Internationale Kritik Nordkorea provoziert mit Raketenstart

Nordkoreanischer Soldat vor Rakete: "Der Satellit hat die angepeilte Umlaufbahn erreicht"
Foto: BOBBY YIP/ REUTERSSeoul - "Die zweite Version des Kwangmyongsong-3-Satelliten hob an Bord der Trägerrakete Unha-3 erfolgreich vom Sohae-Raumfahrtzentrum ab", berichteten die nordkoreanischen Staatsmedien. Der Satellit habe geplant die angepeilte Erdumlaufbahn erreicht.
"Nach den ersten Anzeichen hat die Rakete ein Objekt ausgesetzt, das den Orbit erreicht zu haben scheint", hieß es auf der Website des US-Luftverteidigungskommandos (North American Aerospace Defense Command). Auch der südkoreanische Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sagte der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap, nach ersten Auswertungen, habe sich die erste und zweit Stufe der Rakete erfolgreich abgetrennt. Die Rakete hielt nach südkoreanischen Militärangaben die geplante Flugbahn ein.
Die USA, Südkorea und Japan verurteilten den Start. Die drei Länder beantragten nach Medienberichten wie schon zuvor geplant eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Die Länder sehen in dem Vorhaben keinen Satellitenstart, sondern den verschleierten Test einer Interkontinentalrakete. Solche ballistische Raketen können einen atomaren Sprengkopf tragen.
Insbesondere die USA befürchten, dass nordkoreanische Interkontinentalraketen amerikanisches Festland erreichen könnten. Der Weltsicherheitsrat untersagt Nordkorea, das 2006 und 2009 einen Atomtest unternommen hatte, per Resolution den Start von Raketen "unter Verwendung ballistischer Raketentechnik".
Kritik von UN-Generalsekretär Ban und Russland
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Start bedauert. "Es ist umso betrüblicher, da dieser dem einhelligen und starken Ruf der internationalen Gemeinschaft widerspreche", ließ Ban durch einen Sprecher mitteilen. Der Start stelle eine klare Verletzung der UN-Resolution 1874 dar. Ban zeigte sich besorgt über mögliche Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region.
Auch Russland hat den nordkoreanischen Raketenstart als Verstoß gegen einen Beschluss des Weltsicherheitsrats kritisiert. Die Entscheidung des kommunistischen Nachbarlands rufe "tiefe Besorgnis" hervor, teilte das Außenministerium mit. "Die Resolution des UN-Sicherheitsrats fordert einen Verzicht auf den Start jeglicher ballistischer Raketen - sowohl militärischer, als auch ziviler", hieß es der Agentur Interfax zufolge. Mit dem Start habe Nordkorea die Gespräche mit der internationalen Gemeinschaft über sein Atomprogramm "deutlich erschwert". Russland appelliere aber an alle Seiten, eine weitere Spannung der Lage nicht zuzulassen.
"Dieser Start ist ein klarer Verstoß gegen Resolution des UN-Sicherheitsrat", erklärte Südkoreas Außenminister Kim Sung Hwan in Seoul. Nordkorea bedrohe damit den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und der ganzen Welt.
Die japanische Regierung kritisierte den Start als nicht hinnehmbar. Auf Bitten Südkoreas, der USA und Japans werde der UN-Sicherheitsrat noch am Mittwoch zusammentreten, berichtete Yonhap unter Berufung auf einen Regierungsbeamten in Seoul.
Start kam trotz Ankündigung überraschend
Nordkorea hatte den Start angekündigt. Trotzdem kam dieser für viele Beobachter überraschend, nachdem das Land das Startfenster zwei Tage zuvor noch wegen technischer Fehler um eine Woche bis zum 29. Dezember verschoben hatte. Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak berief kurz nach dem Raketenstart des Nachbarlandes den nationalen Sicherheitsrat ein, wie ein Sprecher in Seoul mitteilte. Auch Japan hielt eine Sitzung seines nationalen Sicherheitsrats ab.
Nach Meinung von Beobachtern will Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong Un mit dem Start Stärke demonstrieren. Im April hatte das Regime mit dem Start einer Unha-3-Rakete noch ein Fiasko erlebt. Die Rakete war kurz nach dem Start explodiert. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Start aufs Schärfste verurteilt.
Der jüngste Raketenstart fiel mit den Gedenkfeiern zum ersten Todestag des früheren nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il am 17. Dezember zusammen. Sein noch nicht 30-jähriger Sohn Kim Jong Un war kurz nach dessen Tod zum neuen obersten Führer des Landes ausgerufen worden. Nordkorea hatte angekündigt, dass der neue Raketenstart auf Geheiß von Kim Jong Il erfolge.
Der südkoreanische Präsident Lee hatte Nordkorea Ende November in einem Interview mit ausländischen Journalisten in Seoul beschuldigt, die Präsidentenwahlen in Südkorea am 19. Dezember beeinflussen zu wollen. Ein neuer Raketenstart werde sich aber nicht auf den Ausgang der Wahl auswirken.