Auf Gefängnisinsel Strauss-Kahn in Festungshaft

Dominique Strauss-Kahn: Angeklagt in Manhattan/New York
Foto: Emmanuel Dunand/ APNew York - Aufruhr in New York: IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ist am Montagabend in das Gefängnis Rikers Island gebracht worden. Die riesige New Yorker Haftanstalt liegt auf einer Insel im East River. Dort werde er zumindest bis zum nächsten Gerichtstermin am Freitag eine etwa dreieinhalb mal vier Meter große Einzelzelle bewohnen, sagte ein Sprecher der Gefängnisbehörde dem US-Sender CNN. Bislang war er in einer Polizeieinrichtung für Opfer von Sexualverbrechen im Stadtteil Harlem untergebracht.
Die Verteidiger von Strauss-Kahn hatten statt der Haftverschärfung eigentlich eine Kautionsregelung für Strauss-Kahn erreichen wollen. Eine Freilassung seines Mandanten sei "sehr, sehr vertretbar", sagte Anwalt Benjamin Brafman. Der Franzose könne eine Million Dollar als Garantie stellen. Straus-Kahns Frau habe Vollmachten über eine entsprechende Summe. Eine Richterin hatte die Freilassung Strauss-Kahns auf Kaution dennoch abgelehnt
Bei dem international vernetzten und vermögenden Franzosen bestehe Fluchtgefahr, urteilte Richterin Melissa Jackson. Nun soll am Freitag zum ersten Mal eine Grand Jury zusammentreten, die letztlich über einen Prozess gegen den 62-Jährigen entscheiden wird.
Nach der Verhaftung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wegen Vergewaltigungsvorwürfen ist am Montag der Exekutivrat des Weltwährungsfonds zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Das Gremium habe sich bei der informellen Zusammenkunft vom amtierenden IWF-Direktor John Lipsky und dem Rechtsberater des Fonds, Sean Hagan, über die Lage informieren lassen, teilte eine Sprecherin des Internationalen Währungsfonds mit.
Euro-Gruppenchef Juncker kritisiert Nachfolgedebatte
"Der Exekutivrat wurde über die strafrechtlichen Vorwürfe gegen den Direktor unterrichtet, die gegen ihn während eines Besuchs in New York vorgebracht wurden", teilte die Sprecherin Caroline Atkinson mit. "Der IWF und sein Exekutivrat beobachten die Entwicklungen weiterhin."
Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker hat die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit angestoßene Diskussion über einen Nachfolger des inhaftierten IWF-Chefs Dominique Strauss-Kahn kritisiert. Einige Regierungen hätten diese Debatte begonnen, das sei nicht angemessen, sagte Juncker am Montag nach dem Treffen der Eurogruppe in Brüssel. Er werde Strauss-Kahn, mit dem er befreundet sei, nicht den Rücktritt nahelegen. "Es war nicht schön, die Bilder heute Morgen zu sehen", sagte Juncker. "Das macht mich tief, tief traurig." Merkel hatte sich dafür ausgesprochen, einen Europäer als Nachfolger ins Auge zu fassen, falls es zur Ablösung Strauss-Kahns kommen sollte.
Strauss-Kahn wird vorgeworfen, in einem New Yorker Hotel versucht zu haben, ein Zimmermädchen vergewaltigt zu habenen. Allerdings gibt es mittlerweile auch Meldungen Aus Gerichtsunterlagen geht hervor, dass auf die Anklagepunkte eine maximale Freiheitsstrafe von 74 Jahren und drei Monaten steht. Alleine die beiden Vorwürfe des erzwungenen Oralsex könnten jeweils 25 Jahre Gefängnis bedeuten. Wegen der mutmaßlichen versuchten Vergewaltigung droht Strauss-Kahn demnach eine Einzelstrafe von bis zu sieben Jahren, in den anderen Punkten jeweils mindestens drei Monate Haft und mehr.
Unterdessen prüft die New Yorker Justiz, ob der IWF-Chef möglicherweise schon einmal eine Frau angegriffen hat. Es gebe entsprechende Hinweise, hieß es am Montag von der Staatsanwaltschaft. Der frühere Fall soll sich zwar außerhalb der USA abgespielt haben, aber - zumindest in groben Zügen - dem aktuellen Vorwurf gleichen. "Einige Informationen beinhalten Hinweise, dass er tatsächlich schon einmal ähnlich gehandelt hat wie in dem Fall, der ihm jetzt zur Last gelegt wird", sagte John McConnell von der Staatsanwaltschaft der "New York Times".