

Weinempfehlungen vom Sommelier Mutige Winzer aus der Mittelmeerregion
Türkei, Griechenland, Israel: Drei mutige Spezialisten aus der Newcomer-Region des Mittelmeerraums.
Zum Entdecken: Große Ambitionen
In London findet man mehr und mehr türkische Weine. 2013 habe ich in Istanbul in zwei Tagen etwa 240 davon verkostet und kennengelernt. Er war Investmentbanker, sprach Französisch und sagte: Ich will das beste Weingut in der Türkei aufbauen. Heute heißt es Chateau Kalpak. 1993 hat er seine ersten Reben gepflanzt, gut drei Stunden von Istanbul entfernt. Der 2010er ist sein erster Wein, Kalecik Karasi eine alte anatolische Rebsorte. Sie sorgt für Kante, Säure, Tannin, mit Merlot, plüschig, pflaumig, ergibt das einen aufregenden Wein. Erinnert an Bordeaux, nur mit südlichen Noten, getrockneten Kräutern, sehr elegantem Holz, Mokka, Schokolade, Nelke. Gut zu gerösteter Paprika, Lamm am Spieß.
Zum Mitreden: Miglykos war gestern
68 Kilometer vom Olymp entfernt liegt Tyrnavos in Thessalien, vier Autostunden nördlich von Athen. Christos Zafeirakis führt das Weingut in der vierten Generation. Er hat eine alte Rebsorte, fast ausgestorben, Limniona, wiederentdeckt. Viele junge Winzer pflanzen sie jetzt, wollen weg vom schroffen griechischen Wein. Ich bin ganz fasziniert von der Traube: etwas blasser in der Farbe, hat Frische, Tannin, Griechenlands Antwort auf Pinot noir.
Das ist ja ein warmes, sonniges Land, da reifen Trauben schnell, haben leicht zu viel Alkohol, der 2015er hat aber nur 13 Prozent.
Zafeirakis war im Piemont, in Südtirol, der Toskana, hat in Mailand Önologie studiert - und auch international viel Lob bekommen. Sein Wein hat Veilchen-, Blütennoten, tolle Komplexität. Zu Hirschfilet mit dunklen Beeren. Ein wirklich eleganter Wein - und dazu sehr günstig.
Zum Versacken: Galiläas Superstar
Israel ist immer für eine Weinüberraschung gut. Gaby Sadan etwa, im Burgund ausgebildet, war Winemaker bei Golan Heights und ist jetzt ein Superstar in Galiläa. Seit 2009 keltert er im Norden, an der Grenze zum Libanon, mutig. Auf 800 Metern liegen seine Shvo Vineyards, am Fuß des Berges Meron, der insgesamt 1208 Meter hoch ist und so viel Regen abbekommt wie sonst kaum ein Fleck im Land. Vom Mittelmeer kommt kühler Wind. Das Terroir ähnelt dem der Loire. Sein Chenin blanc zählt zu den teuersten aus Obergaliläa, ist auf natürlicher Hefe vergoren. Nur Kleinstmengen füllt er ab. Die Rebsorte erinnert an roten Apfel, Birne, Feuerstein. Der 2016er hat viel Frische, Rückgrat, passt perfekt zu Süßsalzigem: Jakobsmuscheln, Couscous, hält selbst Currygerichten stand.