US-Präsident Donald Trump hat die Kaufhauskette Nordstrom angegriffen, weil diesedie Modekollektion seiner Tochter Ivanka aus dem Sortiment genommen hat. "Meine Tochter Ivanka wurde von Nordstrom so unfair behandelt", schrieb Trump auf Twitter. "Sie ist ein so wunderbarer Mensch - sie bringt mich immer dazu, die richtigen Dinge zu tun! Schrecklich!"
Trump wurde dafür umgehend kritisiert, denn die Nachricht wurde zwar von Trumps eigenem Twitterprofil abgesetzt, dann jedoch auch vom offiziellen Account des US-Präsidenten (@POTUS = President of the United States) weiterverbreitet. Dieses Konto steht Trump erst seit Amtsantritt zur Verfügung, es war unter Vorgänger Barack Obama entstanden und ist nicht für private Zwecke gedacht.
"Dies ist ein Missbrauch des öffentlichen Amts zum privaten Vorteil", sagte Richard Painter, früherer Ethikbeauftragter in der Regierung von Präsident George W. Bush, dem "Wall Street Journal". Es sei zudem ein Machtmissbrauch, denn die Nachricht sei eindeutig - Nordstrom werde so zur "Persona non grata" der Trump-Administration erklärt.
Es habe noch nie zuvor einen US-Präsidenten gegeben, der seine Macht des Amtes so offensichtlich zum Vorteil seiner eigenen Familie ausnutze, kritisierte Jordan Libowitz von der Nonprofit-Organisation Citizens for Responsibility and Ethics in Washington, die sich die Bekämpfung von Korruption in der US-Politik zum Ziel gesetzt hat.
Trumps Sprecher Sean Spicer verteidigte den Präsidenten später im Briefing des Weißen Hauses vehement: Trump habe jedes Recht, seiner Familie beizustehen. Bei der Entscheidung Nordstroms handle es sich ganz klar um eine direkte Attacke auf die Politik des Präsidenten, insbesondere sein Dekret eines Einreisestopps für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern.
Nordstrom-Aktie reagiert mit deutlichen Gewinnen
Spicer ignorierte damit mehrere Statements des Konzerns, der seine Entscheidung mit niedrigen Verkaufszahlen der Kollektion Ivanka Trumps begründet hatte. Nordstrom hatte betont, der Schritt sei nicht politisch motiviert. Jedes Jahr würden etwa zehn Prozent des Sortiments abhängig vom Absatz ausgetauscht und in diesem Fall habe es eben die Marke von Ivanka Trump getroffen.
Auch an den Finanzmärkten war Trumps Attacke auf Nordstrom zur Wochenmitte Thema. Die Aktie der Kaufhauskette reagierte mit deutlichen Gewinnen auf die Kritik und ging letztlich mit einem Plus von gut vier Prozent aus dem US-Handel. Das sorgte bei Händlern durchaus für Gesprächsstoff, denn bei vorherigen Trump-Angriffen auf börsennotierte Konzerne waren die Kurse unter Druck geraten.
Nordstroms Entscheidung, die Kollektion von Ivanka Trump auszulisten, folgte auf Boykottaufrufe gegen Händler, die Produkte der Trump-Familie vertreiben. Hinter den Appellen, die im Internet unter dem Hashtag "GrabYourWallet" (Greif deinen Geldbeutel) laufen, steht eine Initiative von Gegnern des US-Präsidenten. Auch die Bekleidungsketten TJ Maxx und Marshalls gerieten hier ins Visier.
Laut einem Bericht der "New York Times" wies der Mutterkonzern TJX die Mitarbeiter in den Geschäften in der vergangenen Woche an, Werbeschilder für die Artikel von Ivanka Trump zu beseitigen. Die Produkte würden aber dennoch weiterverkauft, sagte ein Sprecher. Die 35-jährige Trump-Tochter hatte 2007 eine Schmucklinie herausgebracht, seit 2011 werden auch Kleidung und Schuhe unter ihrem Label verkauft. Die Geschäftsfrau war nach Trumps Wahlsieg wegen umstrittener PR-Aktionen für ihre Produkte kritisiert worden.
