Libyen-Krise Internationale Allianz attackiert Gaddafi
Die internationale Allianz unter Führung der USA überzieht das Regime von Muammar al-Gaddafi mit Angriffen. Der libysche Diktator reagiert mit wüsten Drohungen.
Treffer: Fahrzeuge Gaddafi-treuer Truppen explodieren nahe Bengasi
Foto: GORAN TOMASEVIC/ REUTERSBerlin - Krieg in Nordafrika: Eine internationale Streitmacht hat Libyen angegriffen, um die Gewalt von Machthaber Muammar al-Gaddafi gegen das eigene Volk zu unterbinden. Zwei Tage nach Verabschiedung der Resolution im UN-Sicherheitsrat drangen französische und britische Kampfflugzeuge in den libyschen Luftraum ein.
Später am Samstag und Sonntag feuerten Tarnkappenbomber, U-Boote und Kriegsschiffe aus den USA und Großbritannien mindesten 110 Marschflugkörper und Bomben auf mehrere Dutzend Ziele entlang der Mittelmeerküste. Gaddafi drohte mit Widerstand und blutiger Vergeltung. Die Flugverbotszone sei "wirksam eingerichtet", verkündete US-Generalstabschef Mike Mullen im Fernsehsender CNN.
Gaddafi droht mit Vergeltung
Der libysche Diktator kündigte einen "langen, ruhmreichen Krieg" gegen die "Kreuzritter" und "neuen Nazis" an. Eine Million Libyer würden dafür bewaffnet.
Im Krieg gegen die "Kreuzritter" werde "das ganze Mittelmeer zum Schlachtfeld", drohte er. Die Gegner bezeichnete er als "Monster" und "Kriminelle". "Ihr werdet stürzen, wie Hitler gestürzt ist. Alle Tyrannen stürzen."
In Washington und London wurde die erste Angriffswelle als Erfolg bezeichnet. Mehrere Länder bedauerten dagegen den Einsatz militärischer Gewalt, aus Russland kam scharfe Kritik. Auch China und Indien bedauerten den Waffengang.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, kritisierte den Einsatz. Mussa, der die Mitgliedstaaten der Liga in der vergangenen Woche dazu gedrängt hatte, die UN-Resolution zu unterstützen, sagte in Kairo: "Für den Schutz der Zivilisten braucht man keine Militäroperationen."
US-Präsident Barack Obama hatte den Einsatzbefehl an seine Streitkräfte für eine "begrenzte Militäroperation in Libyen" gegeben. "Diese Aktion hat jetzt begonnen", sagte Obama bei seinem Besuch in Brasilien.
Ungeachtet des internationalen Eingreifens setzten die Truppen des libyschen Staatschefs ihre Angriffe auf Regimegegner fort. Schwere Kämpfe wurden vor allem aus der rund 200 Kilometer östlich von Tripolis gelegenen Stadt Misurata gemeldet.
Der internationale Einsatz stützt sich auf eine UN-Resolution, die den Einsatz aller notwendigen Mittel erlaubt, um die libysche Zivilbevölkerung vor den Angriffen der Gaddafi-Truppen zu schützen. Der UN-Sicherheitsrat hatte sie in der Nacht zum Freitag verabschiedet. Deutschland hatte sich enthalten. Die Bundesregierung lehnt den Einsatz deutscher Soldaten in Nordafrika ab.