Anschlag mit Nowitschok
Russischer Agent gibt im Gespräch mit Nawalny Giftanschlag zu
Kremlkritiker Alexej Nawalny hat nach eigenen Angaben einem Agenten des russischen Inlandsgeheimdiensts FSB ein Geständnis des Giftanschlags auf ihn entlockt. DER SPIEGEL und andere Medien zitieren aus dem Mitschnitt des Telefonats.
Alexej Nawalny (mit seiner Frau Julia): Nowitschok in der Unterhose
Foto: TATYANA MAKEYEVA/ REUTERS
Spektakuläre Wendung im Fall Alexej Nawalny (44): Unter dem Titel "Ich habe meinen Mörder angerufen. Er hat gestanden" veröffentlichte der Kreml-Kritiker am Montag auf Youtube den Mitschnitt eines Telefonats mit dem mutmaßlichen FSB-Agenten. Nawalny gab sich in dem Gespräch am 14. Dezember demnach als Assistent des Chefs des russischen Sicherheitsrats aus, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen. Der Inkognito-Anruf erfolgte, nachdem unter anderem DER SPIEGEL in der vergangenen Woche Rechercheergebnisse veröffentlicht hatte, denen zufolge mindestens acht russische Geheimdienstagenten den Anschlag auf Nawalny verübt haben sollen. Auch dem SPIEGEL liegt der Mitschnitt des Gesprächs zwischen Nawalny und dem FSB-Agenten vor.
Nawalny war im August auf einem Inlandsflug zusammengebrochen. Der mutmaßliche FSB-Mann sagte in dem nun zum Teil veröffentlichten Telefonat, das Gift sei an der Innenseite der Unterhose angebracht gewesen. Nawalny habe den Anschlag nur überlebt, weil der Flug nicht lange genug gedauert habe. Der Pilot hatte damals eine Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk unternommen. Nawalny wurde zunächst dort in ein Krankenhaus gebracht und später in die Berliner Charité geflogen.
Nawalny soll mit einem in der Sowjetunion entwickelten chemischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden sein. Russland hatte wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, nichts zur Aufklärung des Falls beizutragen, und das Vorlegen von Beweisen gefordert. Auf seiner großen Jahrespressekonferenz hatte Kremlchef Wladimir Putin (68) eine Beobachtung Nawalnys durch den Geheimdienst zwar eingeräumt. Für eine Vergiftung seines schärfsten Gegners gebe es aber keinen Grund, hatte der Präsident betont.