Plötzlich Präsidentin: Als US-Präsident Donald Trump während der G20-Verhandlungen in Hamburg kurzzeitig den Raum verließ, nahm Tochter Ivanka den Platz am Verhandlungstisch ein - inmitten der Staats- und Regierungschefs.
Mit Weltbank-Präsident Jim Yong Kim hatte Trumps Tochter und Top-Beraterin zuvor schon am Rande des Gipfels an einer Panel-Diskussion teilgenommen ...
Am Vorabend lauschte sie mit Ehemann und Trump-Berater Jared Kushner der "Ode an die Freude" in der Hamburger Elbphilharmonie.
Trump setzt stark auf die Familie als inneren Machtzirkel, und Ivanka hat innerhalb dieses Kreises eine herausgehobene Position ...
Mit den Brüdern Eric und Donald Jr. ist sie oft zu sehen. Doch Ivanka soll besonders Vaters Ohr haben. Die Brüder sind Trumps Stellvertreter in dessen Immobilienfirma und sollen das Geschäft während der Präsidentschaft übernehmen, während Ivanka den Posten dort aufgab.
Auch ihr eigenes Unternehmen, das Schmuck, Schuhe und Accessoires vermarktet, liegt nicht mehr in ihrer Verantwortung. Die Marke "Ivanka Trump" litt nach der Wahl unter einem Backlash. Mehrere Handelsketten sortierten die Produkte wegen schlechter Verkaufszahlen aus. Allerdings mobilisierte das Weiße Haus die Trump-Anhänger zum Kauf.
Ein Armband für 10.000 Dollar wurde kurz nach der Wahl zum Politikum: Nach einem Auftritt Ivankas bei "60 Minutes", bei dem sie ihr "Lieblingsarmband" aus ihrer eigenen Kollektion trug, verschickte ihr Modelabel per Email einen "Style Alert".
Inzwischen hat Ivanka eine größere Ambition, als teuren Modeschmuck zu verkaufen. Sie hat ein Büro im Westflügel des Weißen Hauses, und berät ihren Vater, den Präsidenten in allen möglichen Fragen.
Als "seine Augen und Ohren" beschreibt Ivanka Trumps Anwältin deren Rolle. Erst nachträglich wurde die Dauerpräsenz im Zentrum der Macht mit einem formellen Amt aber ohne Gehalt verbunden - so wie die von Ehemann Jared Kushner, der auch offiziell Berater ist.
Ivanka Trump ist allgegenwärtig, auch wenn die deutsche Bundeskanzlerin mit einer Wirtschaftsdelegation zu Gast ist.
Die Trump-Kinder haben allesamt "Top Security Clearance", also Zugang zu Staatsgeheimnissen bekommen.
Rein zeremoniell ist nur die Rolle der First Lady Melania Trump, die auf der Siegesfeier nach der Wahl noch einen großen Auftritt neben den jüngeren Trump-Kindern Barron und Tiffany (verdeckt, dahinter Ivanka Trump) hatte. Die Dramaturgie des Wahlkampfs war stärker von Ivanka geprägt.
In Washington präsent ist die First Lady nur zu wenigen Anlässen wie diesem Empfang zum Weltfrauentag. Und auch dann richten sich alle Blicke auf die First Daughter.
Ivanka war es, die im Juni 2015 die Kandidatur ihres Vaters für die Präsidentschaft im New Yorker Trump Tower ankündigte ...
... im Wahlkampf Unternehmerinnen besuchte ...
... und die Übermacho-Auftritte Donald Trumps mit dem freundlichen Gesicht einer Erfolgsfrau flankierte. "Women Who Work", heißt ihr geplanter Bestseller - und die Zielgruppe ihrer Mode- und Schmucklinien ebenso wie der Hotels, Apartments und des Wahlkampfs.
