Weinempfehlungen vom Sommelier Hipsterstoff von Außenseitern
Ein Franzose in den USA, eine Georgierin allein auf weiter Flur - und eine Widerstandskämpferin.
Von
Jan Konetzki
Bionic Frog, 2008
Zum Entdecken: Der Wilde aus Washington
Bionic Frog, 2008: Syrah, Cayuse, Walla Walla Valley, USA, www.secwines.com; 299 Dollar
Survival Kid: Athénaïs de Béru macht zur Not auch aus Trauben von anderen Winzern tollen Wein
Diese Weine haben gerade Kultstatus. Jedes Jahr werden nur 300 Kisten produziert. Christophe Baron kommt aus der Champagne, ist als Weinmacher um die Welt gereist. Als Praktikant in Australien haben sie ihn Bionic Frog genannt. Im Staat Washington fand er ein Stück Land mit kartoffelgroßen Steinen, schwer zu bewirtschaften. Anfangs wurde er belächelt als erster biodynamischer Winzer, nun nicht mehr. Andere Winzer folgten, nun ist Walla Walla das Napa Valley des Nordens.
Das Klima ist gut für Rotweine, warm am Tag, nachts kühl. Inzwischen liest der Meister die Trauben früher, das gibt den Weinen mehr Frische - statt des sehr intensiven Stils, der ihn vor zehn Jahren berühmt machte. Die Weine sind jetzt trinkbarer. Mit so viel Frucht, Energie und Rauchigkeit ist der 2008er Syrah ein Klassiker zu Schmorbraten und ideal zu Ente à l'Orange. Wenn man ihn bekommt.
Mandili Mtsvane, 2015
Mandili Mtsvane, 2015: Kakheti, Georgien, cuvee3000.com/en/wine/1895; 23,25 Euro
Georgischer Wein ist in. Im Englischen wird er auch Orange Wine genannt. Angeblich gibt es die Qvevri-Methode, Trauben Monate in Tonkrügen in der Erde reifen zu lassen, in Georgien seit 8000 Jahren. Und so lange ist das ein Männergeschäft. Als erste Frau macht Marina Kurtanidze jetzt einen Weißwein in Kakhetien, lachsfarben im Glas, der alles hat, was ein Orange Wine braucht: tolle Textur, raut die Zunge leicht auf, etwas Tannin, erinnert an Tabak, getrocknete Blüten, aber auch saftig, eine spannende Aprikosenfrucht. Die Rebsorte heißt Mtsvane. Viele dieser mit Schale vergorenen Weine können auch sehr trocken, harzig sein. Kurtanidzes eleganter 2015er Mandili hat das alles nicht. Fein texturiert funktioniert er perfekt zu erdigen Kräutern wie Safran oder rustikalen Gerichten.
Deci Dela, 2016
Deci Dela, 2016: Carignan, Athénaïs de Béru, Frankreich, www.buonvino.co.uk; 44 Euro
Athénaïs de Béru ist eine junge Weinmacherin aus dem Chablis. 2016 gab es sehr spät Frost. Sie verlor in einer Nacht fast die gesamte Lese. Statt das auszusitzen, stieg sie in ihr altes Auto und kaufte Trauben im Süden, im Languedoc-Roussillon, bei Gütern, die wie sie biodynamisch produzieren. Abgefüllt hat sie sie im Burgund unter "deci dela" (hier und dort). Das Label des Jahrgangs gleicht einem Vogel, der die Flügel spannt, als Zeichen, dass da Freiheit ist, wenn man sie sich nimmt. Es sind raffinierte Landweine mit weniger Alkohol, frisch kräutrigen Noten, samtigen Tanninen, gut zu trinken, haben aber mehr Kante als ein Pinot - unglaublich guter Stoff. Geht schon zum Frühstück, zu gebratener Blutwurst, Bacon und Baked Beans.