Empfehlungen vom Sommelier Drei Weine zum Entdecken, Mitreden und Versacken
Zum Entdecken: Coole Avantgarde

Odinstal Riesling Basalt, 2015: Wachenheim, Pfalz, weine-feinkost.de; 38 Euro
Johann Ludwig Wolf, Bürgermeister von Wachenheim, verzockte sein idyllisches Gut, mitten im Wald gelegen. 1998 kaufte es der Mannheimer Unternehmer Thomas Hensel, heute wächst auf 350 Metern am Fuß des Pechsteinkopfs ein Spitzenwein, biodynamisch. Das vulkanische Gestein schmeckt man: ein Hauch Apfel, grüner Pfirsich, Pampelmuse, mineralisch, leicht salzig - kolossal. Alles Störende hat Kellermeister Andreas Schumann weggehauen. Avantgarde im Glas, dekantiert, bei zehn bis zwölf Grad, perfekt etwa zu Thunfischtartar mit schwarzem Sesam, im Burgunderglas. Wer Riesling eiskalt mag, gibt (statt Eiswürfeln) gefrorene Trauben ins Glas - die schmelzen nicht.
Zum Mitreden: Die Hocheinsteiger

Rumbo Al Norte - Comando G S.L., 2012: Sierra de Gredos, Spanien, flaschenpost.ch; 110 Euro
Drei Winzer, jeder mit eigener renommierter Bodega, 90 Kilometer westlich von Madrid, mischen gerade die Szene auf. Sie haben sich zusammengetan, um Garnacha oder auf Französisch Grenache, eine Rotweinrebsorte, nach vorn zu bringen: Der Parker belohnt Fernando García, Daniel Jiménez-Landi und Marc Isart regelmäßig mit Bestnoten. Comando G gilt als eines der vielversprechendsten Winzerprojekte der jungen Szene Spaniens. "Las uvas de la ira" (Trauben des Zorns) heißen die Weine oder eben "Rumbo al Norte" (Richtung Norden). Spezialität am Fuß der Sierra de Gredos: alte Rebstöcke auf 1200 Metern, sehr karge Granitböden. Grenache, bekannt als Hauptrebsorte der Spitzenweine im Châteauneuf-du-Pape, läuft in der Lage zu neuen Höhen auf: Der 2012er ist rubinroter Gebirgswein, mineralisch-karg, nicht sehr holzig, ausgewogen, elegant. Weltklasse. Dekantiert (bei 14 bis 16 Grad) grandios zu Wolfsbarsch mit mediterranen Kräutern.
Zum Versacken: Letzte Bergbastion

Montagnieu, 2016: Domaine Peillot Altesse Roussette de Bugey, Frankreich, wine-searcher.com; 22,47 Euro
Noch so eine Gegend, völlig ab vom Schuss, aus der man mal etwas probieren sollte: Bugey, das letzte Aufbäumen der Berge in Frankreich, hat tolle kühle Jura-Böden mit viel Mineralität. Winzer Franck Peillot macht daraus schöne, stille Weine: Sein 2016er aus der alten Rebsorte Altesse ist ein kühler, frischer, alpiner Weißwein, leichte Säure, etwas Orangenschale, reife Äpfel, Quitte, ohne die Jura-Salzigkeit, ein unaufdringlicher Tropfen, der fast an eleganten Chardonnay erinnert und teurer schmeckt, als er ist. Reif und frisch zugleich, man kann (acht bis zehn Grad kühl, dekantiert) auch mehr von ihm trinken - zu Bergheukäse, einer Brotzeit.