Ihr stärkster Auftritt war auf dem Nominierungsparteitag in Cleveland im Juli 2016, wo Ivanka ihren Vater als Vorkämpfer der Gleichberechtigung mit einem mütterfreundlichen familienpolitischen Programm ankündigte - was inzwischen aber offenbar keinen Vorrang mehr hat.
Für Aufsehen sorgte die Freundschaft Ivanka Trumps zu Chelsea Clinton, die als junge berufstätige Mutter in einer ähnlichen Position ist und ebenfalls als Tochter eine Parteitagsrede hielt - nur bei den Demokraten, für die letztlich unterlegene Hillary Clinton.
Ivanka Trump soll immer wieder mäßigenden Einfluss auf den Polter-Wahlkampf ihres Vaters genommen haben - lächelte zugleich aber alle seine Ausfälle weg, sogar wenn er sie selbst zum Sexobjekt degradierte.
Als Geschäftsfrau hatte Ivanka schon seit Jahren Verantwortung für zentrale Großprojekte der Trump Organization. Der Umbau des alten Washingtoner Postamts zum Trump International Hotel, vom Staat geleast und von der Deutschen Bank finanziert, gilt als Ivankas Meisterstück. Ende Oktober wurde die Eröffnung gefeiert, kurz vor der Präsidentenwahl.
Mit Jared Kushner, wie sie Spross eines Immobilienmoguls aus den New Yorker Vororten, bildet sie ein Power-Paar. Beide haben Verbindungen zur liberalen Elite, die Trump ansonsten schmäht.
Vor allem jedoch zelebrieren sie ihr Dasein als immer perfekt gestylte Familie.
Auch ihr eigenes Unternehmen, das Schmuck, Schuhe und Accessoires vermarktet, liegt nicht mehr in ihrer Verantwortung. Die Marke "Ivanka Trump" litt nach der Wahl unter einem Backlash. Mehrere Handelsketten sortierten die Produkte wegen schlechter Verkaufszahlen aus. Allerdings mobilisierte das Weiße Haus die Trump-Anhänger zum Kauf.
Foto: APAls Geschäftsfrau hatte Ivanka schon seit Jahren Verantwortung für zentrale Großprojekte der Trump Organization. Der Umbau des alten Washingtoner Postamts zum Trump International Hotel, vom Staat geleast und von der Deutschen Bank finanziert, gilt als Ivankas Meisterstück. Ende Oktober wurde die Eröffnung gefeiert, kurz vor der Präsidentenwahl.
Foto: Susan Walsh/ APEr ist 35, politisch unerfahren und ohne erkennbare Überzeugung - dennoch vertraut Donald Trump offenbar niemandem mehr bei der Machtübernahme in Amerika als dem Immobilienunternehmer Jared Kushner.
Loyalität zählt mehr als alles andere im Trump-Reich, und Kushner ist Ehemann von Trumps Tochter Ivanka (hier ein Bild von 2012). Mindestens so wertvoll wie die erfolgreiche Geschäftsfrau und passionierte Rednerin war der Vater dreier gemeinsamer Kinder im Wahlkampf. Beide flankierten den polternden Egomanen mit einem freundlichen Gesicht.
Aber Jared Kushner teilt laut mehreren Porträts einen wichtigen Antrieb mit seinem Schwiegervater: Verbitterung gegenüber der liberalen Kulturelite New Yorks, die ihn trotz reicher Herkunft nie als einen der Ihren akzeptierte. Dass er nun auf der großen Bühne der Sieger steht, scheint er selbst kaum glauben zu können.
Inzwischen gibt es schon offizielle Fotos, die Jared Kushner mit Japans Premier Shinzo Abe parlieren zeigen. Im Weißen Haus genoss er Geheimdienst-Briefings, allen Gesetzen gegen Vetternwirtschaft zum Trotz bekommt er zudem auch einen Posten als Chefberater im Weißen Haus.
