

Empfehlungen vom Sommelier Vom Ur-Schampus und anderen aufregenden Weinen
Zum Mitreden: Ur-Schampus
Charles Heidsieck Charlie Brut Millésimé, 1981: Champagne, Frankreich vineasvini.ch, 449 Euro
Bevor Champagner zum berühmten Schaumwein wurde, wollte ihn kaum einer trinken, weil es ein dünner, leichter, saurer Wein war. Die Region lebte eigentlich eher von der Textilindustrie. 1851 gründete Charles Heidsieck sein Champagnerhaus, er war eine Art Rockstar der Branche und einer der Ersten, der Champagner in den Vereinigten Staaten bekannt machte. Der 1981er Charles Heidsieck schmeckt eher wie alter Weißwein, bernsteinfarben, kaum Perlage, aber viel Geschmack: kandierte Orange, Mürbeteig, erdige Noten, sehr samtig und frisch. Kühl trinken, bei zehn bis zwölf Grad, im Weißweinglas. Toll zu Pasta mit weißem Trüffel, Parmesan.
Zum Entdecken: Rekord-Port
Garrafeira Vintage Port, 1863: Niepoort, Portugal, niepoort-vinhos.com, Preis auf Anfrage
Das ist einer der aufregendsten Weine, die man sich einschenken kann. 1863 wird nachgesagt, dass es ein sehr guter Jahrgang im Douro war. Der erste Portwein, den die Niepoorts jemals gemacht haben. Erst im Holzfass gelagert, 1905 umgefüllt in einen großen Glasbehälter und mehr als 100 Jahre weitergereift. Eine Rarität. Jetzt gibt es fünf 1,5 Liter-Decanter, eigens angefertigt von Lalique. Einer wurde im März bei Sotheby's in Hongkong versteigert für 118.000 Euro, damit ist es der teuerste Portwein der Welt. Als Dirk van der Niepoort zwei kleine Flaschen zur Verkostung öffnete, nahm der Duft den ganzen Raum ein: Vanille, Gewürze, Waldfrüchte, Tabak, getrocknete Blüten. Er hat 14 Prozent, eine leichte, elegante Süße. Wie man ihn trinkt? Allein! In einem großen Glas, 14 Grad, hinsetzen und zusehen, wie das Feuerwerk losgeht.
Zum Versacken: High-Score
Eisele Cabernet Sauvignon, 2013: Napa Valley, USA, uk.kkwine.dk, 536 Euro
Im Norden des Napa Valley gibt es nicht so viele spannende Weingüter - außer Eisele. 2013 hat der französische Milliardär François Pinault das Gut gekauft, die Vorgänger hatten es schon auf biodynamisch umgestellt. Winzerin Hélenè Mingot (43) hat ein Händchen für vielschichtige elegante Weine. Das Terroir liegt am Fuß der Palisades. Weil das Gebirge so nah ist, wird es nachts sehr kühl, das Spiel zwischen warmem Tag und kühler Nacht sorgt dafür, dass die Säure erhalten bleibt. Die Weine werden in Barrique ausgebaut, haben viel Sonne, Frucht, in 20 Jahren mehr Eleganz, Milde, fast mediterran. Schmecken aber schon jetzt, nach dunkler Kirsche, Mokka, Schokolade, Salbei, haben kräftige Tannine. Kritiker Robert Parker gab diesem Cabernet Sauvignon 100 Punkte. Eineinhalb Stunden dekantieren, bei 16 Grad - zu Steak, gebackenen Tomaten mit Thymian, Lamm.