und den protestierenden Spielern mehrfach erneuert. Zugleich forderte er die Teams auf, diese Spieler zu sanktionieren.

Das taten sie auch: Die San Francisco 49ers entließen ihren Spielmacher am Ende der Saison 2016/17, seitdem findet er kein neues Team mehr.

Colin Kaepernick (Mitte) setzte unter NFL-Spielern eine Protest-Bewegung gegen Polizeigewalt und Rassismus in Gang. Der Profi verlor seinen Job. Nike hat den Rebell zur Werbe-Ikone erhoben

Colin Kaepernick (Mitte) setzte unter NFL-Spielern eine Protest-Bewegung gegen Polizeigewalt und Rassismus in Gang. Der Profi verlor seinen Job. Nike hat den Rebell zur Werbe-Ikone erhoben

Foto: AP

Auslöser von Trumps Kritik ist, dass Nike Kaepernick als ein Gesicht ihrer "Just Do It"-Werbekampagne zu deren 30. Geburtstag ausgewählt hat. Auf dem Poster steht: "Glaube an etwas. Selbst wenn es bedeutet, alles zu opfern."


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Kritiker Kaepernicks starteten auf Twitter die Hashtags #BoykottNike und #JustBurnIt. Andere Stimmen lobten die Entscheidung. An der US-Börse wurde die Kampagne negativ aufgenommen: Die Aktie von Nike  schloss am Dienstag gut 3 Prozent im Minus.

"Wütende alte weiße Kerle sind für Nike keine Kern-Zielgruppe"

Experten sagten allerdings voraus, dass Nike langfristig von der Werbekampagne profitieren dürfte. Erich Joachimsthaler, Chef des Beratungsunternehmens Vivaldi, erklärte, die Aktion passe genau zum Branding des Sportunternehmens. "Sie stehen für diese respektlose, rebellische Einstellung", sagte er. "In diesem Fall stärkt es die Marke."

Der Analyst Christopher Svezia von Wedbush Securities bescheinigte Nike "besser als jeder andere zu wissen, wer ihre Kunden sind": Meist Männer und männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 22 Jahren. Dem schloss sich der Berater Matt Powell von der NPD Group an, der den Boykott-Aufrufen keine Chance gab: "Wütende alte weiße Kerle sind für Nike keine Kern-Zielgruppe."

rei/dpa-afx/Reuters
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