Informell hatte er diese Rolle sowieso. Jedenfalls entscheidet Kushner über alle wichtigen Personalien. Er stellte das Übergangsteam zusammen, in dessen Exekutivkomitee er noch sitzt, das beispielsweise den Betreiber der rechten Site "Breitbart" Steve Bannon an die Macht brachte ...
... und nach sechs Monaten "bester Zusammenarbeit" New Jerseys Gouverneur Chris Christie samt dessen Verbündeten abservierte, der als erster prominenter Republikaner zu Trump geschwenkt war und gern Vizepräsident geworden wäre. Christie hatte schon in seiner früheren Eigenschaft als Staatsanwalt mit Kushner zu tun ...
... er brachte nämlich dessen Vater Charles Kushner wegen einer abenteuerlichen Geschichte um Parteispenden für die Demokraten hinter Gitter. Private Rache? Ach wo! Kushners Eltern hatten übrigens ursprünglich Einwände gegen die Ehe ihres Sohns mit einer Trump-Tochter, die dann aber zum jüdischen Glauben konvertierte.
Charles Kushners großzügige Spenden spielten wohl eine maßgebliche Rolle bei der Zulassung des Sohns zur Eliteuniversität Harvard. Während des Studiums spekulierte der nach dem väterlichen Vorbild mit Immobilien. Statt Anerkennung der High Society brachte der Ausflug zur Ivy League nur Gespött, ebenso wie der Kauf des New Yorker Promiblatts "Observer". Lob kommt jetzt stattdessen ...
... von Silicon-Valley-Granden, die Jared Kushners Startup-Manier beim Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz für den Trump-Wahlkampf bewundern. Peter Thiel, der auch an einer Milliarden-Firma von Jareds jüngerem Bruder Josh beteiligt ist, sitzt sowieso im Team Trump. Doch auch ...
... Alphabet-Chairman Eric Schmidt, der sein Wissen als langjähriger Google-Chef für den Sieg Hillary Clintons einsetzen wollte, gibt sich geschlagen: Jared Kushner habe das einfach smarter gemacht. Diese Referenz zählt wohl noch mehr als die Milliardendeals, mit denen sich Kushner schon in jungen Jahren in Trump-Manier einen Namen machte.
Das Prunkstück von Kushner Companies ist seit 2007 - Vater Charles saß gerade im Gefängnis, die Immobilienpreise erreichten ihren Höhepunkt vor dem Kollaps - der ehemalige Tishman Tower an Manhattans Fifth Avenue, in Laufweite zum Trump Tower. Jared Kushner kaufte den Wolkenkratzer für die Rekordsumme von 1,8 Milliarden Dollar auch mithilfe deutscher Geldgeber, und überstand die folgende Krise ohne Pleite.
Schlechter erging es dem Versicherungskonzern AIG, der Kushner zuvor für den gleichen Betrag 17.000 Wohnungen in den Vororten New Yorks und Philadelphias abgekauft hatte. Der musste bald darauf vom Staat gerettet werden.
Loyalität zählt mehr als alles andere im Trump-Reich, und Kushner ist Ehemann von Trumps Tochter Ivanka (hier ein Bild von 2012). Mindestens so wertvoll wie die erfolgreiche Geschäftsfrau und passionierte Rednerin war der Vater dreier gemeinsamer Kinder im Wahlkampf. Beide flankierten den polternden Egomanen mit einem freundlichen Gesicht.
Foto: REUTERSCharles Kushners großzügige Spenden spielten wohl eine maßgebliche Rolle bei der Zulassung des Sohns zur Eliteuniversität Harvard. Während des Studiums spekulierte der nach dem väterlichen Vorbild mit Immobilien. Statt Anerkennung der High Society brachte der Ausflug zur Ivy League nur Gespött, ebenso wie der Kauf des New Yorker Promiblatts "Observer". Lob kommt jetzt stattdessen ...
Foto: Darren McCollester/ Getty Images