Die Aussicht auf einen "Triple Dip" verbreitete Angst und Schrecken. Nun ist Großbritanniens Wirtschaft im ersten Quartal stärker gewachsen als erwartet - doch die Aussichten fürs Gesamtjahr bleiben verhalten.
Londoner Finanzdistrikt: Die Niedrigzinsen der Bank of England verpuffen
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London - Wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte, wuchs die Wirtschaftsleistung von Januar bis März um 0,3 Prozent zum Vorquartal. Die Markterwartungen, die leicht über Stagnation lagen, wurden übertroffen. Das britische Pfund legte zu Euro und Dollar spürbar zu. Eine zusätzliche geldpolitische Lockerung durch die Bank of England (BoE) dürfte nunmehr unwahrscheinlicher sein, kommentierten Bankvolkswirte.
Ganz überraschend kommt das Wachstum im ersten Quartal nicht. In den vergangenen Wochen waren zahlreiche Konjunkturdaten, etwa zur Industrieproduktion, etwas besser ausgefallen. Zudem hatten sich die stark beachteten Einkaufsmanagerindizes, eine Umfrage unter ranghohen Unternehmensvertretern, aufgehellt. Bei den Dienstleistern liegt der Indikator mittlerweile wieder deutlich über Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Der Dienstleistungssektor steuerte dementsprechend auch den größten Beitrag zum Wachstum im ersten Quartal bei. Auch die Industrieproduktion legte leicht zu, während der Bausektor das Gesamtwachstum dämpfte. Im Jahresvergleich wuchs die Gesamtwirtschaft zu Jahresbeginn um 0,6 Prozent.
Die britische Wirtschaft ist mit der schweren Finanzkrise 2008 in eine Schwächephase gerutscht, von der sie sich bis heute nicht erholt hat. Nach einem Wachstumseinbruch zum Jahreswechsel 2008/09 war sie Anfang vergangenen Jahres erneut in die Rezession gerutscht. 2012 gab es lediglich im dritten Quartal einen Wachstumsschub, den Bankvolkswirte aber mit Nachfrageeffekten infolge der Olympischen Sommerspiele in London erklärten. Dazu passt, dass die Wirtschaft ihren Schrumpfkurs bereits im Schlussquartal 2012 fortsetzte.
An der chronischen Wachstumsschwäche hat auch die sehr expansive Geldpolitik der BoE bislang nichts ändern können. Über rekordniedrige Zinsen und milliardenschwere Anleihekäufe versucht sie seit langem, die Binnenwirtschaft anzuschieben.
Seit Sommer 2012 hat die Notenbank die Kreditvergabe der Banken ins Visier genommen. Mit dem "Funding for Lending Scheme" (FLS) sollen die Kreditvergabe der Banken angeschoben und die Zinskosten für Bankkredite gesenkt werden. Das Programm, dessen Erfolg unter Beobachtern als durchwachsen gilt, wurde erst am Mittwoch verlängert und ausgeweitet. Es zielt nun vor allem auf günstigere Kredite für mittelständische Unternehmen ab, die einen guten Teil der Beschäftigung und des Wachstums ausmachen.
Die Aussichten für das Gesamtjahr sind dennoch trübe: Zuletzt hatte die Bank of England ihre eigene Wachstumsprognose von 1 Prozent gekappt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte zuletzt eine Lockerung der strikten Sparpolitik der Regierung gefordert, da sie auf Kosten des Wachstums gehe.