Wirtschaftsbelebung
Deutschland macht weniger Schulden
Der Bund muss sich wegen der günstigeren Haushaltslage weniger Geld leihen als bisher geplant. Allein im Sommer kommt die Bundesrepublik mit zwei Milliarden Euro weniger aus als bisher befürchtet. Und zum Jahreswechsel spart Deutschland wohl noch weit kräftiger als jetzt.
Leichte Entspannung: Dank günstigerer Wirtschaftsentwicklung muss Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) weniger Kredite aufnehmen
Foto: Jens Schlueter/ APN
Frankfurt am Main - Der Bund wird im dritten Quartal des laufenden Jahres weniger Kredite aufnehmen als zunächst geplant. "Der Emissionskalender spiegelt in einem ersten Schritt die günstigen Rahmendaten der Haushaltsentwicklung im laufenden Jahr sowie des aktuellen Marktumfelds wider", sagte Finanzagentur-Chef Carl Heinz Daube. Weitere Anpassungen, die wegen der besseren Haushaltslage oder in Reaktion auf die Lage am Finanzmarkt nötig würden, würden im vierten Quartal vorgenommen.
Analysten gehen davon aus, dass das Emissionsvolumen zum Jahresende kräftig gekürzt wird. Unicredit-Experte Kornelius Purps spricht von 20 bis 25 Milliarden Euro. "Die leichte Reduzierung im Sommer folgt einem konservativen Ansatz", sagte er. Es sei aber eine vernünftige Strategie, die gegenwärtigen niedrigen Zinsen zu nutzen. "Außerdem wäre es unhöflich, auch noch das letzte, was die Welt liebt - nämlich die deutschen Anleihen - zu beschneiden", sagte er.
Angesichts der Schuldenkrise in Südeuropa flüchten sich die Investoren in Bundesanleihen. Derzeit liegt die Rendite für deutsche Anleihen bei etwa 2,6 Prozent, erst vor wenigen Wochen hatte sie ein Rekordtief erreicht. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) konnte zuletzt berichten, dass er in diesem Jahr mit 65 Milliarden Euro an neuen Krediten auskommt, das ist weit weniger als bisher angenommen. In Zeitungsberichten war sogar von lediglich 60 Milliarden Euro die Rede. Als der Emissionskalender im Dezember 2009 aufgelegt wurde, war noch von einer Neuverschuldung von 86 Milliarden Euro im laufenden Jahr die Rede.
Insgesamt will die Finanzagentur Anleihen im Volumen von 77 Milliarden Euro auf den Markt bringen, 44 Milliarden davon mit einer Laufzeit von mindestens zwei Jahren. Damit entfallen die Kürzungen auf die Kapitalmarktpapiere. Bei den Geldmarktpapieren ändert sich dagegen nichts im Vergleich zu der im Dezember vorgelegten Jahresplanung. Zudem sollen drei bis vier Milliarden Euro über inflationsindexierte Anleihen, sogenannte Linker, aufgenommen werden. Auch die Ausgabe von Fremdwährungsanleihen behält sich die Finanzagentur vor.
"Kurzfristig werden wir dem Emittenten Bund aber keine Begebung empfehlen können", sagte Daube. "Die notwendigen Bedingungen dafür sind derzeit nicht erfüllt." Zuletzt hatte der Bund im September 2009 einen Dollar-Bond auf den Markt gebracht. Seither hat der Euro aber deutlich an Wert verloren.